Kritik von Kirche und AfD: Ärger um Moschee in Regensburg

2.2.2018, 05:54 Uhr
So soll das neue Gemeindezentrum samt Minarett in Regensburg nach einer Computeranimation des Architekturbüros Sedat Yilbirt aus Königsbrunn (Landkreis Augsburg) aussehen.

© Architekturbüro Sedat Yilbirt So soll das neue Gemeindezentrum samt Minarett in Regensburg nach einer Computeranimation des Architekturbüros Sedat Yilbirt aus Königsbrunn (Landkreis Augsburg) aussehen.

Die Baugenehmigung für die Anlage im Osten der Stadt ist bereits erteilt. Im März will die Gemeinde ihre Pläne der Öffentlichkeit vorstellen. Demnach ist das dazugehörige Minarett schmal und nicht begehbar.

Ditib war in der jüngsten Vergangenheit im Zusammenhang mit der politischen Entwicklung in der Türkei nach dem Putschversuch 2016 und dem Umgang von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan mit Kritikern verstärkt in die Schlagzeilen geraten. Es gab Spionagevorwürfe. Diese Ermittlungen hat die Bundesanwaltschaft aber im vergangenen Dezember eingestellt. Ditib-Imame werden von der staatliche-türkischen Religionsbehörde Diyanet nach Deutschland entsandt, die direkt Erdogan unterstellt ist.

Die Ditib-Vereine selbst betonen stets ihre politische Unabhängigkeit, so auch in Regensburg. Man habe nichts mit Politik zu tun, heißt es dort. So wie im bisherigen Gemeindezentrum, würden auch im neuen die Türen für Besucher offen stehen. Den Dialog mit anderen Religionsgemeinschaften werde man ebenfalls engagiert fortsetzen.

Unterschied zu Kirchenglocken

Die rechtspolitische AfD, die im Regensburger Stadtrat keinen Vertreter sitzen hat, ist da sehr skeptisch. Der bayerische Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Martin Sichert erklärte zu dem Vorhaben in Regensburg, Ditib falle "immer wieder durch Islamismus, Antisemitismus und Christenfeindlichkeit auf". CSU und SPD in Regensburg setzten darauf, dass es keine Probleme geben werde. "Wer sich auf Versprechungen verlässt und hofft, dass schon alles irgendwie klappt, verhält sich naiv und verrät dadurch unsere freiheitliche Gesellschaft, in der beispielsweise Frauen und Homosexuelle vielfältige Rechte besitzen, Rechte, die der Islam ihnen abspricht", so der AfD-Politiker.

Den Umstand, dass Ditib in Regensburg wie in anderen Städten seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner bei Fragen der Integration und des interreligiösen Dialogs ist, ignoriert Sichert vollkommen. Der Regensburger evangelische Regionalbischof Hans-Martin Weiß hat gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) darauf hingewiesen, dass mit der Baugenehmigung für die neue Regensburger Moschee "die Diskussion in der Stadt erst einmal eröffnet ist". Bis dahin habe die noch nicht stattgefunden.

Der Symbolgehalt eines Minaretts dürfe, so Weiß, nicht unterschätzt werden. Der muslimische Gebetsruf - in Regensburg soll er gar nicht erklingen — sei ein "Glaubensbekenntnis" mit einem "Exklusivanspruch" für das gesamte Areal um die Moschee herum. Kirchenglocken dagegen seien nur ein Klangsignal und ein Ruf zum Gebet an Gläubige wie Nicht-Gläubige. Darin liege ein wesentlicher Unterschied.

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