Ladenschluss: In Bayern ist eine Flexibilisierung längst überfällig

5.6.2019, 15:25 Uhr
Von Montag bis Samstag haben die Geschäfte in Bayern bis 20 Uhr geöffnet - am Sonntag sind sie komplett geschlossen. Die FDP will das nun ändern.

© Bernd Wüstneck/ZB/dpa Von Montag bis Samstag haben die Geschäfte in Bayern bis 20 Uhr geöffnet - am Sonntag sind sie komplett geschlossen. Die FDP will das nun ändern.

Der Disput um verlängerte Ladenöffnungszeiten wird von gewissen Gruppen mit beinahe religiösem Eifer geführt. Eine emotionalisierte Debatte ist da allerdings völlig unangebracht, den Emotionen stehen stets einem nüchternen Urteil im Weg. Und das kann nur lauten: In Bayern ist eine Flexibilisierung längst überfällig. Dabei ist das Argument, dass längere Ladenöffnungszeiten in anderen Bundesländern längst gang und gäbe sind, noch das schwächste.


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Vielmehr muss man sich die Lebensrealität im Jahr 2019 vor Augen halten: Bereitschaft zur Schichtarbeit, Nachtarbeit, ständige Erreichbarkeit auch nach Feierabend, Überstunden, flexible Arbeitszeiten, Einsatz am Wochenende – all das wird bei Arbeitnehmern vorausgesetzt.

Und die allermeisten kriegen das irgendwie hin, oft noch mit (oder sogar trotz) Familie. Wer dann nach 17 oder 18 Uhr vom Arbeitsplatz aus den Heimweg antritt, steht vielerorts im Stau. So lange, bis auch das letzte Geschäft geschlossen ist. Und muss zwangsläufig zu Discountern ausweichen, die bis 20 Uhr auf haben. Muss das so sein?

Es geht auch anders

Nein, das geht weitaus flexibler, ohne dass der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet wird. Schließlich lässt sich eine Reform ganz sanft einleiten, niemand will den Sonntag als arbeitsfreien Tag in seiner Gänze abschaffen. Aber für gewisse Branchen wäre es vorteilhaft, wenigstens die Möglichkeit zu haben, sonntags für ein paar Stunden die Türen für ihre Kunden zu öffnen. Oder nach 20 Uhr unter der Woche.


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Alle Welt schimpft auf den Verbraucher, der sich immer mehr im Internet bestellt und so dem Einzelhandel und dem kleinen Laden um die Ecke die Luft zum Atmen nimmt. Was, wenn jeder Ladenbesitzer selbst entscheiden können, wann er öffnet und wann nicht? Damit hätten zum Beispiel kleinere Märkte, Fachgeschäfte oder die darbenden Buchhandlungen bessere Chancen, sich gegen große Ketten zu behaupten. Sie könnten freiwillig dann öffnen, wenn deren Filialen geschlossen sind. Das ist nicht die Lösung all ihrer Probleme. Aber es ist eine Chance, die bislang nicht besteht.

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