Limoges-Haus: Der Bezirk ist verärgert über Fürth

13.6.2016, 16:00 Uhr
Limoges-Haus: Der Bezirk ist verärgert über Fürth

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Wolf Dieter Enser kann seine Enttäuschung kaum verbergen: „Es wäre schön gewesen, wenn sich vor der Entscheidung alle vier Partner an einen Tisch hätten setzen können – so, wie wir das in der Vergangenheit immer getan haben“, betont der Sprecher des Bezirks Mittelfranken und Referatsleiter für die Partnerschaften.

Geschehen ist dies nicht. „Wir haben nur eine kurze E-Mail aus Fürth bekommen, in der uns mitgeteilt wurde, dass der Stadtrat die Schließung beschlossen hat“, erzählt Enser.

Das Lim-Haus wurde bisher von vier Partnern finanziert. Die Stadt Fürth und der Bezirk Mittelfranken steuerten jeweils 35 000 Euro bei, die Stadt Limoges und die Region Limousin jeweils 25 000.

„Bürgermeister Émile-Roger Lombertie hat mir bei einem Empfang mitgeteilt, dass die Finanznot der Stadt so groß ist, dass sie auf einer sofortigen Schließung des Lim-Hauses bestehen muss“, erzählt Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD). Als Kompromiss habe man den Franzosen abringen können, die Einrichtung noch bis Ende 2016 zu erhalten.

Dann ist definitiv Schluss. „Wir können das Lim-Haus ja nicht ohne den Willen der Stadt Limoges betreiben“, meint Jung. Deshalb hat der Fürther Stadtrat das Ende der Einrichtung beschlossen. Als alleiniger Geschäftsführer kann das die Stadt auch ohne Zustimmung der anderen Geldgeber tun.

Françoise Tintou von der Stadt Limoges erzählt die Geschichte allerdings etwas anders: Demnach hat OB Jung selbst das ständige Defizit der Einrichtung zur Sprache gebracht. Gemeinsam seien die beiden Stadtoberhäupter übereingekommen, dass eine kostendeckende Finanzierung nicht mehr möglich sei.

Erst 2015 hatte sich Limoges noch bereiterklärt, 5000 Euro mehr für das Lim-Haus zu zahlen. „Eine große Herausforderung für uns. Die Zuwendungen des Staates sind zurückgegangen, der Haushalt der Stadt hat sich deutlich verringert, viele Subventionen sind reduziert oder ganz gestrichen worden“, verdeutlicht Tintou.

Für die Stadt Limoges sei es allerdings unmöglich, das Defizit des Lim-Hauses auszugleichen und künftig einen noch größeren Beitrag zu zahlen. „Sie sehen also, dass wir nicht geplant hatten, das Lim-Haus nicht mehr zu unterstützen“, betont Tintou.

Fritz Körber, der langjährige Partnerschaftsbeauftragte des Bezirks, bedauert die schnelle Entscheidung: „Es wäre dann vielleicht kein Limoges-Haus mehr gewesen, aber ein Limousin-Haus wäre noch möglich gewesen.“ Körber pflegt intensive Kontakte ins Limousin und empfindet die Schließung als „enttäuschend, bedauerlich und schmerzlich“.

„Das Lim-Haus war eine wichtige Anlaufstelle für die Partnerschaft und die Völkerverständigung“, betont er. Viele Menschen hätten jede Menge Herzblut hineingesteckt. „Aber offenbar gab’s in Fürth schon länger einige, die sich die Ausgaben gerne gespart hätten“, glaubt er.

„Das Lim-Haus hatte nicht den wirtschaftlichen Erfolg und den Zuspruch, den man sich erhofft hätte. Die Erwartungen haben sich nie erfüllt“, bekennt OB Jung. In den nächsten vier Jahren wird die Stadt die Schulden der Einrichtung abzahlen. Dann will man einen Teil der bisher 35 000 Euro im Jahr in Austauschprogramme mit den Partnerstädten stecken.

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