Lockerungen für Kneipen: So lief der erste Abend in Nürnberg

21.9.2020, 05:50 Uhr
Lockerungen für Kneipen: So lief der erste Abend in Nürnberg

© Robin Walter

Neue Lockerungen ermöglichen es ab sofort Bars und Kneipen, ihre Gäste auch wieder im Innenbereich begrüßen zu dürfen. Im Herbst und Winter wird es in den kleinen Biergärten der Nürnberger Bars bei Kälte und Regen ungemütlich. Die Lockerungen scheinen daher eine Erleichterung für Nürnbergs Kneipiers zu sein, doch tatsächlich können nur Wenige die Öffnungen auch umsetzen.

Dominik Haas, Besitzer der Mono Bar, kann trotz der neuen Regelung seinen Innenbereich nicht öffnen. Zu wenig Platz habe er in seinem Laden, um ein vernünftiges Hygienekonzept umzusetzen. Noch müssen Kneipengänger im Mono Bar Biergarten auf dem Gehsteig ihr Bier trinken. "Das läuft aktuell noch ganz gut, liegt aber auch nur an dem guten Wetter", berichtet Haas, "sobald der Herbst einschlägt, kann das aber wieder ganz anders aussehen." Seit den Schließungen im März könne Haas nur von Woche zu Woche planen, die existenzielle Bedrohung ist für den Nürnberger Kneipier allgegenwärtig: "Ich weiß nicht, wie mein Geschäft im Herbst und Winter aussehen wird. Biergarten im Schnee und unter Heizpilzen?"

Mono Bar Gast Claus sieht das ähnlich: "Heizpilz und Co. können auf Dauer keine Lösung sein. Sollte es wirklich so kommen, dann finden meine Kneipenabende wieder online mit meinen Freunden im Videochat statt, darin sind wir nach dem Lockdown im März schon geübt", scherzt Claus. Die Einschränkungen für Gaststätten treffen ihn nicht nur im Privaten, sondern auch beruflich: Claus ist selbstständiger Musiker und Veranstalter. "Konzerte in Innenräumen gehen aktuell gar nicht. Wenn du vor 1000 Menschen spielen möchtest, dann brauchst du quasi die Fläche für ein Konzert vor 20.000 Leuten, allein um die Auflagen einhalten zu können", klagt Claus.


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Auf der anderen Seite der Innenstadt profitiert derweil Kneipier Carlo Porcedda von den neuen Regelungen. Der Chef der Rocklounge Endreß konnte in den letzten Monaten nur einen kleinen Außenbereich hinter seiner Kneipe bedienen. Nun aber nimmt der Betrieb im Innenraum wieder Fahrt auf. "Ich bin wirklich sehr glücklich über die Neuregelungen", sagt Porcedda sichtlich euphorisch, "allerdings musste ich einiges ändern. Ich darf niemanden mehr an der Theke bedienen und Darts spielen ist auch verboten." In seiner Kneipe finden nun bis zu 40 Menschen Platz, normalerweise würden in die Rocklounge bis zu 80 Menschen passen. "Ich habe vermutlich verhältnismäßig Glück in der Krise gehabt. Meine Stammgäste unterstützen mich wo es nur geht und auch mein Vermieter hat mich finanziell nicht unter Druck gesetzt", so der Gastonom, "nach über einem halben Jahr findet nächste Woche in der Rocklounge endlich mal wieder ein Stammtisch statt. Ich freu mich darauf!"

Auch im Downtown stehen alle Zeichen auf Veränderung. Besitzer Michael Weghorn sieht in der Corona-Krise positive Aspekte für Kneipiers: "Wir als Kneipenbetreiber wurden durch Corona dazu gezwungen, kreativer zu werden und ein bisschen mehr out of the Box zu denken." Die Kellerbar in der Nürnberger Altstadt ist ebenfalls seit März lediglich ein kleiner Biergarten vor dem Eingang. Weghorn hat sich schon vor den Lockerungen Gedanken gemacht, wie ein Innenkonzept aussehen könnte und ist bestens auf die Wiederöffnung seiner Bar vorbereitet. "Je nach Wetter werden wir ab nächster Woche unseren Innenbereich wieder öffnen.

Wir haben gemeinsam mit einem Schreiner ein Separee-Konzept erarbeitet. Mit Plexiglas- und Holzabtrennungen zwischen den Tischen versuchen wir einerseits die Hygienevorschriften bestmöglichst umzusetzen und andererseits unseren Gästen ein relativ offenes Raumkonzept anzubieten", berichtet der Kneipier. Vor Corona fanden in der Nürnberger Kult-Kneipe bis zu 60 Personen Platz, durch die bauliche Veränderung im Downtown kann nun knapp ein Viertel der Gäste wieder bedient werden. Den Außenbereich will Weghorn vorerst weiterhin betreiben, jedoch sind Heizpilze im Winter für ihn ein absolutes No-Go.


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Die Nürnberger Kneipenbesitzer zeigen sich sehr zufrieden über die Zusammenarbeit mit der Stadt. Sie habe durch schnelle und unbürokratische Unterstützung den Kneipiers viele Existenzen gesichert. "Durch Pop-Up-Biergärten konnte die Stadt Hotspots entzerren und uns Gastronomen ein Geschäft ermöglichen", erklärt Weghorn. Auch Mono Bar-Chef Haas war überrascht, dass die Stadt seinen Biergarten so schnell genehmigt hat.

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