Niedrigster Wert seit der Wiedervereinigung

Marke von 3000 unterschritten: Immer weniger Apotheken in Bayern

8.10.2021, 08:20 Uhr
Die Anzahl der Apotheken in Bayern ist stark gesunken und liegt auf dem niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung.

© Daniel Peter/epd Die Anzahl der Apotheken in Bayern ist stark gesunken und liegt auf dem niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung.

„Diese Entwicklung muss gestoppt werden“, sagt Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes (BAV). Dabei sieht er unter anderem die nächste Bundesregierung in der Pflicht. „Egal wie die künftige Koalition aussieht, sie muss diese Herausforderung angehen und Rahmenbedingungen schaffen, die die Übernahme oder Neugründung einer Apotheke wieder attraktiv machen“.

Als einen der Hauptgründe für rückläufige Apothekenzahlen nennt Hubmann schwierige Rahmenbedingungen. Daher wagten immer weniger junge Apothekerinnen und Apotheker den Sprung in die Selbständigkeit. Inzwischen werde es sogar für gutgehende, wirtschaftlich gesunde Apotheken schwierig einen Nachfolger zu finden, wenn der Inhaber in den Ruhestand geht.

Durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes im Jahr 2016 hatten Arzneimittelversandhändler mit Sitz im EU-Ausland massive Wettbewerbsvorteile gegenüber den öffentlichen Apotheken. Das war für viele junge Pharmazeuten ein Hinderungsgrund, eine Apotheke zu übernehmen oder neu zu gründen. „Da hat der Gesetzgeber Ende des vergangenen Jahres in weiten Teilen nachgebessert. Die Wirkung des Gesetzes muss sich aber erst noch entfalten“, sagt der BAV-Vorsitzende.

Weniger Bürokratie und mehr Vergütung nötig

Für die Zukunft müssten jedoch weitere Perspektiven geboten werden. Dazu zählten eine bessere Vergütung, als auch der Abbau von Bürokratie bei der Abgabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln. Hans-Peter Hubmann richtet daher die Forderung an die Bundespolitik, die Abgabeerleichterungen, die während der Pandemie eingeführt wurden, künftig beizubehalten. „Apothekerinnen und Apotheker haben damit die Möglichkeit, ihr Fachwissen einzusetzen. Sie können Patienten bei Lieferschwierigkeiten von Arzneimitteln schnell und unkompliziert versorgen, und müssen keine wirtschaftlichen Einbußen befürchten“.

Auch die Einführung bezahlter pharmazeutischer Dienstleistungen sieht Hubmann als Chance, den Apothekerberuf wieder attraktiver zu machen. Dazu zählten etwa die intensive Beratung zu bestimmten medizinischen Hilfsmitteln, Präventionsleistungen oder ein anspruchsvolles Arzneimittelmanagement für Patienten, die mehrere Arzneimittel benötigen. Die finanziellen Mittel für pharmazeutische Dienstleistungen sind sogar gesetzlich bewilligt. Allerdings weigern sich die Krankenkassen bislang, auf die Angebote der Apothekerschaft einzugehen.

Ein weiterer Grund für sinkende Apothekenzahlen ist der Fachkräftemangel. Es werde für Apotheken immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Auf Dauer kann die Arbeit in der Apotheke jedoch nicht alleine bewältigt werden. „Eine Lösung wäre, die Anzahl der Pharmaziestudienplätze zu erhöhen“, sagt Hubmann. Das müsse auf Länderebene geschehen.

Mehr Menschen brauchen auch mehr Apotheken

Gerade die Corona-Pandemie hat die Bedeutung der Apotheken vor Ort gezeigt. Sie blieben in allen Krisenphasen geöffnet und haben die Bevölkerung schnell und wohnortnah mit Arzneimitteln versorgt. Apotheken haben zudem innerhalb kurzer Zeit zusätzliche Versorgungsaufgaben übernommen, wie die Herstellung von Desinfektionsmitteln, als diese knapp wurden, die Versorgung mit Schutzmasken, die Durchführung von Antigentests oder die Versorgung mit Covid-19 Impfstoffen.

Derzeit liegt die Versorgungdichte bei rund 23 Apotheken pro 100.000 Einwohner im Freistaat. Damit liegt sie deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 32 Apotheken pro 100.000 Menschen. „In Bayern wächst die Bevölkerung, wie die jüngst veröffentlichten Zahlen des Bayerischen Landesamtes für Statistik zeigen. Deren Arzneimittelversorgung muss gesichert bleiben. Wir brauchen also mehr Apotheken, nicht weniger“, zieht der BAV-Vorsitzende Fazit.

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