Massaker in Nürnberger Disko, Mord in Erlangen

16.11.2011, 08:04 Uhr

Die rechte Gewalt erreichte ihren Höhepunkt insbesondere nach der deutschen Wiedervereinigung etwa in Hoyerswerda, Rostock, Solingen oder in Mölln. Doch bereits Jahre zuvor kam es immer wieder zu brutalen Straftaten von Neonazis und Rechtsradikalen – meist mit tödlichen Folgen für die Opfer.  Einige Beispiele bisheriger Verbrechen seit den 80er Jahren:

22. August 1980 – Brandanschlag, Hamburg: Zwei Vietnamesen sterben bei dem Anschlag der rechtsextremistischen „Deutschen Aktionsgruppen“ auf ein Ausländerwohnheim.

26. September 1980 – Bombenanschlag, München: Bei dem Anschlag des Rechtsextremisten Gundolf Köhler auf das Oktoberfest sterben 13 Menschen – darunter auch der Attentäter. Mehr als 200 Menschen werden verletzt. Bis heute gibt es Zweifel, ob Köhler wirklich ein Einzeltäter war.

19. Dezember 1980 – Hinrichtung, Erlangen: Der jüdische Verleger Shlomo Lewin und seine Lebensgefährtin Frida Poeschke werden mit gezielten Pistolenschüssen niedergestreckt. Der Mörder wird nicht gefasst, in Verdacht gerät ein Mitglied der verbotenen rechtsextremistischen „Wehrsportgruppe“.

25. Juni 1982 – Amoklauf, Nürnberg: Der Neonazi Helmut Oxner erschießt in einer Diskothek drei Ausländer und verletzt drei Menschen schwer. Am Ende bringt er sich auch um.

8. Januar 1984 – Brandanschlag, München: Sieben Menschen werden bei dem Anschlag der rechtsradikalen „Gruppe Ludwig“ auf einen Nachtclub verletzt – eine Frau stirbt an den Folgen.

24. Juli 1985 – Übergriff, Hamburg: Drei Neonazis erschlagen den 29 Jahre alten Türken Mehmet Kaymakci nach einem Streit in einem Wirtshaus.

3. Februar 1987 – Mord, Hannover: Junge Rechtsradikale bringen den 17 Jahre alten gleichgesinnten Gerd-Roger Bornemann um. Das Gericht spricht von „Lust an körperlicher Misshandlung.“

17. Dezember 1988 – Brandanschlag, Schwandorf: Der Rechtsextremist Josef Saller steckt ein Wohnhaus in Brand, in den Flammen sterben drei türkische und ein deutscher Bewohner.

25. November 1990 – Überfall, Eberswalde (Brandenburg): Der Angolaner Amadeu Antonio Kiowa wird von mehreren Neonazis brutal zusammengetreten und erliegt wenige Tage den schweren Verletzungen. Er war eines der ersten Todesopfer rassistischer Gewalt nach der Wiedervereinigung.

17. bis 23. September 1991 – Ausschreitungen, Hoyerswerda (Sachsen): Hunderte Rechtsextreme greifen Asylbewerber in ihren Unterkünften mit Pflastersteinen und Molotow-Cocktails an. Es gibt 32 Verletzte, etwa 230 Ausländer verlassen die Stadt.

22. August 1992: Ausschreitungen, Rostock: Rund 400 Jugendliche belagern fast eine Woche die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber im Plattenbaugebiet Lichtenhagen. In der dritten Krawallnacht werfen Rechtsradikale unter dem Beifall der weit über 1000 Schaulustigen Brandsätze. Mehr als 100 Vietnamesen und einige Deutsche retteten sich in letzter Sekunde.

23. November 1992 – Brandanschlag, Mölln (Schleswig-Holstein): Zwei junge Rechtsextreme werfen Molotow-Cocktails in zwei Wohnhäuser in Mölln. In den Flammen sterben die 51-jährige Bahide Arslan, ihre zehnjährige Enkelin und ihre 14 Jahre alte Nichte.

29. Mai 1993 – Brandanschlag, Solingen (Nordrhein-Westfalen): Vier Männer setzen das Haus einer türkischen Großfamilie in Brand. Die 27-jährige Gürsün Ince springt aus dem Fenster in den Tod, ihre Schwägerin Hatice Genc (18) und drei Mädchen im Alter von vier, neun und 13 Jahren sterben in den Flammen.

12. Februar 1999 – Tödliche Hetzjagd, Guben (Brandenburg): Auf der Flucht vor rechtsextremen Jugendlichen springt der Algerier Omar Ben Noui durch eine Glastür. Der 28-Jährige verblutet.

11. Juni 2000 – Mord, Dessau (Sachsen-Anhalt): Der Mosambikaner Alberto Adriano wird im Park von drei Neonazis zusammengetreten, fällt ins Koma und stirbt drei Tage später im Krankenhaus. Als Reaktion schließen sich mehrere deutsche Musiker als „Brothers Keepers“ zusammen und nehmen im Gedenken an Adriano einen gleichnamigen Song auf.

9. Juni 2004: Bombenanschlag, Köln: Bei der Explosion einer selbst gebauten Nagelbombe werden 22 Menschen, hauptsächlich Türken, verletzt. Die Bundesanwaltschaft ermittelt in dem Fall gegen mutmaßliche Terroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“.

1. Juli 2009 – Mord, Dresden: Die schwangere Ägypterin Marwa El-Sherbini wird mitten in einem Prozess am Landgericht von dem Angeklagten angegriffen und mit mindestens 18 Messerstichen getötet. Die Staatsanwaltschaft nannte den Täter einen „fanatischen Ausländerfeind“.

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