Mega-Verlust beim ÖPNV: VAG-Vorstand fordert staatlichen Schutzschirm

27.5.2020, 21:58 Uhr
Momentan erreicht die VAG nur 40 bis 50 Prozent der normalen Fahrgastzahlen. Selbst bis Ende des Jahres wird keine komplette Normalisierung erwartet.

© Roland Fengler, NNZ Momentan erreicht die VAG nur 40 bis 50 Prozent der normalen Fahrgastzahlen. Selbst bis Ende des Jahres wird keine komplette Normalisierung erwartet.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die VAG ein Minus von 70 Millionen Euro, was nach viel klingt, aber nicht unüblich ist für kommunale Verkehrsbetriebe. Wie auch anderswo wurde der Verlust durch die Gewinne im Energiesektor, hier also bei der N-Ergie, ausgeglichen. "Jetzt sind die Verluste aber explodiert", verdeutlicht Hasler. Das Minus ist ohne staatliche Unterstützung nicht wettzumachen.

Zum Höhepunkt der Krise fanden sich nur 20 Prozent der sonst üblichen Fahrgäste in Bussen und Bahnen wieder, die VAG-Angestellten waren aber weiter alle im Dienst, der Großteil des Angebots wurde aufrechterhalten. Auch jetzt ist man erst bei 40 bis 50 Prozent des normalen Aufkommens angelangt. "Auch Ende des Jahres sind wir noch nicht im Regelbetrieb. Wir wären froh, wenn wir dann auf 80 bis 90 Prozent der Fahrgäste kommen", erwartet Hasler. Eine Erhöhung der Fahrpreise wäre derzeit völlig kontraproduktiv. Deshalb bleibe nur noch die Unterstützung durch Bund und Freistaat.

Bund Naturschutz will nachhaltiges Konjukturprogramm

„Der ohnehin notwendige Umbau zu einer umweltverträglicheren und sozial gerechteren Wirtschaft muss jetzt mit einem Konjunkturprogramm Nachhaltigkeit vorangetrieben werden“, appelliert Richard Mergner, Landesvorsitzender des Bund Naturschutz, bei einer vom BN organisierten Pressekonferenz, bei der sich bayerische Unternehmen zu Konsequenzen aus der Coronakrise äußerten.

Bayern brauche einen "Green Deal", der die Menschen sozial absichert und dafür sorgt, dass nicht Autokonzerne mit Milliardensubventionen bedacht werden, sondern nachhaltiges Wirtschaften gefördert wird. "Konjunkturprogramme müssen jetzt auf Daseinsvorsorge, Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgerichtet sein. Umweltschädliche Subventionen sollten abgeschafft werden", fordert er. „Eine Kaufprämie für ein einzelnes Produkt – wie beispielsweise eine Autokaufprämie – ist kontraproduktiv und sozial ungerecht“, meint auch Hasler.

Dass es gerade auch bei der Bevölkerung Anzeichen für ein Umdenken gibt, glaubt Monika Scheitz zu erkennen. "Die Nachfrage der Verbraucher ist exponentiell gestiegen. Sie interessieren sich sehr wohl dafür, woher Lebensmittel kommen und welche Qualität sie haben", betont die Geschäftsführerin der Andechser Molkerei, mit 650 angeschlossenen Bio-Bauern und 140 Millionen Kilogramm Jahresproduktion die größte Bio-Molkerei Deutschlands.

"Die Preise am Kühlregal lügen"

Sie fordert, die Folgekosten für die Umwelt, die die konventionelle Landwirtschaft nach sich zieht, mit einzuberechnen. "Wenn diese Kosten der Landwirtschaft, den Spritz- und Düngemittelherstellern in Rechnung gestellt werden, sind Bio-Produkte mehr als wettbewerbsfähig", ist sie überzeugt. "Stattdessen setzen sich die konventionellen Landwirte nun dafür ein, möglichst viele Restriktionen und Umweltschutzauflagen auszusetzen und in die alten Strukturen zurückzukehren", klagt sie.

Scheitz sieht Artikel 20a des Grundgesetzes, der den Staat zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen für künftige Generationen verpflichtet, derzeit massiv verletzt und vernachlässigt. "Die Preise am Kühlregal lügen. Das ist im Grunde Wettbewerbsverzerrung. Wenn wir gleiche Voraussetzungen für alle schaffen und alle Folgekosten einberechnet werden, hat Bio die besseren Argumente", meint sie.

"Nur durch die flächendeckende Bereitstellung von sauberem Strom ist eine CO2-neutrale Produktion von Stahl möglich. Darauf sind die Autohersteller ebenso wie Windkraftanlagenbetreiber angewiesen, wenn sie klimaneutrale Herstellprozesse nachweisen müssen“, sagt Norbert Lenhard, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates der Schaeffler AG.

Ausbau der Speichertechnologien

Josef Hasler als Vorstandsvorsitzender der N-Ergie fordert dafür einen forcierten Ausbau von Photovoltaik und Windkraft, massive Investitionen in Speichertechnologien, um die Grundlastfähigkeit der Erneuerbaren auszubauen, und eine Reduzierung der Abgabenlast bei den Strompreisen. Schon jetzt sind 2600 Megawatt Leistung aus erneuerbaren Energie an das N-Ergie-Netz angeschlossen. "Bis alles mit erneuerbaren Energien abgedeckt werden kann, dauert es länger als bis zum Jahr 2030 oder 2040. Aber wir müssen diesen Weg jetzt konsequent gehen", meint er.

Verwandte Themen


18 Kommentare