Mehr Fälle: Grippe geht in Bayern um - Impfungen noch möglich

22.2.2020, 14:24 Uhr
Im Gegensatz zu Mittelfranken liegt in Oberbayern die Zahl der an Influenza-Erkrankten im vierstelligen Bereich. Wer sich schützen möchte, kann sich auch jetzt noch impfen lassen.

© Foto: Maurizio Gambarini, dpa Im Gegensatz zu Mittelfranken liegt in Oberbayern die Zahl der an Influenza-Erkrankten im vierstelligen Bereich. Wer sich schützen möchte, kann sich auch jetzt noch impfen lassen.

Es ist ein klares Bild, das die Statistik vermittelt: Die Zahl der an Grippe Erkrankten in Bayern nimmt zu, Woche um Woche. Die Realität ist jedoch weniger einheitlich und dramatisch. Dass sich mehr und mehr Menschen die Grippe eingefangen haben, macht sich zumindest in den Praxen von Christian Renard und seinen Kollegen, die sich auf die Standorte Nürnberg, Erlangen und Schwabach verteilen, nicht bemerkbar. Es gäbe einzelne Fälle, sagt der Facharzt für Allgemeinmedizin. "Im Moment ist es überschaubar."

Viren lösen häufig nur Erkältung aus

Es sind spezielle Viren, die dazu führen, dass ein Mensch an Influenza erkrankt. Während der jährlichen Grippewellen werden etwa 5
bis 20 Prozent der Bevölkerung infiziert. In zwei Drittel der Fälle lösen die Viren aber lediglich eine Erkältung aus.

Der Unterschied zwischen einer Erkältung und einer Grippe besteht unter anderem im Verlauf: Bei einer Grippe treten die Beschwerden schlagartig auf. Der Patient bekommt Fieber, leidet an Reizhusten, Gliederschmerzen oder auch Übelkeit. Für viele Menschen, vor allem wenn sie gesund sind, ist eine Grippe-Erkrankung unangenehm, aber nicht gefährlich. Für Abwehrgeschwächte, Kinder und ältere Patienten mit Vorerkrankungen, etwa mit Asthma, Diabetes oder Bluthochdruck, aber schon.


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Patienten, die eine Vorerkrankung haben und an Grippe erkranken, müssen häufiger stationär behandelt werden, erklärt Jörg Steinmann. Er ist Chefarzt des Instituts für Klinikhygiene, Medizinische Mikrobiologie und Klinische Infektiologie am Universitätsinstitut der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität am Klinikum Nürnberg. Das Krankenhaus verfügt jeweils im Norden und Süden über eine Influenza-Station. "Wir haben einige Fälle, aber keine erhöhten Raten", sagt der Mediziner. In der Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg wird derzeit nur ein Kind stationär wegen Grippe behandelt, in der Klinik Hallerwiese, die gleich nebenan liegt, gibt es aktuell keinen Fall.

Viren mögen die kalte Jahreszeit

Am Universitätsklinikum Erlangen stellt sich die Situation anders dar. Seit der zweiten Januarwoche gibt es einen "Anstieg bei der Influenza-Aktivität", sagt ein Sprecher. In der vergangenen Woche wurden rund 50 Grippe-Patienten aufgenommen, in der ersten Woche des neuen Jahres waren es lediglich acht. Aktuell liegt ein Grippe-Patient auf der Intensivstation.

 

Das Robert-Koch-Institut (RKI) überwacht im Auftrag des Bundes Krankheiten in Deutschland. Laut der Einrichtung treten die saisonalen Grippewellen in Deutschland im Winter meist nach dem Jahreswechsel auf. Die feuchte und kalte Jahreszeit fördert, dass die Viren wachsen, erklärt Christian Renard.

20.000 Tote bei schwerer Grippe-Welle

Wie stark die Grippewelle ist, schwankt von Jahr zu Jahr. Das RKI schätzt, dass Influenza-Erkrankte pro Jahr zwischen ein und sieben Millionen Mal einen Arzt aufsuchen. 2012/2013 rollte eine schwere Grippe-Welle über Deutschland hinweg. Rund 30.000 Menschen mussten ins Krankenhaus, 20.000 starben.

17.237 Menschen sind laut des Landesamts für Lebensmittelsicherheit und Gesundheit (LGL) im Freistaat in den ersten sieben Wochen des Jahres an Grippe erkrankt – es ist die jüngste Zahl. Sie dürfte aber noch höher liegen. Denn dabei handelt es sich nur um jene Fälle, die auch im Labor bestätigt wurden. Nicht alle Patienten konsultieren einen Arzt, und nicht jeder Arzt bindet bei einem Influenza-Verdacht ein Labor ein.

Vom 10. bis 16. Februar wurden dem LGL 7540 Influenza-Fälle in Bayern gemeldet, die meisten in Oberbayern (3164). In Mittelfranken wurden 653 Fälle registriert. Über die Gründe für die Differenz könne laut Chefarzt Jörg Steinmann nur "spekuliert" werden. Das LGL erklärt, dass die Bevölkerungszahl sowie -dichte eine Rolle spielen und wie viele Menschen geimpft sind.

Wer sich vor einer Grippe-Erkrankung schützen möchte, dem empfiehlt das RKI, sich impfen zu lassen – vorzugsweise im Oktober und November. Eine Impfung ist aber auch jetzt noch möglich, sagt Steinmann. "Bis der Impfschutz besteht, dauert es zehn bis 14 Tage."

Weitere Informationen über die Grippe sind auf der Website des LGL zu finden: www.lgl.bayern.de. Ein Bericht über die Entwicklung von Influenza in der siebten Kalenderwoche bundesweit ist auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts zu finden unter www.rki.de

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