Bluttat

Messerangriff in Würzburg: Was wir wissen - und was nicht

25.6.2021, 22:57 Uhr
Nach dem Messerangriff wurden Teile der Innenstadt abgeriegelt, ein Großaufgebot von Polizei und Rettungskräften war vor Ort.

© Karl-Josef Hildenbrand, dpa Nach dem Messerangriff wurden Teile der Innenstadt abgeriegelt, ein Großaufgebot von Polizei und Rettungskräften war vor Ort.

Was ist passiert?

Am Freitagnachmittag erreichten die Polizei Notrufe aus der Würzburger Innenstadt, Zeugen berichteten von einem Messerangriff. Auf Videos, die in den sozialen Netzwerken kursieren, ist ein junger Mann zu sehen, der mit einem Messer in der Hand durch die Straßen irrt. Dabei griff er offenbar wahllos Passanten an, mehrere Menschen starben infolge der Attacke.

Tatort ist das Gebiet rund um den Barbarossaplatz im Norden der Altstadt. Zwischen einem Kaufhaus in der Kaiserstraße und einer Sparkassenfiliale in der Oberthürstraße stach der Täter mehrere Menschen nieder. Wenige Minuten nach der Alarmierung überwältigten ihn Streifenbeamte, der Mann erlitt dabei einen Oberschenkeldurchschuss. Zuvor hatten sich zahlreiche Menschen dem Angreifer in den Weg gestellt und unter anderem mit Stühlen oder Besen versucht, ihn in Schach zu halten.

Wer ist der Täter?

Bei dem Angreifer handelt es sich laut Polizei um einen 24-jährigen Somalier aus Würzburg. Der junge Mann lebt seit 2015 in der Stadt und war bereits mehrfach auffällig geworden. Er war bei der Tat mit einem langen Messer bewaffnet, trug eine FFP2-Maske, aber keine Schuhe, wie auf Videoaufnahmen zu sehen ist. Laut Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CSU) war er polizeibekannt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sprach davon, dass er bereits mehrfach "gewalttätig" geworden sei. Außerdem habe der Verdächtige psychische Probleme. Erst wenige Tage vor der Tat war er in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen worden. Nach der Festnahme durch die Polizei wurde er wegen seiner Schussverletzung in ein Krankenhaus gebracht und dort verhört.


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Wer sind die Opfer?

Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Täter eine bestimmte Person angreifen wollte, der Verdächtige und die Verletzten kannten sich laut Polizei nicht. Die Opfer sind vor allem Frauen, aber auch ein kleiner Junge und sein Vater wurden verletzt. Letzterer überlebte den Angriff wohl nicht. Am Abend war von drei Toten und fünf Schwer- bis Schwerstverletzten die Rede. Einige haben so schwere Verletzungen davongetragen, dass nicht klar ist, ob sie die Nacht überleben werden.

Was ist über das Motiv bekannt?

Wenig. Die Polizei hielt sich mit Aussagen dazu am Freitagabend zurück. Bisher ist weder ein persönliches noch ein politisches Motiv bestätigt. Polizei und Innenministerium widersprechen sich zudem, was einen mögliche islamistische Hintergrund angeht: Es gebe bisher keine Hinweise auf ein solches Motiv, hieß es vonseiten der Polizei - ein Zeuge gab Innenminister Herrmann zufolge aber an, der Verdächtige habe bei der Tat "Allahu Akbar" gerufen. Ob die Tat im Zusammenhang mit dem psychischen Zustand des Verdächtigen steht, ist ebenfalls noch nicht geklärt.

Was sind die Reaktionen?

Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt sprach am Abend von einem "grauenhaften Verbrechen", eine Katastrophe, die die Stadtgesellschaft extrem treffe. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zeigte sich bei einer Pressekonferenz vor Ort "entsetzt" über die "schreckliche Tat". Sie erinnere an den Amoklauf vor fast genau fünf Jahren, als ein 17-Jähriger in einem Regionalzug mit einer Axt und einem Messer vier Reisende verletzt hatte. Ministerpräsident Markus Söder dankte auf Twitter der Polizei und den Rettungskräften sowie den Bürgern, die sich dem "mutmaßlichen Angreifer entschlossen entgegenstellten".

Auch der Würzburger Bischof Franz Jung zeigte sich erschüttert, er nannte den Angriff eine "abscheuliche Gewalttat". "Bitten wir Gott um Frieden in unserer Stadt Würzburg und in unserer Gesellschaft." Fast zeitgleich äußerte sich auch der Fußball-Drittligist der Stadt: "Würzburg ist kein Ort der Gewalt", posteten die Würzburger Kickers auf Twitter. "Unsere Gedanken sind bei den unschuldigen Opfern, den Familien und den Angehörigen."

Die Polizei hat ein Upload-Portal eingerichtet, in dem Zeugen Bild- und Videomaterial hochladen können. Die Beamten bitten dringend, solches Material nicht in den sozialen Medien zu verbreiten. Zum Upload-Portal: https://medienupload-portal03.polizei.bayern.de/. Außerdem hat die Polizei ein Hinweis- und Bürgertelefon eingerichtet: 0800 / 300 00 50.


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