Metropolregion: Würzburg lässt Nürnberg eiskalt abblitzen

25.1.2017, 05:47 Uhr
Abendrot über dem Käppele. Schon schön, dieses Würzburg. Das weiß die Stadt auch und hält sich selbstbewusst von der Metropolregion Nürnberg fern.

© Daniel Karmann/dpa Abendrot über dem Käppele. Schon schön, dieses Würzburg. Das weiß die Stadt auch und hält sich selbstbewusst von der Metropolregion Nürnberg fern.

Erst kürzlich, beim Neujahrsempfang, brachte Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) das Selbstbewusstsein der Mainfranken wieder einmal auf den Punkt: Die Würzburger dürften sich glücklich schätzen, "in einer der schönsten und zugleich dynamischsten Städte Deutschlands zu leben".

Womöglich war das auch ein Seitenhieb auf die SPD. Die Partei hatte kurz vor Jahreswechsel im Stadtrat eine Mitgliedschaft in der Metropolregion auf die politische Agenda gebracht, war aber mit ihrer Initiative kläglich gescheitert. Es half auch nichts, dass Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) auf einer Veranstaltung der Landtagsfraktion seiner Genossen kräftig die Werbetrommel für die Allianz rührte.

Zwischen Ballungsräumen

Man ist nicht schwach, wenn man sich gemeinsam mit anderen stärker macht, sagte Maly nach einem Bericht der Main Post. Die Würzburger wollen aber lieber eigenständig bleiben, fühlen sich ausgesprochen wohl zwischen den Großräumen Frankfurt und Nürnberg.

Mainfranken sei ein attraktiver Wirtschafts- und Tourismusstandort, erteilte der CSU-Abgeordnete Oliver Jörg allen Beitrittsgedanken eine klare Absage. Der Wissenschaftsbereich und der Kulturraum entwickelten sich hervorragend. Es sei richtig gewesen, sich im Jahr 2010 aus der Metropolregion zu verabschieden.

Würzburg war damals nach kurzem Intermezzo wieder ausgetreten. Der Oberbürgermeister, der dies nicht verhindern konnte, war Georg Rosenthal (SPD). Der Sozialdemokrat sitzt seit 2013 im Landtag und hat eine mögliche Mitgliedschaft in der Metropolregion nicht aus den Augen verloren.

Metropolregion: Würzburg lässt Nürnberg eiskalt abblitzen

© NN-Infografik

Das Potenzial einer Metropolregion ungenutzt zu lassen wäre ein Fehler, sagte Rosenthal, der zusammen mit den anderen SPD-Abgeordneten aus Unterfranken das Thema neu auf die Tagesordnung gebracht hatte. Stadt und Landkreis Aschaffenburg sowie der Kreis Miltenberg sind schon seit Jahren Mitglied in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main.

Würzburg zieht es gen Norden

Dass sich diese Gebietskörperschaften ganz im Westen Bayerns stärker an die Metropole Frankfurt binden wollen, war womöglich das Motiv für die Sozialdemokraten, für die Stärken einer größeren Allianz zu werben. Stadt und Land Würzburg hätten von den Netzwerken in Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft nur Vorteile.

Nun aber bleiben die beiden Landkreise Kitzingen und Haßberge vorerst die beiden einzigen Vertreter Unterfrankens in der Metropolregion. Mittelfranken und Oberfranken sind in der Allianz komplett vertreten, dazu die Oberpfalz vom Landkreis Tirschenreuth bis zum Landkreis Neumarkt. Aus Thüringen schloss sich 2014 der Landkreis Sonneberg der Metropolregion an.

Die Stadt Schweinfurt hatte schon frühzeitig abgewunken und auch für den Kreis Schweinfurt "ist ein Beitritt bislang kein Thema", zudem nach außen schwierig darstellbar, verlautete aus dem Landratsamt. "Wir sehen unsere regionale Identität in der Mainfranken GmbH gut vertreten", sagte Landrat Florian Töpper (SPD).

"Ein Irrtum"

Auf die Mainfranken-Gesellschaft setzt auch Würzburg. "Wer glaubt, das eigene Profil schärfen zu können, indem man mit den Metropolen Frankfurt oder Nürnberg verschmilzt, irrt", äußerte der CSU-Abgeordnete Jörg.

Bei der Metropolregion Nürnberg nimmt man die Sprüche aus Würzburg gelassen hin. "Wir haben ja keinen Werbefeldzug unternommen, deshalb können wir auch nicht enttäuscht sein", sagte Geschäftsführerin Christa Standecker. Ein größerer Verbund verspreche mehr Erfolge. Die Zusammenarbeit der vergangenen Jahre habe bewiesen, "dass auch die kleineren Partner ihre Identität bewahren können".

Derweil strotzt Würzburg vor Selbstbewusstsein: Nach dem Brexit sei die Stadt zumindest geografisch neuer Mittelpunkt der EU.

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