Michaelis-Kirchweih: Darum könnte das Feuerwerk 2020 ausfallen

7.11.2019, 06:00 Uhr
Michaelis-Kirchweih: Darum könnte das Feuerwerk 2020 ausfallen

© Tim Händel

Den ersten Vorstoß haben die örtlichen Grünen noch während der diesjährigen Kärwa unternommen: Sie forderten Anfang Oktober vor dem Hintergrund der immer intensiveren Klimaschutz-Debatten eine umweltgerechtere Michaelis-Kirchweih – und verwiesen auf das Vorbild der Münchner Wiesn. Dort wird seit ein paar Jahren zunehmend Nachhaltigkeit praktiziert, etwa mit Mehrweggeschirr, Solarenergie und konsequenter Mülltrennung.

Der für die Kirchweih zuständige städtische Wirtschaftsreferent Horst Müller signalisierte auf Nachfrage unserer Redaktion schon damals grundsätzliche Bereitschaft; man müsse aber prüfen, wie hoch der Aufwand wäre und vor allem, welche Kosten mögliche Maßnahmen für Stadt und Schausteller hätten.

Nun hakt der Bund Naturschutz (BN) nach, der naturgemäß eine gewisse Schnittmenge mit den Grünen aufweist. In einem offenen Brief an den Oberbürgermeister zeigt sich BN-Chef Reinhard Scheuerlein erfreut über die Offenheit von kommunalen Vertretern "gegenüber einer stärkeren ökologischen Ausrichtung der Kirchweih". Entsprechende Verbesserungen müssten zur "alljährlichen Daueraufgabe werden, zumal daran auch kein Weg vorbeiführen wird".


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Der BN will offenbar keine Zeit verlieren und sich nicht mit Beschwichtigungen zufrieden geben. Deshalb fordert er ganz konkret: Plastik-Einwegbesteck und -geschirr soll schon im nächsten Jahr aus der Budenstadt verbannt werden. Es sei "eine Müllvermeidungsstrategie für die Fürther Kirchweih zu entwerfen und umzusetzen". Darüber hinaus müsse man das Angebot von Speisen aus Bio-Anbau und aus fairer Produktion sowie "von attraktiven vegetarischen und veganen Spezialitäten" ausbauen.

Das Abstellen von Schaustellerfahrzeugen im Wiesengrund unterhalb der Ludwigbrücke indes dürfe die Stadt nicht mehr gestatten. Denn auch in diesem Jahr seien dadurch massive Schäden am Grün im Landschaftsschutzgebiet entstanden.


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Apropos Landschaftsschutzgebiet: Auch dass das traditionelle Feuerwerk zum Kärwa-Abschluss vom Talgrund aus gezündet wird, ist dem BN ein Dorn im Auge. Beim Abbrennen, heißt es, könnten Schadstoffe in Boden und Gewässer geraten. Es sei nur schwer verständlich, dass es gemäß Landschaftsschutzverordnung zwar verboten sei, "die Ruhe in der Natur durch Lärm oder Benutzung von Tonübertragungs- und Tonwiedergabegeräten zu stören, jedoch ein vielfach lauteres Feuerwerk zum Schaden der Natur zugelassen wird".

Lasershow im Nachthimmel

Man plädiere dafür, dieses Feuerwerk durch ein für den Wiesengrund "weniger schädliches Event zu ersetzen". Eine Forderung, für die sich Fürths OB auf Nachfrage der FN auf Anhieb erwärmen kann. Zwei Feuerwerke, eines zum Kärwa-Auftakt und eines zum Abschluss, "müssen nicht sein", findet auch Thomas Jung. Er könnte sich stattdessen "eine Lasershow am Nachthimmel" vorstellen, vielleicht untermalt mit Musik, wie bei Fürths "Glanzlichtern" oder Nürnbergs "Blauer Nacht".

Für den Rathauschef "unbestritten" ist, dass generell Klima-Handlungsbedarf besteht – und das schon im kommenden Jahr. Die nächste Sitzung des kommunalen Kirchweihausschusses, in dem bereits erste Weichen für den Rummel im Herbst 2020 gestellt werden, habe man deshalb verschoben. Es soll geprüft werden, wie man, so Jung, "den Einstieg" schaffen kann. Die Themen Müll, vegetarische oder vegane Speisen drängen sich für ihn regelrecht auf, wenngleich er bei Letzterem skeptisch bleibt und Vorschriften für wenig sinnvoll hält: "90 Prozent vegan nützt ja nichts, wenn’s keiner isst."

Und bei aller neu erwachten Klimasensibilität im Rathaus – das Stadtoberhaupt sieht auch Grenzen bei der ökologischen Ausrichtung des prallen Fürther Lieblingsfests: "Dass die Kärwa nie ein Event zur Stärkung der Artenvielfalt wird, das muss uns klar sein", findet Jung.

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