Ausgeklügeltes System

Millionen-Betrug in Nürnberger Bauamt? SEK nahm Verdächtigen in Feucht fest

Tobi Lang

Redakteur

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30.1.2023, 15:00 Uhr
Kräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) nahmen den Verdächtigen in einem mutmaßlichen Korruptionsskandal am Staatlichen Bauamt fest. 

© Boris Roessler, dpa Kräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) nahmen den Verdächtigen in einem mutmaßlichen Korruptionsskandal am Staatlichen Bauamt fest. 

Noch gilt die Unschuldsvermutung. Doch die Indizien sind durchaus belastend. Ein ehemaliger Mitarbeiter des Staatlichen Bauamtes soll ein millionenschweres Betrugssystem aufgebaut haben. Offenbar in solch einem Umfang, dass die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben hat.

Im Fokus der Ermittlungen steht ein 63 Jahre alter Mann - er soll mit einem Komplizen Schmiergelder im sechsstelligen Bereich erhalten haben.

Nach Informationen unserer Redaktion lebte der Verdächtige in Feucht. Offenbar war der 63-Jährige im örtlichen Jagdverband engagiert, hatte dementsprechend eine Waffenbesitzerlaubnis. Er wurde von Spezialeinsatzkräften der Polizei festgenommen, teilt die Polizei mit. "Weil wir Hinweise hatten, dass er Waffenträger ist", erklärt Antje Gabriels-Gorsolke, Sprecherin der Nürnberger Staatsanwaltschaft, das Vorgehen. "Das geschieht zur Eigensicherung." Ist der SEK-Einsatz Standardvorgehen in solchen Fällen? Dazu hält sich Gabriels-Gorsolke bedeckt, weder Polizei noch Staatsanwaltschaft wollen sich bei Ermittlungen in die Karten schauen lassen.

Verdächtiger sitzt in Untersuchungshaft

Anders als sechs der Mitverdächtigen hat der 63-Jährige die Vorwürfe "nur teilweise eingeräumt", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Trotzdem sitzt er bis zur eventuellen Eröffnung eines Hauptverfahrens in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft gibt auf Nachfrage Fluchtgefahr als Grund dafür an. Welche Teile der Vorwürfe der Verdächtige zugab, bleibt unklar. "Wir wollen der Hauptverhandlung nicht vorgreifen", sagt Gabriels-Gorsolke.

Die Staatsanwaltschaft hat die groben Züge des Betrugssystem bereits skizziert: Demnach soll der ehemalige Mitarbeiter des Staatlichen Bauamtes gemeinsam mit einem Angestellten einer Nürnberger Baufirma Rechnungen gegengezeichnet haben, für die nie eine Leistung erbracht worden war. Und das, obwohl der Behördenmitarbeiter wusste, "dass sie überhöht waren", teilt die Staatsanwaltschaft mit.

Die Ermittler sprechen von Betrug in siebenstelliger Höhe, ohne konkreter zu werden - und selbst das sei nur die Spitze des Eisbergs gewesen. Für die Verteilung der erbeuteten Gelder installierten die Beschuldigten ein Schmiergeldsystem über zwei weitere Firmen in Mittelfranken und der Oberpfalz, um die wahre Herkunft des Geldes zu verschleiern.

"Mir fehlen die Worte. Was soll man dazu sagen? Das löst bei uns sicher keine Begeisterung aus", sagt der Leiter des betroffenen Staatlichen Bauamtes im Gespräch mit unserer Redaktion. Mehr dazu lesen Sie im Hintergrundartikel auf NN.de.