Uniklinikum

Millionen-Projekt an Erlangens Uni-Klinik wird deutlich teurer - und später fertig

25.5.2021, 05:47 Uhr
Millionen-Projekt an Erlangens Uni-Klinik wird deutlich teurer - und später fertig

© Klaus-Dieter Schreiter, NN

Wenigstens der Hubschrauberlandeplatz wird bald übergeben. So teilt Dieter Maußner, Leiter des Staatlichen Bauamts Erlangen-Nürnberg auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass es Ende Mai oder Anfang Juni so weit sein wird. Die notwendigen Transportwege in die Notaufnahme - Treppenhäuser und Aufzüge - sollen dann ebenfalls so weit sein, dass noch im Juni die ersten Hubschrauber auf dem Dach des neuen Operativen Zentrums (OPZ) der Uniklinik am Maximiliansplatz landen können.

Doch bis das Gebäude fertig wird und genutzt werden kann, werden noch Jahre vergehen. "Der aktuelle Terminplan sieht die Übergabe an das Universitätsklinikum im 1. Quartal 2024 vor", so Maußner. Die bauliche Fertigstellung soll Ende 2023 erfolgen.

Falls dieser Plan nun eingehalten werden kann, wird das OPZ mit etwa drei Jahren Verspätung an den Start gehen. Die Grundsteinlegung war im Jahr 2016 und die Eröffnung für heuer geplant. Die Eckdaten haben sich nicht verändert: Es entstehen 20 OP-Säle und zwei Intensivstationen für 42 Intensivpflegebetten. In dem 27 Meter hohen, 165 Meter langen und 25 Meter breiten Gebäude werden sich in acht Geschossen unter anderem die zentrale Sterilgutaufbereitung, Radiologie, Poliklinik sowie Räume für Forschung und Verwaltung finden.

Operatives Zentrum kostet fast 230 Millionen Euro

Deutlich erhöht haben sich dagegen die Kosten. Ursprünglich hatte der Landtag für das Projekt 176 Millionen Euro bereitgestellt. Aktuell geht Maußner immer noch von 229,4 Millionen Euro aus, dieser Betrag war 2019 durch den Landtag abgesegnet worden. "Wir mussten im November 2018 den Fachplaner der zentralen haustechnischen Gewerke wegen Schlechtleistungen kündigen. Dies führte zu einem Baustopp", begründet Maußner, "die anschließende Neuausschreibung der Leistungen verlief zunächst ergebnislos."

Das änderte sich erst nach etwa einem Dreivierteljahr. Seitdem kümmern sich vier verschiedene Planer um das Projekt. Als zentralen Grund für den Einsatz eines Planungsteams nannte Maußner im Sommer 2019 „die derzeit stark überhitzte Baukonjunktur“. Damals wurde bekannt gegeben, dass sich die Fertigstellung um zwei Jahre verglichen mit dem ursprünglichen Ziel verzögern werde.

Jetzt sind daraus drei Jahre geworden. Laut Bauamtsleiter mussten infolge von Firmenkündigungen teilweise auch neue Verträge für ausführende Firmen abgeschlossen werden. "Die Arbeiten sind zwischenzeitlich wieder angelaufen. Aufgrund der Komplexität der Baumaßnahme nehmen solche Prozesse entsprechend viel Zeit in Anspruch."

Erlanger Landtagsabgeordnete hoffen

Zwei Erlanger Landtagsabgeordnete hoffen nun, dass es tatsächlich bei genannten Kosten und Termin bleibt. „Die Verzögerung beim Bau ist natürlich genauso ärgerlich wie die Baukostensteigerung, die sich aber durch den Bauboom derzeit überall durchschlagen. Andererseits ist es nur konsequent bei mangelhaften Arbeiten auch die Reißleine zu ziehen", sagt Christian Zwanziger (Grüne).

Er weist darauf hin, dass auch seine Fraktion für die Erhöhung des Budgets gestimmt habe. "Ich erwarte, dass durch gute Begleitung des Projekts jetzt gewährleistet wird, dass es nicht durch weitere Verzögerungen noch teurer wird. Unsere Uniklinik, die Mitarbeiter*innen und alle von uns, die auf ihre Dienste angewiesen sind, haben es verdient.“

Drastischere Worte wählt Matthias Fischbach (FDP): "So schludrig darf mit unserer Gesundheitsversorgung und unseren Steuergeldern nicht umgegangen werden. Wie lange soll die Universitätsklinik denn noch auf die höheren Operationskapazitäten und die größere Zahl an Intensivbetten warten?" Jedes Jahr Verzögerung koste die Klinik rund 200.000 Euro für den Bauunterhalt der Bestandsgebäude.

Aufruf an Bauministerin Schreyer

"Ich kann die Bauministerin Kerstin Schreyer nur dazu aufrufen, sich die Situation in Erlangen genau anzusehen und zu reagieren", so Fischbach. Es reiche nicht, nur im Ministerium eine Stelle für Kostenkontrolle einzurichten, es müsse auch tatsächlich vor Ort etwas passieren.

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