Moderne Bierflaschen bringen kleine Brauereien in Not

5.10.2019, 05:58 Uhr
Ein Stand auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin zeigt die Vielfalt von deutschem Bier. Dass immer mehr Brauereiprodukte aber in Flaschen mit einem speziellen Design abgefüllt werden, ist vor allem bayerischen Privatbrauereien ein Dorn im Auge.

© Foto: Lukas Schulze/dpa Ein Stand auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin zeigt die Vielfalt von deutschem Bier. Dass immer mehr Brauereiprodukte aber in Flaschen mit einem speziellen Design abgefüllt werden, ist vor allem bayerischen Privatbrauereien ein Dorn im Auge.

Nach Ansicht von Verbandspräsident Georg Rittmayer bremsen diese Flaschen, die vor allem von Großbrauereien verwendet werden, ein funktionierendes Mehrwegsystem mit kurzen Transportwegen aus. Darüber hinaus müssten kleinere Brauereien immer mehr Individualflaschen nach der Rückgabe aussortieren und haben dadurch erhebliche Mehrkosten.

Mit Wehmut denkt Rittmayer an jene Zeiten zurück, als viele Getränke vor allem in der einheitlichen Euro-Flasche, später dann in der schlankeren NRW-Flasche verkauft wurden. "Nach dem Reinigen konnte jede Brauerei ihr Bier einfüllen und das eigene Etikett draufkleben", erinnert sich der Verbandsfunktionär.


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Heute müssen sich Rittmayer, der auch Inhaber der gleichnamigen Brauerei in Hallerndorf (Landkreis Forchheim) ist, und seine Mitarbeiter mit einem immer größeren Anteil von modernen Bierflaschen im individuellen Design herumärgern. Große Braukonzerne wollen sich damit von der Konkurrenz abheben, kleine Privatbrauereien müssen diese Individualflaschen nach der Rückgabe aussortieren und dann zu speziellen Sortierzentren bringen.

All das treibt laut Rittmayer nicht nur die Betriebskosten in die Höhe, sondern führt auch das Mehrwegsystem ad absurdum. Die Wege der Flaschen zurück zur jeweiligen Brauerei würden immer länger und die Quote der nicht mehr in den Mehrweg-Kreislauf zurückgeführten Flaschen immer höher.

15 Cent zusätzliche Steuer pro Flasche

"Da reden wir alle von Klimaschutz und dann akzeptieren wir so eine schwachsinnige Entwicklung", schimpft der Fürsprecher der bayerischen Kleinbrauereien, dessen Verband nun Druck auf die Politik macht: Künftig sollen zusätzlich 15 Cent Steuer auf jede Bierflasche mit einem individuellen Design, etwa einem Relief des Brauereinamens auf dem Flaschenhals, erhoben werden – so die Forderung. Manche Mitglieder im Bundesverband privater Brauereien sprechen sich sogar für ein Verbot solcher Flaschen aus.

Rittmayer sieht in dem Trend zu immer neuen Flaschendesigns auch ein Instrument, um die kleinen, noch eigenständigen Unternehmen aus dem Markt zu drängen. Seinem Betrieb zum Beispiel entstanden durch das Aussortieren fremder Individualflaschen aus seinen Kästen und das Zurücktauschen in die eigenen Flaschen jährliche Kosten von zuletzt rund 90.000 Euro.

Überhaupt ist die teure Ersatzbeschaffung von neuem Leergut für viele Privatbrauereien in der Region inzwischen zu einem ernsthaften betriebswirtschaftlichen Problem geworden. Wie berichtet, fordern der bayerische Landesverband und der Bundesverband der privaten Brauereien deshalb eine deutliche Erhöhung des Pfands für Flaschen und Kästen. Eine Arbeitsgruppe ist deswegen unter anderem mit dem Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz im Gespräch. Spätestens Anfang nächsten Jahres soll es eine Einigung geben. Wenn nicht, drohe das deutsche Pfandsystem zu zersplittern, wie Roland Demleitner, Geschäftsführer des Bundesverbands privater Brauereien, warnt.

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