Schutz vor Insekten

Mücken-Alarm: Was Sie gegen die Plagegeister tun können

10.5.2022, 14:52 Uhr
Ideale Wetterbedingungen für Stechmücken: Es ist warm und nass. Da werden die Insekten schnell zum Ärgernis.

© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa Ideale Wetterbedingungen für Stechmücken: Es ist warm und nass. Da werden die Insekten schnell zum Ärgernis.

Wo vermehren sich Mücken besonders gerne?

Viele Mücken, darunter die Haus- und die Tigermücke vermehren sich in kleinen Wassertümpeln oder in mit Wasser gefüllten Untertöpfen, Blumenvasen, Vogeltränken oder Wasserbottichen. Wer im eigenen Garten regelmäßig klar Schiff macht und kleine Wasserlachen beseitigt, der verhindert zumindest schon einmal die Mückenzucht bei sich selbst.

"Friedhöfe und Kleingartenanlagen sind besonders beliebte Plätze für Mücken, weil sehr viel Wassergefäße herumstehen", sagt Helge Kampen, Mücken-Experte vom Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald vor einem Jahr. "Diese Plätze lieben Tiger- und Hausmücken. Es reicht eine kleine Unterschale von einer Pflanze oder eine Vogeltränke oder eine Pfütze in einer Plastikplane, dann sind die Tiere glücklich und vermehren sich." Deswegen ist es auch wichtig, dort potenzielle Mückenbrutstätten trocken zu legen.

Was kann ich tun, um keine Mückenzucht im eigenen Garten aufzubauen?

Wer im Haus oder Garten von den Insekten heimgesucht wird, sollte Brutstätten austrocknen oder abdecken. Dazu zählen etwa Regentonnen, Vogeltränken und Blumentopf-Untersetzer. Bei Regentonnen hilft auch eine feste Abdeckung oder ein sehr engmaschiges Netz. Es ist auch möglich, das Mittel BTI einzubringen. Dieses Mittel verhindert die Entwicklung der Mückenlarven für bis zu vier Wochen und ist im Baumarkt erhältlich.

Wer den Bottich ohne Chemie mückenfrei halten möchte, kann ab einer bestimmten Größe auch Goldfische einsetzen. Dann gibt es keine Probleme mehr mit Mücken. Teiche, in denen Fische oder Amphibien leben, sind ebenfalls mückenfrei. Wichtig ist, potenzielle Brutplätze in der gesamten Umgebung trocken zu legen. Wenn der Nachbar also ein Paradies für Mücken hat, ist man gegen die Tiere auf der eigenen Terrasse machtlos. Einen vorbeugenden medikamentösen Schutz gegen die Tiere oder die von ihnen übertragenen Krankheitserreger gibt es nicht.

Wie und wo vermehren sich Mücken?

Wenn die erste Population an Mücken unterwegs ist, dann dauert es nicht lange, bis die nächste Generation schlüpft: Bei warmen Temperaturen entwickeln sie sich innerhalb von zwei Wochen. Die Larvenphase dauert etwa acht bis zehn Tage, dann verpuppen sich die Larven, wenige Tage später schlüpfen die Mücken. Dann ist die erste Generation durch.

Da, wo Plagen sind, also vor allem an Flussläufen, leben die sogenannten Überschwemmungsmücken. Diese legen Eier in die Wiese, die regelmäßig überschwemmt wird. Dort können sie Monate und Jahre trocken liegen. Wenn dann das Wasser kommt, entwickeln sie sich. Dann schlüpfen die Mücken zu Milliarden gleichzeitig.

Die Hausmücke überwintert dagegen als Mückenweibchen, kommt im Frühjahr raus, saugt Blut und legt ein Gelege von 200-300 Eiern. Hier baut sich die Population langsam im Laufe des Jahres auf.

Waldmücken sind ähnlich wie Überschwemmungsmücken. Auch sie können zu Plagen führen und Menschen und Tieren das Leben schwer machen. Je mehr Wasser es gibt und je wärmer es ist, desto mehr Mücken gibt es. Die Plage bleibt so lange erhalten, so lange das Wasser in den Wiesen oder im Wald steht. Die Larven schlüpfen nicht alle gleichzeitig, sondern es schlüpfen immer wieder neue. Hotspots für Plagen: Auenlandschaften, Bäche und Flüsse, die regelmäßig Wiesen fluten sowie feuchte Waldgebiete.

Welche Mücken gibt es in Deutschland eigentlich?

Laut Kampen gibt es 51 Stechmückenarten in Deutschland. Rückschlüsse über die Verbreitung der Mückenarten bekommt das Friedrich-Loeffler-Institut auch durch die Einsendung von Mücken durch die Bevölkerung. Öffentlich einsehbar sind die Fundorte im Mückenatlas. " 99 Prozent der eingeschickten Mückenarten sind heimische Arten", sagte Kampen im vergangenen Jahr gegenüber unserer Redaktion. "Mittlerweile gibt es aber auch fünf Mückenarten, die bei uns eingewandert sind. Die Tigermücke ist hier die bekannteste und relevanteste. Neben der Tigermücke sind zwei weitere wärmeliebend. Da zeigt sich, dass sich das Klima bei uns geändert hat."

Wie bedrohlich sind Stechmücken weltweit?

Schon lange sind Stechmücken als Überträger potenziell tödlicher Krankheiten bekannt. Experten zufolge kosten sie im Zuge der übertragenen Infektionen jährlich rund 750.000 Menschen weltweit das Leben. Sie sind nicht per se mit gefährlichen Erregern infiziert, sondern nehmen diese während des Blutsaugens bei infizierten Tieren oder Menschen auf und geben sie weiter.

Wie sieht es in Deutschland aus?

Derzeit ist das Risiko, hierzulande von einer Mücke mit einem gefährlichen Virus infiziert zu werden, noch sehr gering. Im Jahr 2019 erfasste das Robert Koch-Institut (RKI) erstmals fünf Infektionen mit dem ursprünglich aus Afrika stammenden West-Nil-Virus bei Menschen in Deutschland, die auf eine Übertragung durch hier heimische Mücken zurückgingen. Im Jahr 2020 registrierte das RKI 20 solcher Erkrankungen, darunter einen Todesfall. Im Jahr 2021 registrierte das Institut vor allem Fälle in Ostdeutschland, aber auch in Bayern.

Da nur etwa ein Prozent der Infektionen zu solchen schweren neuroinvasiven Erkrankungen führt, ist allerdings von Hunderten weiteren, wegen ihres leichten Verlaufs nicht erkannten und damit auch nicht erfassten Infektionen auszugehen.
Bei in Deutschland heimischen Mücken wurde den Experten zufolge auch schon Erreger wie Usutu-, Sindbis- und Batai-Virus gefunden. Diese verursachen bei Menschen allerdings nur milde Symptome.

Welche Entwicklung ist künftig zu erwarten?

Im Zuge der Klima-Krise drohen auch Deutschland ganz neue Erkrankungswellen. Heimische Arten werden immer häufiger Erreger wie das West-Nil-Virus übertragen, erwarten Experten. Die Erderwärmung begünstigt diese Entwicklung, weil sich solche tropischen Erreger umso schneller in der Mücke vermehren, je wärmer es ist - die Gefahr einer Übertragung wächst also. Das West-Nil-Virus etwa könnte schon recht bald auch in Deutschland größere saisonale Erkrankungswellen verursachen.

Wie gefährlich sind solche zugewanderten Mückenarten?

Schon ihr Name klingt bedrohlich: Asiatische Tigermücke. Vor mehr als zehn Jahren wurden die ersten Exemplare der tropischen Stechmücke in Deutschland nachgewiesen. Der Kampf gegen eine unkontrollierte Verbreitung dürfte künftig zur Daueraufgabe werden. Auch die Asiatische und die Koreanische Buschmücke werden Experten zufolge wohl nicht mehr aus Deutschland zu vertreiben sein.

Die asiatische Tigermücke ist eine eingewanderte Art. Sie kann gefährliche Viruserkrankungen wie Dengue-Fieber und Chikungunya übertragen.

Die asiatische Tigermücke ist eine eingewanderte Art. Sie kann gefährliche Viruserkrankungen wie Dengue-Fieber und Chikungunya übertragen. © U.S. Center for Disease Control and Prevention/dpa

Nur bei Temperaturen, die bei uns bisher selbst im Sommer eher selten erreicht werden, vermehren sich tropische Viren in den Mücken wirklich gut. Als Hotspots für mögliche Ausbrüche von Dengue und Chikungunya gelten - bisher noch - eher Italien, Südfrankreich und Griechenland.

Dengue-Fälle gab es unter anderem in Südfrankreich und Griechenland schon, größere Chikungunya-Ausbrüche in Italien. Dieses Virus ist Experten zufolge wahrscheinlich auch das gefährlichste für Deutschland, weil es sich auch bei gemäßigten Temperaturen gut in den Mücken vermehren kann. Der Erreger verursacht langanhaltende Gelenkbeschwerden etwa in der Hand, die oft als rheumatische Erkrankung verkannt werden.


Groß angelegte Aktion: Fürth geht gegen die Tigermücke vor


Was schützt am besten vor Mücken?

Experten setzen auf konventionelle Mittel: Lange, dichte Kleidung sowie Insektenspray und -netze sind effektive Mittel gegen die lästigen Plagegeister. Sogenannte "Repellents" mit den Wirkstoffen Diethyltoluamid, DEET, und Icaridin sind die stärksten Waffen gegen die Stech-Insekten. Diese können allerdings Schleimhäute und Augen reizen. Für Kinder gibt es extra abgeschwächte Varianten dieser Mittel. Eine Mückenabwehr mit pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Eukalyptus, Teebaum oder Zitronengras sind ebenfalls im Handel erhältlich.

Und was hilft gegen das Jucken nach einem Mückenstich?

Bloß nicht kratzen. Das verlängert nicht nur den Heilungsprozess, sondern kann Wissenschaftlern zufolge auch zu bakteriellen Infektionen führen. Experten raten dazu, die Stichwunde mit einer alkoholischen Lösung zu desinfizieren. Kühlung oder punktuelle Hitze helfen den Juckreiz zu mindern.

Welches Blut schmeckt den Mücken am besten?

Es ist nicht das "süße Blut", das den Mücken schmeckt. Vielmehr müssen die Mücken den Menschen einfach gut riechen können. Wer viel schwitzt, den lieben die Mücken umso mehr. Die Kombination mit Deos kann die Gier nach dem Blut bei den Insekten mitunter verstärken. Auch wer Alkohol trinkt, könnte attraktiver wirken. Denn durch Alkoholgenuss weiten sich die Blutgefäße und die Schweißproduktion wird ebenfalls angeregt.

Werden Mücken vom Licht angezogen?

Nein, viel mehr vom Geruch und dem CO2- Ausstoß des Lebewesens. Daran orientieren sich die Mücken im Wesentlichen. Das Fenster oder die Terrassen- und Balkontür kann also auch abends offen bleiben, wenn man innen Licht an hat - vielmehr müsste man dann eher seinen eigenen Geruch ausknipsen.

Wie sende ich gefangene Mücken an den Mückenatlas?

Ein gut erhaltenes, totes Exemplar können Sie an folgende Adresse schicken:
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.
AG Biodiversität aquatischer und semiaquatischer Landschaftselemente
Eberswalder Straße 84m in 15374 Müncheberg

Wichtig ist auch das Einsendeformular, das von der Internetseite des Mückenatlas heruntergeladen werden kann. Jeder Einsender bekommt persönlich Rückmeldung, um welche Art es sich handelt. Kinder, die Mücken einschicken, erhalten eine Mückenjäger-Urkunde.

4 Kommentare