Träger fürchten Verteuerung für Bewohner

Nach Corona-Ausbrüchen und Besuchsverbot: Viele freie Plätze in Heimen

2.8.2021, 12:26 Uhr
Senioren in Pflegeheimen haben besonders unter den Folgen der Corona-Pandemie zu leiden. Zeitweise gab es einen Aufnahmestopp. 

© Frank Molter, dpa Senioren in Pflegeheimen haben besonders unter den Folgen der Corona-Pandemie zu leiden. Zeitweise gab es einen Aufnahmestopp. 

Kurzarbeit, Homeoffice, wirtschaftliche Verschlechterung: In Pflegeheimen in Bayern sind als Folge der Corona-Pandemie derzeit viele Plätze frei. „Die Menschen haben aufgrund flexibler Arbeitsmodelle und Arbeitszeiten mehr Möglichkeiten, Angehörige zu pflegen“, sagte Sohrab Taheri-Sohi, Sprecher des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK).

Nicht alle BRK-Einrichtungen verzeichnen seinen Angaben zufolge eine Unterbelegung, aber bei den betroffenen Heimen seien bis zu 20 Prozent der Plätze derzeit nicht belegt.

„Seit dem pandemiebedingten Aufnahmestopp in Pflegeeinrichtungen haben sich die Belegungszahlen nicht erholt“, sagte Taheri-Sohi. Berichterstattung und Schlagzeilen zu Corona-Ausbrüchen in Altenheimen hätten dazu beigetragen. „Dabei haben wir Einrichtungen, die bis heute keinen Todesfall und kein Ausbruchsgeschehen hatten. Es gibt keinen Grund, Angst vor einem Pflegeheim zu haben.“

Nur zu 70 Prozent ausgelastet

Auch Wohlfahrtsverbände und andere Träger bemerken diesen Trend. Insbesondere in den Einrichtungen, die von einem Ausbruchsgeschehen schlimm betroffen waren, verzeichnet der Landesverband Bayern der Arbeiterwohlfahrt (Awo) große Leerstände. „Im Durchschnitt ist jeder zehnte Platz nicht belegt. Es gibt aber auch Einrichtungen, die nur zu 70 Prozent ausgelastet sind. Einrichtungen mit traditionell langen Wartelisten haben nun die Wartezeiten abgebaut“, sagte Stefan Wolfshörndl, Co-Landesvorsitzender der Awo in Bayern.

Laut Wolfshörndl spielen sicherlich wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Hinzu komme die Angst vor einer weiteren Welle an Corona-Ausbrüchen und einer erneuten Verschärfung der Besuchsregelung. Besuchszeiten ausweiten, Gruppenangebote durchführen - damit will die Awo ihre Einrichtungen stärken. Man hoffe, dass die Zahlen der Belegungen durch einen verbreiteten Impfschutz und das Abflauen der Corona-Pandemie wieder steigen werden.

Kostensteigerung wird umgelegt

Die finanziellen Auswirkungen auf die Bewohner wären ansonsten „verheerend“, sagte Wolfshörndl. „Da die entsprechenden Kostensteigerungen – nach Auslaufen des Pflege-Rettungsschirmes zum 30. September – auch in unseren gemeinnützigen Einrichtungen auf sie umgelegt werden müssten.“

„Darüber hinaus müsste aus wirtschaftlichen Gründen Personal, auch Pflegepersonal, welches in Pandemiezeiten wertvolle Arbeit geleistet hat, entlassen werden“, so der Awo-Co-Landesvorsitzende. „Beides ist aus unserer Sicht nicht vertretbar.“

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