Nach der Horrornacht: Ausnahmezustand in Braunsbach

30.5.2016, 16:44 Uhr
Nach der Horrornacht: Ausnahmezustand in Braunsbach

© dpa

Erschöpft sitzen Feuerwehrleute und THW-Helfer in Seitengassen auf Haustreppen und Hofmäuerchen, trinken einen Becher Kaffee und atmen kurz durch. Seit fünfzehn Stunden kämpfen viele von ihnen hier in Braunsbach jetzt schon gegen das Chaos an, das beim Unwetter der vergangenen Nacht zwei zu gewaltigen Strömen angeschwollene Bäche angerichtet haben.

Ein bis zu 30 Meter breites, und bis zu zwei Meter hohes Geröllband zieht sich durch die Hauptstraße des 900-Einwohner-Ortes im baden-württembergischen Landkreis Schwäbisch Hall. Autos sind wie Spielzeug mitgerissen und etliche Hausfassaden weggerissen worden.

Keiner der Helfer hat jemals eine solche Katastrophe erlebt. Lkw um Lkw wird von sieben pausenlos schaufelnden Baggern mit Geröll und angeschwemmten Baumstämmen beladen. Es wird noch viele Tage dauern, bis Braunsbach von der die Hangschlucht heruntergespülten Steinwüste befreit ist. Erst dann wird man wissen, ob tatsächlich niemand im Ort der Unwetter-Katastrophe zum Opfer gefallen ist.

Wer die unglaubliche Zerstörung im Dorf mit eigenen Augen sieht, kann kaum glauben, dass nach derzeitigen Erkenntnissen in der Horrornacht niemand verletzt oder getötet wurde. "Es ist ein Wunder", sagt Michael Knaus. Der Stellvertreter des Landrats ist schon seit dem Vorabend in Braunsbach. Müde sitzt er vor den Stufen eines zum Einsatzzentrum umfunktionierten Gebäudes im oberen, am Hang gelegenen Gemeindeviertel. "Die Schäden sind noch nicht abschätzbar", sagt Knaus. Ein Statiker ist im Ort unterwegs, inspiziert - so gut das in den mit Geröll, Schlamm und Unrat überspülten Häusern geht - den Zustand der Gebäude. Etliche werden abgerissen werden müssen.

Die meisten der betroffenen Dorfbewohner sind am Tag danach nicht im Ort. Nachts wurden die Häuser evakuiert. Rund 70 Braunsbacher wurden in einer Veranstaltungshalle im benachbarten Ilshofen untergebracht. Sie werden von Helfern betreut und möglicherweise noch etliche Tage dort leben müssen.

Ein Youtube-Video zeigt die unbändige Kraft der Wassermassen in Braunsbach:

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