Nach der Stichwahl: Nürnbergs Wähler, das unbekannte Wesen

30.3.2020, 14:31 Uhr
Die OB-Stichwahl konnte dieses Jahr aufgrund von Corona nur per Briefwahl stattfinden. Statistiker können aus der OB-Stichwahl per Brief nichts herauslesen, der Zeitdruck war zu groß.

© Harald Sippel, NN Die OB-Stichwahl konnte dieses Jahr aufgrund von Corona nur per Briefwahl stattfinden. Statistiker können aus der OB-Stichwahl per Brief nichts herauslesen, der Zeitdruck war zu groß.

Weil Corona-bedingt nur per Brief abgestimmt wurde, schauen die Statistiker diesmal in die Röhre. „Jammerschade“ findet das nicht nur Wolf Schäfer, der Chef des Wahlamtes, der gerne mehr über die rund 200 000 Absender der roten Stimmbriefe gewusst hätte.


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Auch Wahlsieger Marcus König (CSU) hätte vermutlich gerne gewusst, wie er sich seine Fans genau vorzustellen hat. Und Thorsten Brehm (SPD) wird nie erfahren, wo in Nürnberg man ihm den Vorzug geben wollte. Die Analyse der Parteien wird sich aufs Stochern im Nebel beschränken müssen.

389 000 Menschen waren am Wochenende in Nürnberg wahlberechtigt, die Wahlbeteiligung lag bei 51,5 Prozent. Eine hohe Zahl für eine Stichwahl, wie Wolf Schäfer betont. „Nur 370 Bürger“, so Amtsleiter Schäfer, hätten sich im Wahlamt kurz vor knapp einen zweiten Wahlschein ausstellen lassen müssen, weil die Post zu spät im Briefkasten lag.

Doch weil die Unterlagen im Eiltempo und mit riesigem logistischem Aufwand bereitgestellt werden mussten, sei es unmöglich, diesmal repräsentative Bezirke auszumachen oder gar Rückschlüsse auf Alter oder Geschlecht in beiden Lagern zu ziehen, heißt es im Wahlamt der Stadt. Dazu hätten Stimmzettel vorher gekennzeichnet werden müssen, was nicht mehr möglich war.

„Das tut uns natürlich sehr weh“, sagt Statistiker Schäfer, der die beiden zurückliegenden Wahlen – mit massiven Software-Problemen und Corona- Ausfällen - nur so zusammenfassen kann: „Es war schlimm.“ Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten unter extremer Belastung gestanden, alle hätten angesichts des hohen Krankenstandes für zwei arbeiten müssen.


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Dein Wähler, das unbekannte Wesen? Darauf läuft es leider hinaus. Denn mehr als die Stimmen für beide Kandidaten und die Wahlbeteiligung ist diesmal beim besten Willen nicht zu eruieren.

Tausende Stimmen sind am Wahlsonntag noch bis 18 Uhr im Wahlamt selbst, in den sechs dafür auserkorenen Schulen oder in den Wahlbriefkästen an städtischen Gebäuden wie dem Rathaus am Hauptmarkt abgegeben worden. Der neue Oberbürgermeister steht zwar fest, doch das amtliche Endergebnis wird erst am 7. April vom Wahlausschuss beschlossen werden, erklärt Wolf Schäfer.

Allerdings werde es keine nennenswerten Änderungen mehr geben; allenfalls „winzige Zahlendreher oder für ungültig erklärte, aber am Ende doch gültige Stimmzettel“ könnten das Ergebnis noch im Millimeterbereich verändern.

+++ In Nürnberg gab es einen Paukenschlag, nach Jahren der Maly-Führung muss die SPD das Rathaus räumen. Die CSU und Marcus König übernehmen dort nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen - alles dazu lesen Sie hier.

+++ Einen Machtwechsel gibt es auch in Ansbach, wo die parteilose Carda Seidel ihren Posten räumen muss. In der mittelfränkischen Bezirkshauptstadt übernimmt Thomas Deffner.

+++ In zahlreichen anderen Städten und Gemeinden Nordbayerns fielen zudem Stichwahl-Entscheidungen. Die komplette Übersicht finden Sie auf unserer extra zu den Wahlen eingerichteten Seite.

In 70 Prozent der bayerischen Großstädte entschied sich erst am Sonntag - oder in manchen Fällen entscheidet es sich sogar erst am Montag - wer neuer Bürgermeister wird. Wenn Sie die detaillierten Ergebnisse zur Kommunalwahl 2020 für Ihren Ort abrufen möchten, legen wir Ihnen unseren Chatbot ans Herz.

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