Puerner

Nach Klage: Ex-Gesundheitsamtsleiter Pürner soll erneut versetzt werden

6.6.2021, 11:12 Uhr
Der frühere Leiter des Gesundheitsamts Aichach-Friedberg, Friedrich Pürner, vermutet ein taktisches Manöver hinter dem plötzlichen Einlenken der Regierung von Schwaben. 

© Stefan Puchner/dpa Der frühere Leiter des Gesundheitsamts Aichach-Friedberg, Friedrich Pürner, vermutet ein taktisches Manöver hinter dem plötzlichen Einlenken der Regierung von Schwaben. 

Sieben Monate ist es her, dass Friedrich Pürner seinen Schreibtisch im Gesundheitsamt Aichach-Friedberg räumen musste. Sieben Monate, in denen er laut eigener Aussage nur sehr wenig mit eben jenen Tätigkeiten beschäftigt war, für die er eigentlich abgeordnet worden war.

Denn besagte Stelle gab es zu jenem Zeitpunkt noch gar nicht. Und daran hat sich bis heute so gut wie nichts geändert. "Dass man mich für diesen Job so dringend brauchte, war ein reiner Vorwand", sagt Pürner selbst. Der Epidemiologe ist sich sicher: Seine Abordnung gründete allein auf der Tatsache, dass er sich wiederholt kritisch über das Vorgehen in der Corona-Pandemie geäußert hatte. "Ich habe meine Bedenken klar zum Ausdruck gebracht - bin dabei aber immer sachlich und konstruktiv geblieben", sagt er.

Kritik an Inzidenz-Orienterung

Ein Hauptkritikpunkt, den der Arzt immer wieder ansprach: Die reine Orientierung politischer Maßnahmen an der Melderate der positiven PCR-Tests, dem Inzidenzwert. Was damals noch ein echtes Politikum war, wird inzwischen von immer mehr Wissenschaftlern in ähnlicher Weise geäußert.

Im März klagte der Fachmann für Gesundheitswesen. Der Klage wurde stattgegeben, ein Termin für eine mündliche Verhandlung festgelegt. Ende Mai dann plötzlich die Wende: Die Regierung von Schwaben zog die Abordnung überraschend zurück.

Erleichtert ist Pürner deswegen allerdings nicht. Er vermutet vielmehr ein taktisches Manöver hinter dem plötzlichen Einlenken. Denn in dem Schreiben, in dem man ihm die geplante Rücknahme seiner bisherigen Abordnung mitteilt, steht auch, dass man eine erneute Versetzung plane, diesmal an die Regierung von Oberbayern, mit Sitz in München, wo er sich ab Mitte Juni um Angelegenheiten ausländischer Ärzte im Rahmen ihrer Approbation kümmern solle.


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"Für mich ist das reine Schikane. Was ich dort konkret machen soll, ist mir noch völlig unklar. Die genannte Tätigkeit liegt überhaupt nicht in meinem Fachbereich. Aber anscheinend soll ich nun wie ein Wanderpokal weitergereicht werden", so der Epidemiologie. Er vermutet, dass der Regierung nun klar geworden sei, dass er vor Gericht gute Erfolgschancen gehabt hätte. "Vielleicht wollte man auch vermeiden, dass Sachverhalte im Rahmen der öffentlichen Verhandlung zum Vorschein kommen, die besser nicht bekannt würden - eben zu meiner derzeitigen Tätigkeit."

In einem aktuellen Schreiben an Pürners Anwalt bestätigt die Regierung nun zum ersten Mal die Vermutung des Arztes, seine Versetzung habe keinen fachlichen Hintergrund - ein Szenario, das von offizieller Seite bislang immer bestritten worden war. Laut Pürners Aussage verweise die Behörde in dem Schreiben auf ein Interview mit ihm, das auf Youtube zu sehen sei. Seine Aussagen in diesem Video seien demnach ausschlaggebend dafür gewesen, dass man ihn nicht länger im Rahmen einer Tätigkeit im Öffentlichen Gesundheitsdienst einsetzen wolle.

"Man muss konstruktive Lösungen finden"

Auf eine Anfrage unserer Redaktion, welche konkreten Äußerungen letztendlich zu dieser Einschätzung geführt hätten, wollte sich die Regierung von Schwaben nicht äußern. Pürner selbst will eine erneute Versetzung nicht akzeptieren. "Ich weiß, dass ich nichts Unrechtes gesagt oder getan habe", erklärt er. "Man muss gerade als leitender Beamter Kritik äußern dürfen und konkret sagen, wenn Dinge nicht richtig laufen und durch Handlungen des Staates Bürger eventuell zu Schaden kommen. Diese Verpflichtung hat man als Beamter durchaus. Auch bei unterschiedlichen Standpunkten muss man dann in der Lage sein, gemeinsam konstruktive Lösungen zu finden."

Sollte seine Abordnung an die Regierung von Oberbayern in Kürze wirklich beschlossen werden, will der Facharzt deshalb erneut klagen.

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