Lolli-Test ab 20. September

"Neue Normalität"? Bangen vor dem Schulstart in Mittelfranken - Das müssen Eltern wissen

10.9.2021, 16:28 Uhr
In wenigen Tagen beginnt die Schule. Auch das Jahr 2021/22 wird im Zeichen von Corona stehen.

© Angelika Warmuth, dpa In wenigen Tagen beginnt die Schule. Auch das Jahr 2021/22 wird im Zeichen von Corona stehen.

Die Pandemie hat auch an den Schulen alles verändert. Monatelang war für die überwiegende Zahl der Kinder und Jugendlichen nur ein Distanz- oder Wechselunterricht möglich.

Eine in jeder Hinsicht belastende Situation, auch für die Eltern und die Lehrkräfte. Am kommenden Dienstag werden in Bayern rund 1,64 Millionen Schülerinnen und Schüler in die Klassen zurückkehren, darunter sind 121.000 ABC-Schützen.

Alleine in Mittelfranken werden 61.419 Grund- und 8186 Mittelschüler wieder Präsenzunterricht haben, in Nürnberg sind es 17.178 Erst- bis Viertklässler und 8186 Kinder und Jugendliche an Mittelschulen.

Beim jährlichen Pressegespräch zum Schuljahresbeginn 2021/2022 im Staatlichen Schulamt Nürnberg ist viel von einer „Rückkehr zur Normalität“ oder auch einer „neuen Normalität“ die Rede.

In der vierten Welle

Denn klar ist, dass sich Deutschland bereits mitten in der vierten Corona-Welle befindet, sich Kinder und Jugendliche besonders häufig anstecken.

Von einer Rückkehr zu Verhältnissen vor der Pandemie könne keine Rede sein, sagt Johannes-Jürgen Saal als der zuständige Bereichsleiter Schulen bei der Regierung von Mittelfranken.

Die psychischen Belastungen, die im letzten Jahr bei Schülern wie Lehrern entstanden seien, müssten aufgegriffen und aufgearbeitet werden. Ebenso wie etwaige Lernrückstände und Defizite in Sachen sozialer Kompetenz.

Mehr Beratungsstunden

Helfen würde, dass beispielsweise nun den Beratungslehrern eine Stunde pro Woche und Schule zusätzlich zur Verfügung stehen würden. Dazu käme das auf zwei Jahre angelegte Großprogramm „gemeinsam.brücken.bauen“, das auf die Lernförderung und die Steigerung der Sozialkompetenz ausgelegt ist.

Vom Erfolg des Programms ist auch der fachliche Leiter des Staatlichen Schulamts Nürnberg, Thomas Reichert, überzeugt. Wobei es sich zunächst um den Leistungsgedanken drehen könne.

Es gehe nicht darum, in eine „Proben- und Leistungshektik“ zu verfallen, so Reichert, sondern um „Ruhe und Gelassenheit, eine langsame Rückkehr“ zum geregelten Schullalltag.

Doch auch wenn wieder Schwimm- und Sportunterricht sowie Aufenthalte in Schullandheimen möglich sind, gilt weiterhin die Maskenpflicht, gelten weiterhin die klassischen Hygienemaßnahmen.

"Lolli-Test" ab 20. September

Dazu kommen die regelmäßigen Tests auf eine Corona-Infektion. Ab 20. September soll an den Grund- und Förderschulen flächendeckend zweimal wöchentlich ein so genannter „Lolli-" oder PCR-Pooltest durchgeführt werden. Diese Tests würden mehr Zuverlässigkeit bieten, so Cornelia Trinkl, Referentin für Schule und Sport der Stadt Nürnberg.

Diese vom ersten Schultag anzubieten sei aus organisatorischen und vor allem logistischen Gründen nicht möglich gewesen. Im Vorfeld sei es darum gegangen, die nötigen Kapazitäten in den Laboren zu bekommen, sei der Transport der Tests dorthin zu organisieren gewesen.

Das wichtigste sei aber, „das getestet wird, wie auch immer“, so Trinkl. Für die weiterführenden Schulen in Nürnberg seien zwei Millionen Schnelltests eingelagert worden.

Test und Impfung

Möglichst sollten alle Kinder und Jugendlichen bereits vor Schulbeginn einen PCR- oder Schnelltest machen, so Trinkl. Zudem appellierte sie ebenfalls an die Eltern, sich und Kinder über zwölf Jahren impfen zu lassen.

Ein Angebot dafür werde es zwischen 27. September und 7. Oktober jeweils von zehn bis 18 Uhr durch mobile Impfteams auch an vier Nürnberger Schulen, darunter die Bertolt-Brecht- und die Peter-Vischer-Schule, für die Schülerinnen und Schüler wie auch deren Eltern geben.

Die Impfquote unter der Lehrerschaft schätzte sie ebenso wie Saal und Reichert als „sehr hoch“ ein. Zwar würden verlässliche Daten fehlen, aus Umfragen habe sich jedoch ergeben, dass sie zwischen 90 und 95 Prozent liegen würde.

Die Lehrkräfte hätten ein „hohes Eigeninteresse“ an der Impfung, so Reichert. Allen sei rechtzeitig an entsprechendes Angebot gemacht worden und bei Ungeimpften lägen wohl meist medizinische Gründe vor.

Fehlende Luftfilter

Zur Kritik etwa der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft an den immer noch vielerorts fehlenden Luftreinigern in den Klassenzimmern sagte Trinkl, man habe es sich „als Kommune schon gewünscht, dass es besser läuft".

Obwohl Bund und Land mehrere hundert Millionen Euro für Luftreiniger bereit stellen, sind erst zwischen 23.000 und 25.000 der rund 75.000 Klassenzimmer in Bayern damit ausgestattet, was vor allem bürokratische Gründe hat.

Bevor ein Förderantrag gestellt werden kann, müssen die Kommunen die Geräte erst ausschreiben und kaufen. In Nürnberg werde jetzt jedoch „sukzessive ausgerüstet“, so Trinkl.

Ausrüstung bis November

Bereits seit vergangenem Herbst seien 300 Unterrichtsräume, die schwer belüftbar seien, mit den Geräten ausgestattet worden. Rund 360 weitere Luftreiniger seien geliefert und würden nun installiert.

Bis zum November sollen alle der rund 1200 Räume der 1. bis 6. Jahrgangsstufe in Nürnberg damit ausgerüstet sein. Der Aufwand für die Kommunen ist hoch, so Trinkl. Rund 4000 Euro koste ein Gerät, bis zu 50 Prozent würden gefördert.

Die Folgekosten für Wartung, Reinigung und Energie müssen jedoch die Kommunen tragen, so Trinkl. Noch mehr Sorge als sonst macht jedoch auch im neuen Schuljahr der Lehrermangel vor allem an den Grundschulen.

„Die wichtigste Aussage ist, dass jede Klasse eine staatliche Lehrkraft hat“, so Reichert. Es werde aber auch die Situation geben, dass eine Klasse im Tandem unterrichtet werden müsse. Zu dem Engpass, der vor allem zu Lasten der Mobilen Reserve gehe, habe vor allem das coronabedingte Beschäftigungsverbot für schwangere Lehrerinnen geführt.

„Der Lehrermangel ist zu spüren“, so Sandra Schäfer als örtliche Personalratsvorsitzende für Grund- und Mittelschulen. Diesmal sei es „gerade noch geschafft“ worden, aber die Personalsituation sei „extrem fragil.“

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