Neuer "Polizeiruf 110": Hervorragende Schauspieler, fesselnde Handlung
27.12.2020, 10:43 UhrUnterdurchschnittliche Intelligenz und Jähzorn sind eine fatale Kombination. Markus Wegner vereint beides in sich. Einst Heimkind, heute Gärtner gesteht er in der Vernehmung durch Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen), zwei Frauen ermordet zu haben. Die mobile Krankenpflegerin Valerie Klein (Amy Benkenstein) erst kürzlich. Davor schon Natalie Schneider.
Deren Mann sitzt seit drei Jahren im Gefängnis. Rechtskräftig verurteilt für den Mord an seiner Frau, deren Leiche wie die von Valerie Klein aber nicht gefunden wurde. Fall also abgeschlossen, bestimmt der Staatsanwalt. Brasch, die auch damals die ermittelnde Kommissarin war, will ihn erneut aufrollen und riskiert damit ihre Suspendierung. Selbst ihr Chef Uwe Lemp (Felix Vörtler ist der Meinung, dass sie sich verrennt. Brasch aber glaubt, dass Wegner die beiden Menschen ermordet hat. Und ihr ist klar, dass Annegret Wegner, die Frau des Verdächtigen, der Schlüssel zu dem Fall und dem brutal-unberechenbaren Mann ist, der sein Geständnis schnell widerruft.
Was weiß die Ehefrau?
"Der Verurteilte" heißt dieser ausgezeichnete "Polizeiruf 110" aus Magdeburg (Sonntag, 27. Dezember, 20.15 Uhr, ARD). Er punktet mit einer klug konzipierten und fesselnd erzählten Geschichte um Schuld und Sühne sowie mit herausragenden Schauspielern (Drehbuch: Jan Braren, Regie: Brigitte Maria Bertele).
Claudia Michelsen ist als ebenso rationale wie emotionale Einzelgängerin Doreen Brasch sowieso eine Bank. Sascha Gersak spielt ihren Widersacher famos zwischen Überforderung, Angst und Brutalität. Und was weiß seine Frau? Fürchtet sich diese stille Blondine mit den strohigen Haaren vor ihrem jähzornigen Mann? Traut sie sich nicht, ihn zu verlassen? Weiß sie, ob und wie er die Taten begangen hat? Ist sie Opfer oder hat gar sie die Hosen an in dieser bizarren Beziehung? Dank des ebenso reduzierten wie grandiosen (Mimik-)Spiels von Laura Tonke bleibt das sehr lange sehr unklar. Gäbe es einen Darstellerpreis für befremdliche Paarbeziehungen, die beiden hätten ihn verdient.
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