70 Pfleiderer-Stellen in Neumarkt sind bedroht

19.9.2019, 17:15 Uhr
70 Pfleiderer-Stellen in Neumarkt sind bedroht

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Das offizielle Pfleiderer-Statement ist demzufolge sehr allgemein gehalten: Im Zuge geplanter Effizienzsteigerungen spreche man mit dem Betriebsrat über "operative Maßnahmen". "Personalanpassungen" könne man nicht bestätigen. Jedenfalls werde ein "sozial verträglicher Umgang selbstverständlich" sein. Soweit die offizielle Unternehmens-Sprachregelung.

Auch der Neumarkter Betriebsratsvorsitzende Gregor Haupeltshofer hält sich mit Informationen sehr zurück: Derzeit werde intern verhandelt, lautete sein Statement.

Firmenintern wird die Arbeitnehmervertretung schon deutlicher: Die Befürchtungen würden sich bestätigen, dass es zu einer Personalreduzierung am Standort Neumarkt kommen könnte, heißt es in einem Rundbrief des Betriebsrates, der den Neumarkter Nachrichten vorliegt,

Fünf Standorte

Hintergrund ist offensichtlich ein konzernweites Projekt mit dem Titel "Go for Plant Efficiency" (engl., etwa Aufbruch zu mehr Effiktivität in der Produktion). Dazu hat Pfleiderer die weltweit aktive Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) beauftragt, alle fünf deutschen Pfleiderer-Standorte auf Herz und Nieren zu prüfen. Das betrifft auch Arnsberg (etwa 400 Mitarbeiter), Gütersloh (400), Leutkirch (500) und Baruth bei Berlin (130). Neumarkt mit den Einzelgesellschaften Pfleiderer Deutschland GmbH, Pfleiderer Neumarkt GmbH und Jura Spedition GmbH war bereits im Juli dran.

 

 

Ende August haben die BCG-Berater ihre Ergebnisse dem Vorstand und der Werkleitung in Neumarkt vorgestellt. Die Betriebsratsspitze war laut Mitarbeiterrundbrief zu dieser Präsentation nicht eingeladen. In der Belegschaft hat es sich inzwischen herumgesprochen, dass möglicherweise gut 70 Vollzeitstellen gewerblicher Mitarbeiter im Neumarkter Spanplattenwerk (rund 390 Mitarbeiter) von der Personalkürzung betroffen sein könnten. Durchgesickert ist auch, dass 40 Positionen ohne Berücksichtigung von Investitionen auf der BCG-Streichliste stehen. Bei Investitionen von rund zwei Millionen Euro in Rationalisierungsmaßnahmen könnten weitere 32 Stellen wegfallen.

"Demokratischer" Sozialplan

Und wie soll das bewerkstelligt werden? Ein Insider erwartet derzeit nicht, dass es zu sogenannten betriebsbedingten Kündigungen kommt. Vielmehr gehe man von "sozialverträglichen" Varianten aus, etwa durch die normale Fluktuation von Beschäftigten. Personaleinsparungen müssten letztlich durch "demokratische Sozialplanverhandlungen" bewerkstelligt werden, war gestern bei Pfleiderer zu hören.

Das Pfleiderer-Schiff steuert derzeit durch etwas unruhige Gewässer: Im ersten Quartal ging der Umsatz der Pfleiderer-Gruppe um 2,4 Prozent auf 262,3 Millionen Euro zurück. Der Nettogewinn im ersten Quartal ergab ein Minus von elf Millionen Euro, im Vergleich zu 7,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Im Mai hatte sich Pfleiderer-Chef Tom Schäbinger aus dem Unternehmen verabschiedet und war übergangsweise durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Zbigniew Prokopowicz ersetzt worden. Die deutsche Pfleiderer ist ein Tochterunternehmen der polnischen Aktiengesellschaft. Ein Pfleiderer-Verantwortlicher kommentiert die Struktur so: "Die Musik wird in Polen gemacht."

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