Als das Erz-Fieber am Lupenbach grassierte

2.7.2018, 12:30 Uhr
Als das Erz-Fieber am Lupenbach grassierte

© Christian Biersack

Das geht zurück bis über vier Jahrhunderte vor Christus, als die Kelten hier siedelten und in flachen Gruben oberflächlich nach dem für sie so wertvollen Metall schürften. Tausende dieser kleinen, oft in den Wäldern versteckten Senken auf der Parsberger Kuppenalb und anderen Karstgebieten im Landkreis Neumarkt erinnern an den frühen Erzabbau, der der Oberpfalz in geschichtliche Nachbetrachtung den Titel "Ruhrgebiet des Mittelalters" eingebracht hatte. Um 1500 waren die Vorkommen nahe an der Oberfläche erschöpft und Armut hielt Einzug.

Ernst Olaf, der Vorsitzende der kultur-historischen Vereinigung Agricola, führte eine Exkursion zu den Schürfstellen oberhalb des Lupenbachs bei Mantlach und Finsterweiling im Stadtgebiet Velburg.

An Ort und Stelle erläuterte er, wie in vielen Millionen Jahren Erdgeschichte sich in flachen Meeren gelöste Mineralien absetzten und zu Erzen verbanden. Es begann vor 140 Millionen Jahren, als das Jura-Meer, das die viel älteren Schwammriffe umspülte, allmählich und periodisch austrocknete. Vor 20 Millionen Jahren bildeten sich eisenhaltige Roterden. Saure Humusböden lösten die Mineralien erneut und transportierten sie unter die Erde. Die Erosion brachte sie später, oft in Form von Knollen, wieder an die Oberfläche.

Als das Erz-Fieber am Lupenbach grassierte

© Foto: Christian Biersack

Und dann kam der Mensch. Mit den wandernden Völkerschaften aus dem Südosten fanden auch die Kenntnisse des Erzabbaus und der Erzverhüttung hier her. Zunächst wurden nur die Oberflächen nahen Vorkommen ausgebeutet. Die Kelten entwickelten eine in ganz Europa geschätzte Schmiedekunst. Sie wussten, wie mit Legierungen, der Zusetzung anderer Metalle, scharfe und Rost widerstandsfähige Klingen gefertigt werden konnte. Ein Wissen, das mit diesem rätselhaften Volk später verloren ging. Beweise für die Fertigkeiten liefern auch die glänzenden Schlacken, die auch heute noch kaum Rost angesetzt haben.

An der Steuer vorbei

Oberhalb des meist Lumpenbach genannten Lupenbachs hat der mittelalterliche Bergbau seine Spuren hinterlassen. Vielleicht hat der Bach seine Namen von der Luppe, dem unreinen Metall-Dreck-Gemisch der primitiven Rennöfen. Um die erste Jahrtausendwende nach Christus wurde dort tiefer nach Erz geschürft. Wem die Claims gehörten, darüber gibt es so gut wie keine Aufzeichnungen. Da ging wohl ganz bewusst, vermutet Ernst Olaf, einiges an den Steuereintreibern vorbei. Der Eisenerzabbau und die Verhüttung setzten aber eine neue Einwanderungsbewegung in Gang, weil Kriege und Krankheiten die Bevölkerung dezimierten.

Aus dem Böhmischen wurden Arbeitskräfte für die harte und gefährliche Arbeit in den Gruben und an den Schmelzöfen geholt. Es heißt, die meisten von ihnen seien nicht älter als 25 geworden. "Eitrige Lungen" von Arsen und Blei haltigen Dämpfen rafften sie dahin. Für die weitere Bearbeitung des Eisens wurden Fachleute aus Niederösterreich geholt, wo die Schmiedekunst schon eine längere und geachtete Tradition hatte.

Sie ließen sich hier nieder ebenso wie die Venezianer, die die Gruben-Patrone weltlicher und kirchlicher Provenienz ins Land gebeten hatten, um hier ihr kaufmännisches Geschick im Eisenhandel zu beweisen. In Kirchenwinn sollen noch vor 150 Jahren die Bewohner unter sich eine Art Italienisch gesprochen haben, heißt es.

Bald hatte man dort bei Finsterweiling auch entdeckt, dass das erzhaltige Gestein auch am steilen Ufer des Lupenbaches zu Tage trat. Dort begann ein umfangreicher Abbau, der eine Landschaft hinterließ, die an einen Steinbruch erinnert.

Franz Eichenseer aus Finsterweiling hatte in der Schule von seinem heimatkundlich beschlagenen Lehrer erfahren, was es mit der ausgehöhlten Felswand auf sich hat. Auf seinen Tipp hin nahm Ernst Olaf das Gelände in Augenschein und entschied: Dahin lohnt sich ein Ausflug von Agricola.

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