Amtsgericht Neumarkt: "Heute wird‘s für Sie so richtig teuer"

1.8.2020, 14:38 Uhr

Am 28. März war er mit seinem Roller, der eigentlich auf 25 km/h gedrosselt sein sollte, in seinem Heimatort unterwegs. Dafür hätte er keinen Führerschein gebraucht. Doch das Zweirad war bedeutend schneller. Eine Nachbarin beobachtete das und informierte die Polizei.

Die nahm das Moped unter die Lupe. Erstaunliche 100 km/h brachte das Gefährt auf den Rollenprüfstand und war damit nicht nur illegal aufgemotzt, sondern auch führerscheinpflichtig. Zu allem Überfluss fehlte ein gültiges Versicherungskennzeichen.

Schriftlich hatte der junge Mann versucht, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, und dabei beinahe die Lebensgefährtin zur Falschaussage überredet. Die könne bezeugen, dass er an diesem frühen Abend gar nicht mit dem Roller gefahren sei.

Einschlägig vorbestraft

Zum Glück für das Pärchen zog er noch rechtzeitig die Reißleine und nahm diese Behauptung zurück. Sein Bammel vor dem Gericht war berechtigt, denn schon zu Beginn der Verhandlung kündigte Richter Rainer Würth an: "Heute wird es für Sie so richtig teuer".

Staatsanwältin Viktoria Schmidt hielt dem Handwerker zugute, dass er schließlich in vollem Umfang geständig war. Doch die einschlägige Vorstrafe wiegt schwer und auch die enorme Rückfallgeschwindigkeit. Für fahrlässiges Fahren ohne Fahrerlaubnis und fahrlässiges Fahren ohne Versicherungsschutz forderte sie eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 50 Euro. Vor Ablauf einer Frist von sechs Monaten dürfe ihm keine Fahrerlaubnis ausgestellt werden. Dem Verteidiger blieb nur die Bitte um ein mildes Urteil.

Der kam Richter Würth in gewissem Umfang nach. Er senkte den Tagessatz auf 40 Euro und verkürzte die Frist auf drei Monate. Damit wollte er dem Angeklagten, der täglich mit dem Fahrrad 26 Kilometer in die Arbeit und zurück strampelt, ein wenig Hoffnung geben, bald wieder auf einen motorisierten fahrbaren Untersatz steigen zu dürfen.

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