Ärger über hohe Gasrechnungen

25.3.2020, 16:15 Uhr
Ärger über hohe Gasrechnungen

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So mancher Neumarkter wundert sich, dass vor allem die Gasrechnung deutlich höher ausgefallen ist, als für das Jahr 2018. Allerdings gab es nach Angaben der Stadtwerke, die von normalen Schwankungen sprechen, deswegen nur zehn Kundenbeschwerden beziehungsweise Nachfragen.

Christoph Kahle wohnt seit Jahren in der Hallertorstraße 3. Sein Gasverbrauch ist mit 14804 Kilowattstunden in 2019 gegenüber 2018, wo er 10898 Kilowattstunden verbraucht hat, um rund 40 Prozent gestiegen. 927 Euro sind dafür fällig. Diese Steigerung kann sich der alleinstehende Mann nicht erklären, denn seine Lebensumstände und Gewohnheiten, so sagt er, hätten sich nicht geändert.

Er ist in seinem Haus nicht der einzige Bewohner, der laut Abrechnung der Stadtwerke deutlich mehr Gas verbraucht hat. Bei einer Familie in der Hallertorstraße 3 ist der Verbrauch gar von 6011 auf 11513 Kilowattstunden gestiegen. Bei einem weiteren Nachbarn werden nach 5854 Kilowattstunden in 2018 nun 9680 Kilowattstunden in 2019 abgerechnet.

Am Zähler, den Kahle im November 2019 selbst abgelesen hat, könne es nicht liegen, meint er. Dieser sei erst vor zwei bis drei Jahren ausgetauscht worden. Er hat andere Vermutungen, die von Luft in den Gasleitungen bis hin zu Unterschieden in Nieder- und Mitteldruckgebieten reichen. Er hat deshalb die Stadtwerke schriftlich um Klärung gebeten.

Die teilen ihm mit, dass sein Gasverbrauch aufgrund der Angabe der Selbstablesung bis zum Jahresende hochgerechnet wurde. Zum Vergleich halten sie Kahle den Verbrauch des Jahres 2017 vor: 12937 Kilowattstunden, also ein Wert, der zwischen denen von 2018 und 2019 liegt. 2017 sei der Winter normal gewesen, 2018 mild, 2019 sehr kalt und lang, so lautet die Erklärung der Stadtwerke für die Verbrauchsunterschiede. Ein Fehler sei nicht festzustellen. Sie bieten dem Kunden die Überprüfung des Zählers an. Sollte ein Defekt vorliegen, kämen die Stadtwerke für die Kosten der Prüfung auf, andernfalls müsse Kahle dafür bis zu 220 Euro bezahlen.

Dämmung spielt eine Rolle

Auf Nachfrage der Neumarkter Nachrichten erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Dominique Kinzkofer, dass der Gas-Mehrverbrauch in 2019 gegenüber dem Vorjahr 2018 in Neumarkt durchschnittlich 18,5 Prozent betrug. Es gebe hierbei keine Unterschiede zwischen den Stadtteilen. Deutschlandweit sei in 2019 durchschnittlich mehr Gas verbraucht als in 2018. Im benachbarten Gasnetz, das nicht von den Stadtwerken Neumarkt betrieben wird, hätten die Stadtwerke Neumarkt sogar einen Mehrverbrauch von circa 21 Prozent ermittelt.

Auf den einzelnen Kunden betrachtet, könnten die Verbrauchsunterschiede jedoch deutlicher ausfallen. Dies könne sich zum einen durch geänderte Lebensumstände, in der Zwischenzeit durchgeführte Sanierungsmaßnahmen, aber insbesondere auch durch die jeweilige Dämmung beziehungsweise Gebäudehülle ergeben. Gerade bei schlechter gedämmten beziehungsweise isolierten Gebäuden könne es bei niedrigeren Temperaturen zu einem höheren Mehrverbrauch kommen. Im unmittelbaren Umfeld des Objektes Hallertorstraße 3 gibt es laut Kinzkofer Kunden, deren Gasverbrauch unverändert sei. Ein Kunde habe sogar weniger Gas verbraucht.

2018 sei eben ein sogenanntes "Warmjahr" gewesen, so Kinzkofer. "Im Kalenderjahr 2019 hatten wir gefühlt zwar auch keinen harten Winter mit Frost und viel Schnee, aber in der Heizperiode eben doch häufig niedrigere Temperaturen als 2019. Wahrgenommen haben die meisten von uns dann zusätzlich den sehr deutlichen Kälteeinbruch im April und Mai 2019." Kundenbeschwerden habe es kaum gegeben: "Bei uns haben sich zehn Kunden gemeldet, welche den Mehrverbrauch erläutert haben wollten. Dies haben wir mit der obigen Begründung getan."

Explosives Gemisch

Den Verdacht der Luftbeimischung bezeichnet der Stadtwerke-Geschäftsführer als Nonsens. Erdgas dürfe auf keinem Fall vor der Verbrennung mit Luft vermischt werden, da sonst ein explosives Gas/Luft-Gemisch entstehen würde. Kinzkofer: "Hier reicht dann ein Zündfunke, um das Ganze zur Explosion zu bringen." Auch mit den unterschiedlichen Druckzonen habe der Mehrverbrauch nichts zu tun.

Die Stadtwerke Neumarkt betreiben ein Niederdruck- und ein Mitteldrucknetz, somit zwei Druckstufen. Alle Haushaltskunden, nicht nur in Neumarkt, sondern bundesweit, seien an Niederdrucknetze, lediglich Industriekunden unter Umständen unmittelbar an Mitteldrucknetze angeschlossen. Die Verdichtung erfolge durch Verdichtung des Gases selbst, ohne "Zusätze". Ebenso die sogenannte "Entspannung", also die Reduzierung des Gasdruckes. Kinzkofer: "Für die Erzeugung der Wärme ist der Brennwert des Gases entscheidend. Und der ist in jeder Druckstufe der gleiche."

Dem Kunden Christoph Kahle bietet Kinzkofer eine nochmalige Kontrolle seines Gasverbrauchs an, da bei der Selbstablesung falsche Angaben immer möglich seien.