Attraktive Läden, faire Mieten, grüne Oasen - wie funktioniert das?

29.9.2020, 12:42 Uhr
Attraktive Läden, faire Mieten, grüne Oasen  - wie funktioniert das?

© Hauke Höpcke

Das Kaufhaus Hackner in der Klostergasse ist längst verschwunden. Das Appartementhaus "Klostergärten" ist bald fertig. Wohnen statt Handel – so sieht erfolgreicher Strukturwandel konkret aus. Einiges ist in der Neumarkter Fußgängerzone in diesem Herbst am Start

Doch das funktioniert viel zu selten. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund stellt eine zunehmende Verödung der Innenstädte fest. Auf einer Tagung in Neumarkt will dessen "Ausschuss für Städtebau und Umwelt" gemeinsam Konzepte gegen die Negativ-Entwicklung erarbeiten.

"Es gibt kein Patentrezept", sagt OB Thomas Thumann. "Aber wir hoffen auf gegenseitige Impulse, wie jede Gemeinde sich in ihrem Umfeld positionieren kann."

In Neumarkt stand die Neugestaltung der Innenstadt immer wieder auf der Agenda, immer wieder wurde der "große Wurf" verschoben - das Konzept eines Berliner Architektenbüros wurde erst beschlossen, dann wieder verworfen

Einkauf immer mehr online

Ein wichtiger Grund für die Leerstände: Die Deutschen kaufen immer mehr online ein. Das ist kein neues Phänomen. Doch Corona war ein Brandbeschleuniger. Rund 50 000 Geschäftsaufgaben wird es wegen der Pandemie geben, schätzt der Handelsverband Deutschland.

 

Der Strukturwandel böte allerdings auch Chancen für einen neuen Nutzungsmix, sagt Ausschussvorsitzender Arpad Bogya, Bürgermeister der 25 000-Einwohner-Gemeinde Isernhagen bei Hannover. "In der Vergangenheit wurden wegen zu hoher Immobilienpreise speziell kleine Läden, Restaurants, Bildungs- und Kultureinrichtungen und bezahlbares Wohnen aus den Innenstädten vertrieben."

Gute Infrastruktur und grüne Plätze

Das funktioniere nur im Zusammenspiel. Immobilienbesitzer müssten für "faire Mieten" sorgen, der örtliche Handel seinen Service und die Digitalisierung ausbauen. Die Kunden müssen die Angebote nutzen. Die Kommunen schließlich sorgen durch eine gute ÖPNV-Anbindung und eine gute Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur sowie saubere und sichere Plätze für lebenswerte Innenstädte, so Bogya.

Doch letztlich geht es ums Geld. Die Städte und Gemeinden fordern zusätzliche finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern. Ein neu aufgelegter Innenstadtfonds sei notwendig, sagt Norbert Portz, Städtebaudezernent des Städte und Gemeindebunds. Außerdem solle die Städtebauförderung von 790 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden fast verdoppelt werden. Dies erfordere eine Co-Finanzierung der Länder, so Norbert Portz.

 

 

 

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