Zoff in Holzheim

Aus Protest: Neumarkter Schülerlotsen quittieren ihren Dienst

9.10.2020, 10:28 Uhr
Aus Protest: Neumarkter Schülerlotsen quittieren ihren Dienst

© Foto: Wolfgang Fellner

Appelle des Elternbeirats und der Schulleitung an die Eltern zeigten wenig bis keine Wirkung. "Ich bedaure das sehr, die Leidtragenden sind die Kinder", sagt Schulleiterin Andrea Hiltl.

Seit Mitte April errichtet die Stadt in der Holzheimer Hauptstraße Stauraumkanäle, um die Hochwassersituation zu verbessern. Anschließend soll die sanierungsbedürftige Hauptstraße erneuert werden. Die Bauarbeiten werden sich noch Monate hinziehen.


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Die Baustelle endet zur Zeit direkt vor der Schule, was an sich schon Gefahren für die Kinder mit sich bringt, wenn Baulaster den Bereich passieren müssen. Dazu kommt, dass offenbar viele Eltern die Absperrung in Höhe Alter Kanal ignorieren, um ihre Kinder direkt vor der Schule absetzen beziehungsweise abholen zu können.

Da man dort wegen der Baustelle schlecht wenden kann, werde rangiert – ohne Rücksicht auf die Kinder, schildert Christoph Rösler, Mitglied im Elternbeirat, die Situation. "Dabei wurde kürzlich ein Kind beinahe überfahren. Das hat eine Mutter nur dadurch verhindert, dass sie mit voller Wucht auf das Autodach gehämmert hat", so Rösler.

Vergeblich haben die Schülerlotsen, die am Fußgängerüberweg am Alten Kanal morgens und mittags ihren Dienst tun, versucht, die Eltern am Einfahren in den eigentlich gesperrten Bereich zu hindern. "Die Eltern wollen das nicht einsehen und lassen sich nichts sagen. Da werden wir sogar beschimpft", erzählt Rosmarie Kußmann (70), frühere Hausmeisterin der Grundschule Holzheim und seit 29 Jahren Schülerlotsin. Sie ist erbost über so viel "Unvernunft", wie sie sagt.

Kußmann und die anderen vier Schülerlotsen wollen deshalb die Verantwortung für die Verkehrssituation vor der Schule nicht mehr übernehmen und quittieren ab kommendem Montag aus Protest den Dienst. "Es tut mir sehr leid, ich habe das wirklich gerne gemacht, für die Kinder, nicht für die Eltern, aber ich lasse mich doch nicht anschreien", sagt Kußmann.


"Goodbye Elterntaxi": Neue Aktion macht Druck auf Eltern


Der Elternbeirat hatte sich zuvor schriftlich an alle Eltern gewandt und appelliert, die Kinder nicht mehr mit dem Auto vor die Schule zu bringen, genutzt habe es wenig, berichtet Christoph Rösler, der von rücksichtslosem Verhalten und Ellenbogenmentalität spricht.

Auch Schulleiterin Andrea Hiltl, die das Phänomen "Elterntaxi" schon lange beobachtet, ist ratlos. Auch sie hatte an die Eltern geschrieben – keine Reaktion. Auf ein erneutes Schreiben des Elternbeirats hin mit der Mitteilung, dass es ab Montag keine Schülerlotsen mehr geben wird, habe sich eine einzige Mutter per E-Mail bei den Schülerlotsen bedankt.

Kritik übt Hiltl auch an der Stadt Neumarkt. Die Schule sei bisher nie über die Baumaßnahmen und Verkehrsregelungen in der Holzheimer Hauptstraße informiert worden. "Ich würde erwarten, dass die Stadt an die Schule herantritt, um die Verkehrssituation zu entschärfen."

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