Banken-Hochzeit wurde zum Nervenkitzel

8.6.2019, 06:00 Uhr
Banken-Hochzeit wurde zum Nervenkitzel

Das stellte der Regionaldirektor der Genossenschaftsbanken vor über 300 Mitgliedern fest. Bei 415 zu vergebenden Stimmen votierten 345 für die Bankenehe — unter dem Strich eine Zustimmung von knapp 84 Prozent.

Dass die Basis der Genossenschaftsbank grünes Licht für den Verbund mit den Parsberger Nachbarn geben würde, war im Vorfeld alles andere als klar: Die Bank-Oberen, Fusionspartner, Kommunalpolitiker und einfache Mitglieder wagten keine Prognose zur Frage: Wird in der Mitgliederversammlung das Quorum von 75 Prozent erreicht?

Filialen bleiben

Erwartungsgemäß wurden einige kritische Stimmen laut, und der Beifall der Mitglieder ließ erahnen, dass es am Ende knapp werden würde. So wurden Zweifel geäußert, wie Einsparungs-Synergien in Höhe von 800 000 bis 900 000 Euro gehoben werden sollten. Es gab den Verdacht, dass sich die beiden fusionierten Banken schließlich aus der Fläche zurückziehen und weitere Filialen schließen würden.

Warum fusionieren, wenn das eigene Haus gesund und ordentlich aufgestellt ist, lautete eine kritische Frage. Kritik gab es an dem Umstand, dass der rechtliche Sitz in Parsberg sein soll und dass "Hemau nur noch eine Zweigstelle" werde. Von "genossenschaftlicher Erbschleicherei" war die Rede. Und von dem angeblichen "Verschenken" von 41 Millionen Euro Kapital. Die Mitglieder seien nicht ausreichend informiert und sollten "über den Tisch gezogen" werden.

Doch diesen harschen Einreden mochte eine große Mehrheit der Genossen nicht folgen. "Wenn wir warten, bis die beiden Banken krank sind, dann ist es zu spät", mahnte ein Befürworter der Fusion am Ende der Diskussion. Zuvor hatten Vorstände und Aufsichtsräte großen Aufwand betrieben, um die Mitglieder über Ursachen, Motive und Auswirkungen des Bankenzusammenschlusses detailliert zu informieren.

"Verschenkt wird nichts, sondern die Mitglieder werden an einem neuen Eigenkapital von 100 Millionen Euro beteiligt", korrigierte Vorstandschef Klaus Federholzner die Kritik. Für vier Vorstände gebe es keine lukrativen Fusionsfolgen: "Die Vorstandsgehälter werden eingefroren."

Der Bankenchef umschrieb den Rahmen für den Zwang zur Fusion: schwindende Erträge durch den niedrigen Zins, hohe Investitionen in die Digitalisierung und steigende bürokratische Anforderungen. "Wir streben die Fusion an, nicht weil die Banken ein Problem haben, sondern weil beide gut aufgestellt sind", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Johann Pollinger. Mitglieder- und Kundenstruktur, die agrarisch geprägte Region und das klare Bekenntnis zum ländlichen Raum hätten für die "Raiffeisenbank im Oberpfälzer Jura" gesprochen, wie das neue Gebilde heißt.

Die angepeilten Einsparungen sollen durch den Verzicht auf Doppelarbeiten bei den Jahresabschlüssen und bei der Risikokontrolle sowie durch eine Nutzung der Personalfluktuation erreicht werden. Es sei weder an betriebsbedingte Kündigungen noch an die Schließung von Filialen gedacht, versicherte Klaus Federholzner. Die Betriebsratsvorsitzende Ulrike Mayer bekräftigte die wirtschaftlichen Vorteile der Fusion. "Wir haben einen sehr guten Interessensausgleich und Sozialplan erarbeitet."

Die fusionierte Bank erwartet höhere Gewinne und sagt damit auch höhere Gewerbesteuereinnahmen der beteiligten Kommunen voraus. Die Hauptstellen in Hemau und Parsberg sollen bestehen bleiben.

Die Banken mit fast 11 000 Mitgliedern gehen rückwirkend zum 1. Januar zusammen. Die Vertreterversammlung der Raiffeisenbank Parsberg-Velburg hat die Fusion bereits einstimmig abgesegnet.

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