Bei digitaler Bürgerversammlung in Pilsach mit Gerüchten aufgeräumt

28.11.2020, 13:51 Uhr
Bei digitaler Bürgerversammlung in Pilsach mit Gerüchten aufgeräumt

© Wolfgang Fellner

Bürgermeister Andreas Truber räumte zu Beginn mit Gerüchten auf, die diesbezüglich die Runde machen würden. Unter anderem soll es, bedingt durch die Ansiedlung von Chefs Culinar, zu einem "Wasserengpass" in der Gemeinde Pilsach kommen, was Andreas Truber klar als "Quatsch" bezeichnete.


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Durch das Vorhaben werde die Wasserversorgung in Laaber und Pfeffertshofen sogar noch optimiert, auch würden sich die Wasserversorger gegenseitig unterstützen. Auch das Gerücht, dass in der Gemeinde oder Umgebung das "Licht" ausgehen würde, sei falsch, denn laut Information der Bayernwerke sei das gesamte Vorhaben machbar, tragbar und hätte keine größeren Auswirkungen auf den Rest der Gemeinde.

Keine Billig-Arbeiter kommen

Ein drittes Gerücht, mit dem der Bürgermeister im Vorfeld aufräumte, war, dass es auf dem Gewerbegebiet Baracken und Wohncontainer für Billig-Arbeiter geben würde. Chefs Culinar arbeite mit Festangestellten und werde dies auch in der Gemeinde Pilsach tun. "Bleiben wir bei der Wahrheit und den Fakten und damit wollen wir heute arbeiten", so Andreas Truber mit der Überleitung zum Bürgerentscheid am 10. Januar.

Die Gemeinde wolle sicherstellen, dass jeder Bürger "voll informiert" seine Stimme abgeben kann und wies auch darauf hin, dass Befürworter beim Bürgerentscheid mit "Nein" stimmen müssten, da der Wortlaut mit der Antwort "Ja" gegen die Erschließung des Gewerbegebiets festlegt.


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Den Start der Informations-Runde machte Guido Bauernschmitt vom Planungsbüro TEAM 4, welcher über das Bebauungsplanverfahren sowie den Flächennutzungs- und Landschaftsplan der Gemeinde Pilsach informierte. Weiter führte er aus, dass man einige Alternativen auch in der Gemeinde geprüft habe, so zum Beispiel bereits bestehende Gewerbegebiete oder auch sonstige Flächen im Anschluss an Gewerbegebiete.

Doch alle anderen Gebiete und Flächen seien nicht geeignet und würden auch zu sehr in die Natur eingreifen. Die Prüfung des Gewerbegebiets und deren Alternative sei eine Forderung der Regierung der Oberpfalz gewesen. Unter der Betrachtung aller Aspekte sei das genannte Gebiet sehr gut geeignet. Im Planungsverfahren seien zudem rund fünf Hektar an Ausgleichsflächen gefordert, auch werde es einige Einschränkungen geben, zum Beispiel im Hinblick auf Lärm, Emission, Art des Betriebs, Pflanzgebote und maximale Bau-Höhen. Für die Bepflanzung sei weiterhin vorgesehen, dass rund 20 Prozent des Gebiets grün und unbefestigt bleiben.

400 Arbeitsplätze kommen

Jan Meyer, Prokurist von Chefs Culinar informierte im Anschluss daran über das Unternehmen der Citti-Gruppe und die Tochter-Firma Chefs Culinar. In Pilsach sollen mit dem neuen Lebensmittel-Logistik-Zentrum rund 400 Arbeitsplätze im gewerblichen und kaufmännischen Bereich entstehen. Unter anderem beliefere Chefs Culinar Krankenhäuser, Kitas, Restaurants und auch Gaststätten beispielsweise auf Sylt oder der Zugspitze.

Bei digitaler Bürgerversammlung in Pilsach mit Gerüchten aufgeräumt

© Foto: Maria Krauß

Andreas Zeitner, Leiter der Bauabteilung bei Chefs Culinar, verdeutlichte die "Vision" des Unternehmens im Hinblick auf das Vorhaben in der Gemeinde Pilsach. Zuerst betonte Zeitner, dass das Unternehmen tarifgebundene Löhne nach dem Groß- und Außenhandels-Tarif zahle und auch qualifizierte Arbeitsplätze biete. Weiterhin werde ein sogenannter Bepflanzungsplan eng mit dem Landschaftspflegeverband abgesprochen und jegliche Vorgaben auf jeden Fall umgesetzt. Aktuell sieht die Planung unter anderem 200 Bäume, 20.000 Staudensträucher und mindestens 50 Prozent Dachbegrünung vor. Bei der Bauplanung möchte das Unternehmen auch auf regionale Firmen zurückgreifen und plant mit einer Bauzeit von zwei bis zweieinhalb Jahren. Man wolle eine gute Nachbarschaft.

Rund 30 Bürgerfragen

Knapp 30 Fragen waren zum Bürgerbegehren eingegangen, unter anderem wurde das Thema "Geschwindigkeitsbegrenzung" und Bushaltestelle an der B299 angefragt. Josef Möges von der Gemeindeverwaltung sagte, dass für die Bushaltestelle der Landkreis zuständig sei und dies mit Hilfe einer Verkehrsschau bewerten würde, die allerdings erst nach Abschluss des Bauvorhabens möglich sei.

Auf Anfrage informierte Möges, dass für das Logistik-Zentrum keine eigene Kläranlage angedacht sei, sowie die Anlage in Neumarkt ausreichende Kapazitäten dafür hätten. In dem Zusammenhang wurde auch nach einer Erhöhung der Kanalgebühren gefragt, woraufhin Josef Möges verriet, dass diesbezüglich zwar eine Neuberechnung anstehen würde, dies jedoch aufgrund personeller Engpässe noch nicht erfolgt sei.


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Da der Wasserdruck rund um das Gewerbegebiet ja optimiert werden solle, wurde die Frage gestellt, ob damit auch mehr Baugebiete ausgewiesen werden würden. Hierzu betonte Josef Möges, dass es in der Gemeinde Pilsach eine enorm hohe Zahl von Baulandanfragen gäbe und immer wieder mit Nachdruck bei den Gemeinderäten angebracht werden würde, dies sei in allen Ortsteilen erwünscht. Doch eine Ausweisung von neuen Bauflächen sei abhängig vom Grundstückserwerb. Hier ist das gesamte Gremium ständig im Austausch mit möglichen Grundstücksanbietern. Auf Nachfrage zur Zufahrt zum Logistik-Zentrum antwortete Josef Möges, dass dies laut Planung in etwa vergleichbar sei mit der Zufahrt zum Tchibo-Logistik-Zentrum kurz vor der Autobahnzufahrt zur A3.

Nachgehakt wurde ebenso, ob man im Vertrag mit Chefs Culinar festlegen könne, dass der Schwerlastverkehr größtenteils über die Autobahn zu fahren habe. Dies sei ein Punkt, der im Lärmgutachten mit einbezogen und auf jeden Fall umgesetzt werde müsse, in welchem Umfang jedoch, könne aktuell noch nicht gesagt werden.

Nachhaltig oder Flächenfraß?

Kritisiert wurde das Thema "Nachhaltigkeit" in der Gemeinde, welches man sich angeblich groß auf die Fahne geschrieben habe, was jedoch nicht mit dem "Flächenfraß" zusammen passe. Hier würde man ohne Not intakte Landschaft aufgeben, auch herrsche kein Bedarf an Arbeitsplätzen in der Gemeinde. Josef Möges konterte mit Vergleichszahlen, nach dem Pilsach aus dem Landkreis für Beschäftigte an, wonach die Gemeinde Pilsach die "zweitwenigsten Arbeitsplätze" im Landkreis aufweisen würde. Selbst kleinere Gemeinden hätten deutlich mehr Beschäftigte und es würden 709 Pendler beruflich mehr aus- als einpendeln.

Ebenso gefragt wurde, warum in Richtung Laaber kein Lärmschutzwall geplant sei. Hier informierte Andreas Zeitner, dass man aktuell noch auf das Lärmschutzgutachten und damit auch die Werte warten würde, die es einzuhalten gibt, und "da werden wir drunter bleiben, koste es, was es wolle".

Realisiert werden soll das Vorhaben bis Mitte 2025 im ersten Bauabschnitt und der zweite, finale Bauabschnitt soll dann ungefähr 15 Jahre nach Fertigstellung des ersten Abschnitts umgesetzt werden. Der Anlieferverkehr zu Chefs Culinar soll erst ab sechs Uhr erfolgen, um auch dem Schallgutachten Rechnung zu tragen. Im Bezug auf Klima-, Wasser- und Naturschutz wurden allgemeine Maßnahmen angefragt, wie zum Beispiel die Verwendung von Regenwasser unter anderem für die Toilettenspülung, um Trinkwasser zu sparen.

Noch dazu investiere das Unternehmen rund 80 Millionen Euro in die Gemeinde und dies natürlich auch mit der Intention, Gewinne zu erwirtschaften.

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