Bericht aus der "Todeszone": Im Kampf gegen das Tausendblatt
12.9.2020, 07:00 UhrDas nicht heimische Gewächs ist um 1998 vermutlich durch einen entsorgten Aquariumsinhalt in die historische Wasserstraße gelangt. Zwischen Berg und der Landkreisgrenze hat sich das extrem robuste und dominante Kraut auf einer Strecke von 15 Kilometern breit gemacht, bedeckt streckenweise die komplette Kanaloberfläche und verdrängt manche heimischen Tier- und Pflanzenarten.
Sauerstoffgehalt sinkt
Der ökologische und wirtschaftliche Schaden ist immens. Der Kanal leidet nach Angaben der Biologisch-Technischen Assistentin Helga Michl unter einer beängstigenden Artenarmut. Fische kämpfen in dem Tausenblatt-Gestrüpp ums Überleben: Nur in der obersten Wasserschicht ist genügend Sauerstoff vorhanden, während ab 20 Zentimeter und tiefer der Sauerstoffgehalt rapide abnimmt. Karpfen werden beispielsweise gezwungen, oben zu schwimmen – und sie ziehen sich einen regelrechten "Sonnenbrand" zu. Durch den Tausendblatt-Befall drohen ständig Fischsterben.
Kampf gegen Tausendblatt geht bei Berg weiter
Eine Studie der Technischen Universität München hat alle Bekämpfungsvarianten des Wasserwirtschaftsamtes begleitet. Ergebnis: Ein Patentrezept für das Zurückdrängen der ungeliebten Pflanze gibt es nicht. Die eingesetzten Rotfedern (Scardinius erythrophthalmus) sorgten nicht für den erhofften Verbiss. Und auch eine streng abgeschirmte Population von Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella) mochte das Tausendblatt nicht auffressen.
Akutes Entsorgungsproblem
Aber auch die diversen Mäh- und Entkrautungsmaßnahmen mit Hilfe von Rechen und Baggern waren laut Studie und nach Angaben von Andreas Huber nicht von Erfolg gekrönt — zumal es nach dem Entfernen der Pflanzenteile ein akutes Entsorgungsproblem gibt: Biogasanlagen nehmen das teuflische Gewächs nicht an; in der Müllverbrennung kann das Tausenblatt auch nicht entsorgt werden.
Mähkuh bekämpft Tausendblatt im alten Kanal bei Berg
Von einer Kompostierung raten die Experten des Wasserwirtschaftsamtes dringend ab. Denn selbst vermeintlich verdorrte Pflanzenteile sind immer noch in der Lage, neue Triebe hervorzubringen. "Wir sind aber nicht am Ende der Versuche", macht Andreas Huber Hoffnung. Es sei nun geplant, im Herbst und Winter nochmals das Tausendblatt mit Stumpf und Stiel zu entfernen. Über allem schwebt auch die Angst, dass das Kraut in benachtbarte Gewässer eingeschleppt wird. Helga Michl: "Es ist auch zu befürchten, dass sich das Tausendblatt nach Mittelfranken ausbreitet."
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