Beschimpfungen und Masken-Zoff: Tankstellenbesitzer wehrt sich

28.7.2020, 06:07 Uhr
Beschimpfungen und Masken-Zoff: Tankstellenbesitzer wehrt sich

© André De Geare

Auch die Mitarbeiter des Tankstellenbesitzers werden immer wieder beschimpft. "Dabei setzen wir doch nur die Verordnungen des Freistaats um", sagt Peter Hollwek.

Nach einem weiteren Vorfall vergangene Woche reichte es endgültig. In einem langen Facebook-Post ließ Hollweck Dampf ab. Und traf damit offensichtlich einen Nerv. Der Beitrag wurde mehr als 220 Mal geteilt von Menschen in ganz Deutschland. Über 300 Menschen drückten den "Gefällt mir"-Knopf, zahlreiche Kommentare stärken Hollweck den Rücken.

"Wir verstehen Ihre Freiheitsliebe, eventuell auch Ihre Angst, Schutzmasken zu tragen, oder auch Ihren Drang, in der Öffentlichkeit den großen Mann darzustellen, der sich umfangreichst in YouTube informiert hat, jedoch wird diese Verordnung bei uns ohne Diskussion umgesetzt", schreibt Hollweck. Und zählt eine ganze Latte von Zumutungen auf, denen die Mitarbeiter ausgesetzt sind. Beschimpfungen gehören dazu. Oder vermeintliche Atteste eines Arztes aus Tadschikistan. Und ewige Diskussionen über den Sinn der Maskenpflicht.

 

Grund genug also, sich zu ärgern. Zumal die Auflagen hoch sind. Bis zu 15 mal täglich werden alle Türen, Zapfsäulen, Kühlschränke und der Kassenbereich desinfiziert. Trotzdem setzen sich die Mitarbeiter einer deutlich höheren Ansteckungsgefahr aus als Menschen mit einem anderen Arbeitsplatz.

Hinzu kommt: Ein Verstoß gegen die Infektionsschutz-Verordnungen, etwa, wenn jemand ohne Maske abkassiert wird, kann den Shop-Betreiber bis zu 5000 Euro Ordnungsgeld kosten.

Das ist keine leere Drohung des Gesetzgebers. In Neumarkt mussten Gastronomen tatsächlich diese Summe zahlen, weil sie Gäste bewirteten, obwohl das Lokal geschlossen sein hätte müssen.

321 Corona-Anzeigen bei der Polizei Neumarkt

Am 16. März trat die Infektionsschutzverordnung in Kraft. Seitdem hat die Neumarkter Polizei 321 Anzeigen mit dem Schlagwort "Corona" bearbeitet. "Der weitaus größte Teil sind Verstöße gegen die anfänglichen Ausgangssperren", sagt Polizeihauptkommissar Martin Meier. Darunter sind auch fünf Verstöße gegen die Quarantäneverordnung. Sprich: Die Personen verließen die Wohnung, obwohl sie wegen einer möglichen Corona-Infektion zuhause bleiben müssen.

An zweiter Stelle stehen "verbotene Menschenansammlungen". Hier endeten einige Einsätze allerdings nicht mit einer Anzeige, sondern in einem klärenden Gespräch. Dasselbe gilt für das Nichttragen eines Mund-Nasen-Schutzes, das nicht mehr mit einem Bußgeld belegt ist.

Doch genau so ein Fall war der Tropfen, der bei Hollweck das Fass zum Überlaufen brachte: Ein Kunde wollte im Shop partout keine Maske aufsetzen, aber auch nicht vor der Tür bezahlen. Stattdessen beschimpfte er den Tankstellen-Mitarbeiter, fuhr schließlich davon, ohne zu bezahlen und zeigte bei der Polizei an, dass man sein Geld nicht annehmen wolle, berichtet Hollweck.

"Es hat jeder seine Probleme in der Corona-Zeit", meint der Deininger. "Der Umsatz geht zurück, die Schüler haben einen ganz schlechten Unterricht, da brauchen wir das wirklich nicht noch oben drauf."

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