Chefs Culinar: "Das läuft alles seinen sauberen Weg"

23.7.2020, 17:00 Uhr
Chefs Culinar:

© Foto: Wolfgang Fellner

Dass der Bürgermeister "not amused" ist, verwundert nicht. Hat die Gemeinde Pilsach doch mit dem Chefs Culinar einen echt dicken Fisch an Land gezogen (und dabei andere Bewerber wie etwa Allersberg ausgestochen).

Schon bei einer ersten Bürgerversammlung zu dem Großprojekt, das über 400 Arbeitsplätze verspricht, wurden Bedenken laut. Wegen Flächenverbrauch, Verkehr, Geruch. Seitdem geisterten doch so einige Unwahrheiten und Ungenauigkeiten durch die Medien, sagt Bürgermeister Andreas Truber.

Ein Beispiel: Es seien keine 120 Lastwagen pro Tag, die bei Chefs Culinar an- und abliefern. "Sondern rund 120-Lkw-Fahrten." Auch dürfe man sich da keinesfalls rangierende 40- Tonner vorstellen. Das meiste seien 7,5-Tonner und der größte Teil davon werde den Weg über die B 299 an Pilsach vorbei zur A3 nehmen.

Besagter Bürgerantrag wird von einem Pilsacher, einer Pfeffertshofenerin und einem Biobauern gestellt. Die Forderung: das Bebauungsplanverfahren sofort abbrechen und die Änderung des Flächennutzungsplanes für das Gewerbegebiet "Waldeck" zurücknehmen.

Dem Antrag wird eine Unterschriftenliste beigefügt. Bei genügend Unterzeichnern muss der Gemeinderat darüber abstimmen. Das wird aber noch nicht bei dessen Sitzung am heutigen Donnerstag passieren, sondern erst nach der Sommerpause, vermutlich im September, meint Truber. Denn der Antrag war zu Wochenbeginn bei der Gemeinde noch gar nicht eingegangen.

Auge auf Flächenverbrauch

Hauptargument der Gegner ist – neben dem erhöhten Verkehrsaufkommen – der Flächenverbrauch. Elf Hektar misst das Grundstück im neuen Gewerbegebiet. Hier werden "unwiederbringlich Landschaft und wertvoller Boden zerstört", heißt es im Antrag.

Noch vor ein paar Jahren hätten es die Planer auch im "Waldeck" noch einfacher gehabt. Doch seitdem die bayerische Staatsregierung eine Richtgröße für den Flächenverbrauch von fünf Hektar pro Tag im gesamten Freistaat propagiert, müssen die Kommunen die Vorhaben eingehender begründen.

"Man merkt schon, dass die Landesplanbehörden solche Planungen jetzt genauer hinterfragen", sagt Michael Gottschalk, der Abteilungsleiter Kreisentwicklung am Landratsamt. Jüngstes Beispiel: In Bezug auf das neue Wohnbaugebiet in Buchberg bemängelte die Regierung der Oberpfalz die ihrer Ansicht nach unzureichende Prüfung auf flächensparende Alternativen im Ortsbereich.

Solch ein Fingerzeig auf den Landesentwicklungsplan von "Trägern öffentlicher Belange", die im Rahmen der Auslegung obligatorisch befragt werden, werde nun nicht mehr nur bei großen Projekten kommen, sagt Gottschalk. "Da müssen sich die Kommunen dann schon was einfallen lassen."

Doch sind behördliche Bedenken bisher eigentlich immer durch Abwägungen und Ausgleichsflächen aus dem Weg geräumt worden.

Dass das eingeschränkte Gewerbegebiet Waldeck noch zu stoppen ist, glauben auch die Antragsteller nicht. Sie wollen vielmehr ihrem Ärger Luft machen, weil die Bürgerschaft mehr oder weniger vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei.

Bürgermeister Andreas Truber erinnert daran, dass das Gelände an der B299, in direkter Nachbarschaft des Kalksteinbruchs und einer Biogasanlage, "schon unter meinem Vor-Vorgänger" für die Gewerbeansiedlung angedacht war. Zuletzt als möglicher Standort für das neue Europoles-Werk. Doch entschied sich der Mastenhersteller dann für das Neumarkter Industriegebiet "Habershöhe".

Gemeinderat steht voll dahinter

Ein Lärmgutachten wurde bereits erstellt, und das Bodengutachten sei in Arbeit, erklärt Truber (CSU). "Das läuft jetzt alles seinen sauberen Weg." Und von einem maßlosen Flächenverbrauch könne in der Gemeinde Pilsach schon gar keine Rede sein. "Wir haben auch die meisten Projekte mit dem Landschaftspflegeverband am Laufen."

Der Gemeinderat sei bisher in drei Abstimmungen zu 100 Prozent hinter dem Gewerbegebiet und der Niederlassung gestanden, betont Truber. Chefs Culinar sei immerhin ein gesundes, familiengeführtes Unternehmen, das seine Mitarbeiter nach Tarif zahle sowie Steuern, keine Zeit- und Leiharbeiter beschäftige. "Gerade in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten muss man als Gemeinde diese Chance einfach nutzen."

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