Circus Sambesi erzeugt in Neumarkt perfekte Illusion

11.9.2017, 11:00 Uhr
Circus Sambesi erzeugt in Neumarkt perfekte Illusion

© Fotos: Martin Herbaty

Unter der Zirkuskuppel begeisterte das Varieté Chapeau, das selbst bereits 2001 aus dem Zirkus heraus entstand, seine zahlreichen Zuschauer mit Artistik, Comedy und Slapstick. "Goodly & her Goodlingers", die den Abend auch musikalisch begleiteten, stimmten das Publikum schon vorab ein.

Als Conferencier führte Zauberer Juno durch das Programm, der nicht nur zum Auftakt den Zuschauern anschaulich den roten Faden des Programms demonstrierte. Er bewies auch in episodischen "Workshops" mit Unterstützung aus dem Publikum immer wieder, dass die Hand schneller ist als das Auge: Ob beim "Wanderball", der auch bei der aus dem Publikum geholten Dame mühelos die Hand wechselt – "das Schwierigste ist, den Ball unsichtbar zu machen" – oder bei der Mehrwegflasche, in die eine Münze auf unerklärlichen Wegen hinein und hinaus wandert. Manchmal hilft selbst ein ganzer Streuer Zaubersalz nicht – der Kandidat beim "SeiPaKnüSchni"-Trick hatte gleichzeitig mit Juno Schritt für Schritt absolviert und am Ende doch die Schnipsel in der Hand, während die unversehrten Seidenpapiertücher beim Magier gelandet waren.

Jonglier-Weltmeister Thomas Dietz ließ in der ersten Artistiknummer des Abends seine Ringe bis unter das Zeltdach fliegen. Anschließend spielten "Frau Bonse und der Michael" alias "Green Gift" ihr "Konzert der Röhren" mit vollem Körpereinsatz: Von "Kuckuck, Kuckuck" bis "We Will Rock You", vom "Säbeltanz" bis zu "Tea for Two" blies, klöppelte, schlug und tanzte sich das Duo durch die Musikgeschichte.

Verblüffende Verrenkungen

Kontorsionistin Katrina verknotete ihre Gliedmaßen scheinbar mühelos. Ihre atemberaubenden Verrenkungen ernteten begeisterten Applaus.

Teppichklopfen kann eine extreme Herausforderung sein: Perfekte Slapstick-Akrobatik bot "Hausmeister Stanke" im Kampf mit der Tücke des Objekts zwischen Teppich, Stange und Leiter. Ob beim Tritt ins Leere auf der kippeligen Leiter oder dem unvermeidlichen Absturz nach dem Erklimmen der Teppichstange – das Publikum hielt bisweilen den Atem an, bis sich die scheinbare Katastrophe doch immer in Lachen auflöste.

Musikalische Unterhaltung der besonderen Art bot dann "der Michael" Michael Korthaus in seinem Solo-Auftritt mit dem "Ping-Pong-Phone", das mit balancierten, geworfenen und zielsicher gespuckten Tischtennisbällen gespielt wird. Zugleich demonstrierte er, dass in einem Mund vier Tischtennisbälle Platz haben.

Leuchtende Jonglage

Dass sie mühelos in den Handstand gehen kann, zeigte Cecilia Hedlund. Damit das nicht einfach wird, führte sie ihre Balance- und Bewegungskünste allerdings nicht auf dem Boden vor, sondern in einem im Lauf ihrer Nummer immer wieder höher gebauten wackeligem Turm aus Stühlen.

Noch einen Tick höher wagte sich dann Katrina, die ihre Kontorsionen am Trapez auf einer neuen Ebene vorführte.

In die argentinische Pampa entführten Green Gift mit ihrer Nummer "Boleadoras", in der Trommeln, klackernde Bolas und Stepptanz einen treibenden Rhythmus erzeugen, während Stefanie Bonse die nach allen Richtungen wirbelnden Kugeln stets unter Kontrolle behielt.

Circus Sambesi erzeugt in Neumarkt perfekte Illusion

Einen triumphalen Abschluss des abends setzte Thomas Dietz, der im abgedunkelten Zelt mit leuchtenden Bällen, Keulen und Stäben jonglierte und mit Würfen und Schwüngen und unterstützt von den Farbwechseln seiner Utensilien faszinierende Figuren und Bilder in die Luft malte.

Bei der Verabschiedung dankte Juno Sambesi-Gründer Karl Nidermayer für seine Initiative und das, was sie seit ihrer Gründung erreicht hat: "Wenn man sieht, dass so etwas 30 Jahre funktioniert und so vielen Menschen geholfen wird, dann hat man immer noch Hoffnung für die Menschheit, selbst in Zeiten wie diesen."

Der Erlös des Abends kam dem Unterhalt des Zirkusses zugute – und natürlich wurden auch wieder Spenden für "Menschen für Menschen" gesammelt, zu dessen Unterstützung Karl Nidermayer 1987 den Circus Sambesi ins Leben gerufen hat.

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