Innehalten-Kongress

Coach Bohlander in Neumarkt: Barfuß laufen gehen, ohne Schuhe, ohne Leistungsdruck

16.6.2021, 15:34 Uhr
Barfuß laufen gehen: Emanuel Bohlander ist überzeugt von den positiven Auswirkungen. „Als hätte man ein neues Sinnesorgan“, so beschreibt er es. Beim Innehalten-Kongress in Neumarkt hält der Coach einen Vortrag.

© Emanuel Bohlander Barfuß laufen gehen: Emanuel Bohlander ist überzeugt von den positiven Auswirkungen. „Als hätte man ein neues Sinnesorgan“, so beschreibt er es. Beim Innehalten-Kongress in Neumarkt hält der Coach einen Vortrag.

Zum vierten Mal gibt es den Innehalten-Kongress, in diesem Jahr wieder als Präsenzveranstaltung. Laut Ankündigung geht es darum, Kraft und Gelassenheit zu tanken und die Resilienz zu stärken. Denn für beruflichen Erfolg sei es entscheidend, flexibel, innovativ und kreativ mit sich verändernden Situationen umzugehen.

Verschiedene Vorträge und Angebote hat der Organisator Johann Beck zusammengestellt. Bohlander - er hat die barefoot-academy gegründet - Vortrag heißt "Sport ist auch keine Lösung. Barfußlaufen - vom äußeren Leistungsdruck zur inneren Leistungsfreude".


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Laufen sei verbreitet und beliebt, so Bohlander. Dabei bauten viele der Läuferinnen und Läufer Leistungsdruck für sich selbst auf: "Man muss soundsoviel Kilometer soundso schnell laufen, das alles mit einem Puls von 135." Da gehe es mehr ums Powern und Ballern, oft nach einem auch anstrengenden Arbeitstag. "Das ist Laufen im Kampfmodus. Wir laufen entspannt, befreit", ist Bohlanders Herangehensweise, "ich will beim Laufen eine gute Zeit haben, mit meinem Körper im Einklang sein und die Signale des Körpers hören."

"Für wen läuft man denn?"

Dazu gehört für ihn auch, einen Marathon vielleicht nach 41 Kilometern zu beenden, wenn er merkt, es ist zu viel. "Ist das dann keine Leistung, 41 Kilometer gelaufen zu sein? Warum und für wen läuft man denn?"; fragt er.

Barfuß zu laufen ist dabei zum einen eine Hilfe, das Laufen neu zu erleben. "Wir kennen Barfußgehen meistens nur von bestimmten Settings, etwa vom Strand oder abends auf dem Sofa", sagt Bohlander. Barfuß auf Asphalt, einem Feldweg, einer Wiese unterwegs zu sein und dann auch zu joggen, schaffe eine Fülle von neuen Eindrücken.

Barfuß über die Wiese in der Mittagspause

"Es ist, als hätte man ein neues Sinnesorgan", beschreibt es der Barfuß-Coach. Er rät dazu, auch mal in der Mittagspause barfuß über eine Wiese zu laufen. "Das erdet richtig." Mit der Zeit, hat er beobachtet, kann das Barfußlaufen helfen, eine neue Qualität beim Laufen zu etablieren. "Dann schaut man irgendwann nicht mehr auf die Tracking-Uhr."

Zum anderen könne das Barfußlaufen auch auf grundsätzliche Verhaltensmuster verweisen, sagt Bohlander. Er beobachtet, dass viele beim Laufen eine Rolle einnehmen: Kämpferisch laufen wie Rocky Balboa oder leichtfüßig wie eine Elfe machen sich viele auf die Strecke. Dabei seien das meist Erwartungen von außen, die dabei erfüllt werden. "Wer beim Laufen erkennt, dass er versucht, Rollenbilder zu erfüllen, und aus diesem übergestülpten Modus rauskommt, kann das auch in anderen Lebensbereichen anwenden", ist Bohlander überzeugt.

Kaffeekochen auf der Strecke

Auch an andere Glaubenssätze seien zu hinterfragen: "Du darfst nicht stehenbleiben" sei so einer. "Ich bleibe oft stehen, um die Natur zu genießen, zu fotografieren - oder mir einen Kaffee zu kochen." Auf längeren Strecken nimmt sich Bohlander einen kleinen Gaskocher mit und macht sich eine Tasse Kaffee an einem schönen Ort. Er läuft auch Marathon-Distanzen, "aber vielleicht einen Marathon über einen ganzen Tag, mit Pausen - und mit der Wahrnehmung, was gut für meinen Körper ist."

Er plädiert dafür. den Leistungsgedanken nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. "Er ist zwar schon etwas abgedroschen, aber der Spruch der Weg ist das Ziel beschreibt es gut", sagt er. Ziele seien auch wichtig, doch man nehme sich selbst viel weg, wenn erst das Erreichen des Ziels etwas zählt. Das sei beim Laufen so, ebenso in der Arbeitswelt oder im Alltag.

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