Corona bremst auch Bufdis aus

18.5.2020, 09:03 Uhr
Corona bremst auch Bufdis aus

© Désirée Patrik

 

Für sie persönlich eine seltsame Parallele: Während ihrer Abiturzeit am Ostendorfer-Gymnasium erkrankte sie am Pfeifferschen Drüsenfieber und musste im vergangenen Sommer die Prüfungen nachschreiben. "Ich hatte sozusagen mein privates Corona", beschreibt sie es. Dadurch konnte sie sich nicht, wie geplant, für ihr Wunschstudium der Forstwissenschaften einschreiben und sie überlegte sich eine Alternative. Dass sie sich bei der DLRG (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft) bewarb, hat mehrere Gründe: Zum einen ist Marlenes Vater bei der Wasserwacht in Berg aktiv und Marlene und ihre Brüder sind seit frühester Kindheit mit dabei im und am Wasser. Marlene hat mit zwölf Jahren schon als Hilfstrainerin bei Schwimmkursen mitgemacht, dann selbst die Schwimmlehrerausbildung drangehängt.

Als es dann um die Zeit nach dem Abi ging, hat eine Freundin, die selbst als Bufdi beim DLRG war, ihr den Tipp gegeben. Das hat geklappt, und im Herbst stand Marlene Nießlbeck zum ersten Mal in Schulklassen und Kindergärten und brachte den Mädchen und Buben bei, was zu tun ist, wenn jemand ins Eis einbricht, und wie man das am besten von vornherein vermeidet. "An einer Station spiele ich die Person, die zu retten ist, dann geht es darum, mich mit zusammengeknoteten Jacken, Schirm oder anderen Hilfsmitteln zu retten", beschreibt sie. Diese Aufgabe liegt ihr: "Das macht einen Megaspaß mit den Kindern." So gut haben ihr die Einsätze gefallen, dass sie nun Grundschullehramt studieren will.

Auch das Drumrum, das Organisatorische, machen die Bundesfreiwilligen in Eigenregie. Ganz schön viel Verantwortung, wenn man direkt von der Schule kommt und da seine Erfahrungen sammelt, sagt Anke Skowronek, Bildungsreferentin der DLRG-Jugend, die auch die Bufdis betreut. Auch da hat sich Marlene Nießlbeck reingekniet "und ich bin echt dran gewachsen", hat sie festgestellt.

Homeoffice am PC

Doch dann kam Corona, und alle Termine platzten – Marlene saß im Homeoffice am Computer, erledigte einige Büro-Arbeiten, absolvierte Seminartage online, die sie ohnehin in ihrer Zeit als Bundesfreiwillige machen soll. "Dabei kann ich aus verschiedenen Angeboten auswählen ", sagt sie, so machte sie auch einen Kurs über Prüfungsvorbereitung.

Auf längere Zeit ist das Arbeiten nur am Computer für die 19-Jährige nicht das, was sie tun will. So ging sie auf den Vorschlag vom Anke Skowronek von der DLRG ein, sich als Ehrenamtliche für freiwillige Hilfsdienste zu registrieren. Und sie wurde gebeten, bei der Tafel im Nürnberger Land mitzumachen: Dort ist sie zwei- bis dreimal pro Woche im Zentrallager im Einsatz. "Kisten packen" beschreibt sie ihre Arbeit: Sie packt Mehl, Zucker und anderes für den Transport zu den Tafeln für Feucht, Altdorf und so weiter. "Kisten packen und schleppen – das habe ich bei den Aktionen für die Kinder auch schon ausgiebig gemacht", sagt sie lächelnd. Zu sehen, was sie geleistet hat, ist ihr nach der Arbeit lieber, als "nur" am Computer zu sein – auch das sei wichtig, aber besser gefällt ihr das Anpacken.

Eine Triebfeder für ihre Bewerbung bei der DLRG war für die junge Frau, Orientierung zu finden fürs Arbeitsleben, "und da wollte ich gern was Soziales machen, was mich auch interessiert", sagt Nießlbeck. Erstmal wird sie weiter bei der Tafel arbeiten – und sie hofft, dass die beiden13-tägigen Einsatzzeiten an der Ostsee- oder Nordseeküste, die für Bufdis der DLRG mit auf dem Programm stehen, im Sommer stattfinden können. Dann wird sie an einem Strand mit anderen Rettungsschwimmern die Aufsicht haben. "Bis jetzt sieht es so aus, dass es klappt", freut sich Marlene Nießlbeck.

Hier gibt es weitere Informationen zum Bufdi.

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