Vor dem Amtsgericht Neumarkt

Crash auf der A3: Wer saß am Steuer des Unfallautos?

15.6.2021, 11:49 Uhr

Die Halterin, eine 26 Jahre alte Frau war beschuldigt worden, den Bruder ihres Mannes ans Steuer gelassen zu haben, obwohl der keine in Deutschland gültige Fahrerlaubnis hatte. Dafür bekam sie einen Strafbefehl über 20 Tagessätze zu je 40 Euro in ihre norddeutsche Wahlheimat zugeschickt.

Über ihren Rechtsanwalt Alex Neumann legte sie Einspruch dagegen ein. Neumann bat wegen der großen Entfernung den Neumarkter Kollegen Werner Mümmler, die Vertretung seiner Mandantin zu übernehmen. Der handelte mit Richter Rainer Würth die Einstellung des Verfahrens aus.

Auf eine DNA-Analyse verzichtet

Zwar hatte die Polizei Kleidungsstücke sichergestellt, um mittels einer DNA-Analyse feststellen zu können, wer auf dem Fahrersitz gesessen hatte. Doch erstens wäre auch in diesem Fall die Beweisführung schwierig gewesen und zum anderen setzte sich bald die Überzeugung durch, dass die Sache den Aufwand nicht wert sei. Allein die DNA-Auswertung hätte 2000 Euro gekostet. Schon Eingangs hatte Richter Würth den Zeugen dringend ans Herz gelegt, bei der Wahrheit zu bleiben, weil sich das Lügen hier ganz bestimmt nicht lohnen könne.

Der Schaden ist noch nicht geregelt

Nach dem Auffahrunfall war der Beifahrer der jungen Frau aus Südostasien ausgestiegen, um sich nach dem Befinden der vier Insassen des anderen Wagens zu erkundigen. Denen fehlte ebenso wenig etwas, wie ihm und seiner Begleiterin. Es war beim Sachschaden geblieben, der nach Aussage der Vietnamesin aber noch nicht finanziell geregelt sei.

Die Frau sagte auch aus, dass sie ebenfalls ausgestiegen sei, um sich das Handy ihres Freundes zu schnappen. Damit rief sie die Polizei. Sie will jedoch gesehen haben, wie der Fahrer und der Beifahrer des anderen Wagens rasch die Seiten gewechselt hätten. Der, der ursprünglich am Steuer gesessen hatte, habe einen orangen Pullover und eine kurze Hose getragen, der andere, deutlich kleinere Mann, einen grauen Pullover.

Bei letzterem handelte es sich um den Ehemann der hochschwangeren Angeklagten, den der aus Hanoi stammende junge Mann aber nicht identifizieren konnte. Da verlasse ihn die Erinnerung sagte er als Zeuge.

Foto ohne Beweiswert

Die 26-Jährige und ihre Gatte legten dem Gericht auch Handy-Fotos vor, die im Auto während der Fahrt etwa zwei Stunden vor dem Unfall entstanden waren. Sie zeigten eine ganz andere Sitzordnung, als sie die Unfallzeugen in Erinnerung hatten. Das beweist aber letztlich auch nichts, denn später können die zwei Frauen und zwei Männer durchaus wieder die Plätze getauscht haben.

Deshalb unterbrach Richter Würth die Verhandlung zu einem Sechsaugengespräch mit Verteidiger und Staatsanwalt. Das Ergebnis war die Einstellung des Verfahrens. Dessen Kosten trägt die Staatskasse, die eigenen Auslagen muss die 26-Jährige selbst begleichen.

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