Corona treibt die Immobilienpreise in Neumarkt nach oben

15.7.2020, 06:00 Uhr
Corona treibt die Immobilienpreise in Neumarkt nach oben

© Foto: Helmut Sturm

Niedrige Zinsen und staatliche För-derung erleichtern seit Jahren die Finanzierung. Diesen vermeintlich paradiesischen Zuständen stehen allerdings stetig steigende Objekt-preise gegenüber.

Derzeit ist im Gesamtmarkt kein Rückgang der Immobilienpreise festzustellen, berichten Erwin Bumberger und Matthias Wittmann uni-sono. Durchschnittlich stiegen die Preise für Wohneigentum um 4,4 Prozent im Vergleich zu 2019 – bis dato ein Rückgang um ein Prozent im Vergleich.

"Der wichtigste Einflussfaktor für den Wohnimmobilienmarkt in Bay-ern ist seit vielen Jahren das Bevöl-kerungswachstum." Im Landkreis Neumarkt gehen die Prognosen von einer Zunahme um 5,5 Prozent (plus 7.400) auf 141 000 Menschen bis 2038 aus. Das Ziel der Bayerischen Staatsregierung ist seit langem, jährlich 70 000 neue Häuser und Wohnungen zu bauen. Erreicht wurde es nie ganz. In den vergangenen drei Jahren kamen bayernweit nur um die 60 000 Neubauten hinzu – der Fehlbedarf baut sich also kontinuierlich weiter auf. In den Ballungszentren fehlt es vor allem an bezahlbarem Wohnraum.

 

 

"Im Landkreis hat sich die Zahl der Baufertigstellungen deutlich erhöht", kommt Sparkassenvorstand Wittmann zurück in die Region. Eine insgesamt robuste Entwicklung zei-ge sich ebenso bei den Baugenehmig-ungen im Jahresverlauf.

Dem aktuellen Marktspiegel der Sparkassenfinanzgruppe zufolge kosten neue Doppel- und Reihenhäuser im Raum Neumarkt zwischen 280 000 und 590 000 Euro sowie neue Eigentumswohnungen zwischen 2800 und 5300 Euro pro Quadratmeter. Gebrauchte Doppel- und Reihenhäuser sind zwischen 100 000 und 490 000 Euro zu haben, gebrauchte Eigentumswohnungen von 1400 und 3900 Euro pro Quadratmeter.

"Der Trend im laufenden Jahr ist ungebrochen (…) wir stellen trotz Corona keinerlei Anpassung der Preise nach unten fest", macht Matthias Wittmann deutlich. Die Umsätze mit Immobilien stiegen bei der Sparkasse Neumarkt von 204 Millionen Euro 2015 auf 361 Millionen Euro 2019. 100 Objekte wurden an Kunden vermittelt.

Im Durchschnitt des laufenden Jahres wurden täglich 160 000 Euro für Immobilienkredite ausbezahlt. "Insgesamt lässt die Dynamik leicht nach, trotzdem zeigen alle Tendenzen weiterhin stabil nach oben", so das Resümee der LBS und Sparkasse.

Eigenkapital ist unersetzlich

Eine Veränderung bei den historisch niedrigen Zinsen sei nicht zu erwarten, betonte Bumberger und die staatlichen Förderungen wie Bau-kindergeld oder die ab 2021 verbes-serte Wohnungsbauprämie wirken sich positiv auf die Finanzierung aus. Von einer Vollfinanzierung bei Immobilien rät Bumberger trotz niedriger Zinsen jedoch ab. "Eine rechtzeitige Eigenkapitalbildung ist unersetzlich – besonders im privaten Bereich."

Wohneigentum genießt eine permanent hohe Wertschätzung. Die Vorteile haben sich besonders in den zurückliegenden Monaten der Aus-gangsbeschränkungen gezeigt. 49 Prozent der Menschen sehen im Eigenheim einen sicheren Rückzug-sort. Für 47 Prozent ist die Immobi-lie eine sichere Geldanlage und 38 Prozent der Bayern leiten aus ihrer Immobilie ein gutes Gefühl von finanzieller Sicherheit ab.

Bis jetzt zeigen sich keine negativen Auswirkungen der weltweiten Krise auf den Immobilienmarkt, waren sich Matthias Wittmann und Erwin Bumberger einig. Wichtig sei, dass die Wirtschaft wieder Fuß fasst und die Kurzarbeit nicht in Arbeits-losigkeit mündet. Mit ihrem mittel-ständischen Charakter und dem hohen Anteil an familiengeführten Unternehmen bietet die Wirtschaft im Landkreis dafür gute Voraussetzungen.

Veränderungen bei den gewerbli-chen Immobilien wird es ziemlich sicher durch das Testen der Situati-on im Home-Office geben. Es könnte zurück zu kleineren und weniger Büroräumen bedeuten. Es könnte den Verkehr entlasten und die Ballungsräume, wenn man nur ein bis zweimal pro Woche zum Arbeitsplatz fährt. So würden Ortschaften "in der Fläche profitieren". Es habe sich aber auch deutlich gezeigt, so die beiden Immobilienprofis, dass der direkte Kontakt und die sozialen Verknüpfungen im Berufsleben trotz aller Technik, die erkennbar noch nicht überall in der benötigten Qualität verfügbar ist, nicht zu unterschätzen sind.

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