Die regionale Lauf-Saison steckt im Startblock fest

25.4.2020, 06:00 Uhr
Die regionale Lauf-Saison steckt im Startblock fest

Zwischen Schul-Baustelle und Ortsumgehung liegt die dritte Geräuschkulisse ungewohnt stumm dar, seit der TSV Freystadt sein Sportgelände vorübergehend sperren musste. Im ausgehenden Frühjahr am stärksten betroffen ist neben Fußball und Tennis die Leichtathletik-Sparte, deren Freiluft-Saison eine komplette Absage droht. Ohne Volksfestlauf im Juni sowie das bereits im März ausgefallene Hallensportfest entgehen der Abteilung Einnahmen und öffentliche Aufmerksamkeit. "Wir wollten eigentlich die erneuerte Bahn einweihen", ärgert sich Übungsleiter Wilfried Nützel. Immerhin die wirtschaftlichen Folgen könne man dank solider Kassenlage gut auffangen.

Am meisten leiden unter den Kontaktbeschränkungen indes die knapp 80 Aktiven. Mit teils von Trainern individuell zusammengestellten Programmen "hält sich jeder zu Hause fit so gut es geht", erklärt der für die ab 14-jährigen Jugendlichen zuständige Nützel. Während Lauf-Ass Tim Miehling seine Kilometer auf Wald und Wiesen absolviert, muss sich der ambitionierte Diskus-Spezialist Jakob Nützel im Hobby-Keller mit Kraftübungen begnügen. "Für den Garten wirft er zu weit", konstatiert Papa Nützel. Für die auf überregionalen Bühnen vertretenen Talente habe der Verband vorsichtig die Wiederaufnahme von Lehrgängen im Mai in Aussicht gestellt.

"Dass das aber jedes Bundesland anders handhabt, verzerrt den Wettbewerb", kritisiert Nützel bei aller Vorfreude auf eventuell in den Herbst hinein verlegte bayerische und deutsche Meisterschaften. "Wie die nötigen Quali-Leistungen rechtzeitig erbracht werden sollen, erschließt sich mir nicht." So stünde im Fall der Fälle wohl mehr Erlebnis statt Ergebnis im Vordergrund. "Für Jakob ist es zum Glück nicht so dramatisch. Das erste U18-Jahr ist ohnehin eine Eingewöhnungsphase."

Mit Sorgen über womöglich verpasste Saisonziele hält sich Carin Harth derweil kaum auf. In der seit 1979 bestehenden Wettkampfgemeinschaft mit Freystadt mischt aus den Reihen ihres ASV Neumarkt nurmehr ein Mädchen mit. Nach herausragenden Erfolgen im Versehrtensport und zuletzt 2011 im Sprint durch Corinna Pielenhofer hat sich der Verein auf das Trainingsgeschehen zurückgezogen.

Üben ohne Konkurrenzdruck

Obwohl in den Sommermonaten drei Einheiten pro Woche auf der Anlage des Gluck-Gymnasiums angeboten und im Schnitt von 20 Köpfen besucht werden, sei der gegenwärtige Nachwuchs am Vergleich mit der Konkurrenz allerdings "nicht interessiert", berichtet Abteilungsleiterin Harth. Deshalb gebe es in der Corona-Pause auch keinerlei Bewegungs-Hausaufgaben. Die im Verlauf der eigenen Karriere entwickelten Ansprüche – Harth hält bei den weiblichen Erwachsenen seit den 80er Jahren in Lauf- und Sprungdisziplinen mehrere Vereinsrekorde – habe sie "der Zeit angepasst."

Freilich könnten manche ihrer Schützlinge auf Kreisebene den einen oder anderen Akzent setzen. "Es ist doch schön, wenn sich die Gruppe überhaupt trifft und zusammen Spaß hat." Als Lehrerin am Sonderpädagogischen Förderzentrum im Arbeitskreis Sport engagiert, verweist Harth auf diverse vergebliche Anläufe zur Nachwuchsgewinnung. Das Bewegungscamp des Leichtathletik-Verbands 2010 blieb "ohne Sogwirkung" und die begrenzte Infrastruktur (keine Stabhochsprung-Anlage, kleiner Geräteraum) mache die Aufgabe nicht leichter. Spätestens der Übergang ins Universitäts- oder Ausbildungsleben dünnt das Feld weiter aus. Den suggerierten Standortnachteil in der großen Kreisstadt sieht Wilfried Nützel aber nicht, vielmehr hänge die Strahlkraft vor Ort oft von einzelnen "Kümmerern" ab. Acht ausgebildete Übungsleiter sind für den TSV Freystadt tätig.

Ganz gibt sich Carin Harth beim ASV auch nicht geschlagen. "Die Corona-Krise ist vielleicht eine Chance, die bei einigen den Ehrgeiz weckt."

Letzte Ausfahrt wäre der Silveterlauf

Veranstalter reagierten bis dato unterschiedlich auf die Entwicklungen. Während Parsberger Hatzengrünlauf und Burggriesbacher Schullauf abgesagt wurden, Deining den Cross-Duathlon in den Herbst verschob, findet der Seligenportener Benefizlauf am 26. April nur virtuell statt. Teilnehmer sind aufgerufen, ihre Runden privat zu drehen. Noch vor der Entscheidung über eine Absetzung stehen der Velburger Kirchweihtriathlon und der Neumarkter Firmenlauf. Von der Liste Termine zu streichen sind inzwischen der Freystädter Volksfestlauf (14.6), der Dietfurter 7-Täler-Lauf (27.6) und der Velburger Burgberglauf (1.8). Alle drei gehören wie der Hatzengrünlauf zur Renn-Serie um den BLSV- Läufercup, der am 31. Dezember im Seubersdorfer Silvesterlauf gipfeln sollte.

Auf diesem Wettkampf ruhen nun fast sämtliche Hoffnungen auf ein wenig Adrenalinkick in Begleitung. Ob die ausgehungerte Szene den Organisatoren nach dem Rekord von über 800 Startern 2019 zum 40. Geburtstag erneut einen Ansturm beschert, wagt Christoph Wittmann noch nicht vorauszusagen. "Natürlich ist es ein Vorteil, dass wir jetzt noch abwarten können. Die Anmeldung wird erst drei Monate vorab freigeschaltet. Die Witterung sorgt in der Regel kurzfristig für viele Zu- oder Absagen."

Wir informieren Sie ab sofort mit unserem täglichen Corona-Newsletter über die aktuelle Lage in der Coronakrise, geben ihnen Hinweise zum richtigen Verhalten und Tipps zum alltäglichen Leben. Hier kostenlos bestellen. Immer am frühen Abend frisch in Ihrem Mailpostfach.


+++ Sie wollen in der Corona-Krise helfen: Dann sind Sie in unserer Facebookgruppe "Nordbayern hilft" genau richtig! +++

Hintergründe über die Zahlen des Robert-Koch-Instituts finden Sie hier.

Verwandte Themen


Keine Kommentare