Der Ludwigskanal

Ein Paradies, um die Seele baumeln zu lassen

20.7.2021, 18:31 Uhr
Ein Paradies, um die Seele baumeln zu lassen

© Foto: Fritz-Wolfgang Etzold

Ob der Kanal damals in Betrieb ging oder nicht, darüber streiten die Gelehrten. In Betrieb ging jedoch der Ludwig-Donau-Main-Kanal, dessen Bau 1836 begann. Doch dann dauerte es noch einmal zehn Jahre – mehr als veranschlagt – bis die Wasserstraße zwischen Kelheim und Bamberg eröffnet werden konnte.

Doch der Traum von der transnationalen Verbindung – der Ludwig-Donau-Main-Kanal verband letztlich die Nordsee mit dem Schwarzen Meer – währte nicht lange. Vier Jahre nach der Eröffnungsfeier erreichte der Güterumschlag seinen Höhepunkt, danach ging es rapide abwärts. Grund: Die Eisenbahn machte dem Kanal Konkurrenz, sie war schneller und günstiger.

Ein Paradies, um die Seele baumeln zu lassen

© Foto: Fritz-Wolfgang Etzold

Ab 1870 hatte der Ludwigskanal keine wirtschaftliche Bedeutung mehr, dafür kamen die Ausflugsdampfer. Und die Bevölkerung entdeckte die Wasserstraße vor der Haustür als Freizeit-Paradies. Heute ist er ein entschleunigter Rückzugsort für Spaziergänger und Radler. Ab 1925 verkehrten die Schlagrahmdampfer zwischen Nürnberg und Forchheim, die Nazis stellten die Schifffahrt dann komplett ein. Krieg. Geheimnisumwittert ist bis heute die Aktion, als die Nazis U-Boote über den Kanal transportierten.

1945 kam es zu schweren Schäden durch Bombentreffer. Teilweise liefen Kanalstrecken trocken, wurden nie wieder repariert. 1950 folgte die Stilllegung als Wasserstraße. Noch bitterer: Ab 1955 fiel der Abschnitt zwischen Nürnberg und Bamberg dem Bau des Frankenschnellweges zum Opfer. Im Jahr 1980 zerstörte der Bau des Main-Donau-Kanals im Altmühltal und im Ottmaringer Tal den Ludwigskanal. Was also ist geblieben von der einstmals königlichen Wasserstraße mit ihren schmucken Schleusenwärter-Häuschen, den großen Obstbaumstrecken auf den Dämmen, den imposanten Bauwerken, in denen Schiffe über Täler geführt wurden?

Nicht mehr viel, gerade mal das Stück zwischen Berching und Worzeldorf ist noch vorhanden, der Rest überbaut oder aufgelassen. Und auch diese gut 65 Kilometer, die noch unter Wasser stehen, hatten und haben zu leiden. Straßen schneiden den Kanal und zwingen ihn in enge Röhren, damit wenigstens noch etwas Wasseraustausch stattfindet.

Ein Paradies, um die Seele baumeln zu lassen

© Foto: Wolfgang Fellner

Nicht anders die Eisenbahn, die dem Kanal das Wasser abgrub: In Neumarkt quert der Bahndamm rücksichtslos das alte Kanalbett, dann kommt schon die Freystädter Straße. Auch einfach aufgefüllt. Ein gewisses Umdenken hat trotzdem eingesetzt: Im Bereich Neumarkt wurde der Kanal bei Bauarbeiten, die anfielen, wieder freigelegt, erhielt sein altes Bett zurück. Vom Romstöck-Ring aus kann man Richtung Holzheim die Wasserstraße wieder nutzen. Dafür wurde er beim Bau der Mühlhausener Umgehung beim Abzweig bei Pollanten zugeschüttet, in Betonrohre gepresst. Eine Brücke wäre bei der Höhe des Dammes leicht möglich gewesen. Wohl zu teuer.

So, wie der Ludwigskanal auch teurer geworden ist als veranschlagt. Nachdem 1834 Ludwig I. das "Gesetz, die Erbauung eines Kanals zur Verbindung der Donau mit dem Main betreffend" erließ, wurde 1835 ein Actienverein gegründet, der die Finanzierung des Kanalprojektes sicherstellen sollte. Am 1. Juli 1836 begannen die auf sechs Jahre veranschlagten Arbeiten und Ende 1839 waren die Erdarbeiten erledigt, nur an größeren Dämmen musste noch gearbeitet werden. Nach einem Zeitungsbericht von Ende 1840 waren 90 Schleusen fertiggestellt, "die Schiffsziehwege in der ganzen Länge des Kanals chaussirt und die Dämme berast, die Ufer mit Fruchtbäumen besetzt; sämtliche Schleußen- und Kanalwärterhäuser waren zum Theil der Vollendung nahe". Aber eben nur zum Teil.

Denn dann traten immer wieder Probleme auf – kleinere Dammbrüche waren zu beheben. Zum Jahresende 1842 war der Kanal immerhin "an den meisten Stellen so weit gediehen, daß er für die Schifffahrt tauglich erschien". Verzögert wurde die Fertigstellung auch durch den Einbau zusätzlicher Stauwehre in der Altmühl, heißt es in wikipedia.

Für den Mai 1843 hatte der König die Eröffnung der Schifffahrt zwischen Nürnberg und Bamberg angeordnet. Das klappte: Unter Kanonendonner legten festlich geschmückte Schiffe mit voller Ladung in Bamberg ab und fuhren nach Nürnberg. Im südlichen Abschnitt dauerte es noch bis 1845, ehe alles fertig war.

Am Bau des Kanals waren anfangs 3000, später zeitweise 9000 Arbeiter beschäftigt. Darunter viele Italiener, die hier sesshaft wurden – wie viele Namen noch heute verraten. Das Kapital der Aktiengesellschaft, an dem das Königreich 25 Prozent hielt, betrug zehn Millionen Gulden. Doch das reichte bei weitem nicht: So beliefen sich die Kosten entgegen der geplanten acht Millionen Gulden schließlich auf 17,5 Millionen Gulden. Mehr als doppelt so viel wie veranschlagt – ein Phänomen nicht nur dieser Tage.

Im August 1845 konnte der Kanal komplett eröffnet werden, die Strecke zwischen Kelheim und Nürnberg war fertig. Am 2. Juli 1846 wurde der Kanal nach zehnjähriger Bauzeit fertig und am 15. Juli 1846 erfolgte die feierliche Enthüllung des durch König Ludwig I. gestifteten Denkmals am Erlanger Burgberg.

In den kommenden Wochen werden wir immer mittwochs an dieser Stelle die Teile des alten Kanals vorstellen, die sich im Landkreis Neumarkt befinden.

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