Eltern legen Pfarrer Winner den Rücktritt nahe

10.10.2018, 09:20 Uhr
Eltern legen Pfarrer Winner den Rücktritt nahe

© Foto: Ulrich Schuster

Hintergrund sind die seit Wochen andauernden Querelen zwischen Pfarrer, Kirchenverwaltung und Behörden einerseits und Eltern und dem Kindergartenpersonal andererseits. Für regelrechte Aufruhr sorgte der Versuch der Pfarrgemeinde, die Leiterin der Betreuungseinrichtung loszuwerden. Die angeblich bereits beschlossene Kündigung ist zwar vorerst vom Tisch, aber organisatorische und technische Mängel sorgen ständig für weiteren Ärger — zuletzt wegen zweier Schließtage des Kindergartens in der vergangenen Woche, die Pfarrer Winner angeblich nicht genehmigt hat, während die Leitung die schriftliche Weitergabe des Ferienplanes nachweist (wir berichteten).

Am Freitag vergangener Woche bekam Pfarrer Winner Post, die es in sich hat. Autor ist der Neumarkter Dr. Thomas Wanninger, Vater eines Kindergartenkindes und Ehemann der Elternbeiratsvorsitzenden. Der Brief ist von 19 weiteren Eltern unterzeichnet. Auf drei eng beschriebenen Seiten ist massive Kritik an Domkapitular Winner formuliert. Sie mündet an zwei Stellen in die kaum verhüllte Rücktrittsaufforderung: Winner möge einen "Schlusspunkt" setzen, heißt es in dem Schreiben. Der Geistliche möge "vielleicht doch in priesterlicher Demut erkennen, dass für Sie und die Pfarrei ein neuer und deswegen getrennter Weg beginnen soll".

"Sehr unzufrieden"

In dem Brief beklagen sich die Eltern darüber, dass sie den Gemeindepfarrer als "hörenden und helfenden Hirten" nicht erlebt hätten und mit ihm "sehr unzufrieden" seien. Norbert Winner habe die Sorgen der Kindergartenleitung nicht gehört und ihr zu spät eine Mitarbeiterin zugewiesen. Eine stellvertretende Leitung des Kindergartens — er verfügt über 125 Betreuungsplätze — sei nicht eingerichtet worden. Die Kritik der Eltern konzentriert sich auch auf die Ausschreibung der Leitungsstelle per Zeitungsanzeige, ohne dass die Inhaberin der Position darüber informiert worden sei. Die "faktische Umkehrung des Seelsorgeprinzips" sei "für einen Priester unwürdig".

Anhand von mehreren Sachverhalten wird Pfarrer Winner explizit vorgeworfen, dass er es angeblich mit der Wahrheit nicht so genau nehmen würde. In dem Schreiben heißt es: "Gegen einen Fehler hat niemand was, wenn aber konstruktiver Umgang mit der Wahrheit zur Methode wird, dann ist das erträgliche Maß überschritten." Wer als Priester "Mitarbeiter der Wahrheit" sei, der habe keinen Grund, das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen. "Zeitung ist immer schlecht", zitieren die Briefautoren eine Äußerung Winners bei einem Elternabend, zu dem der Pfarrer keine Pressevertreter zugelassen hat. Die Eltern werfen dem Geistlichen und der Laien-Kirchenverwaltung vor, "vorwiegend Interesse an Geheimhaltung vor der Öffentlichkeit" zu haben. Eltern würden unter Druck gesetzt. Einzelpersonen seien befragt worden, wer wohl der "Nachrichtenüberbringer" sei.

Schließlich wird die laufende hochnotpeinliche und übergenaue Prüfung der Verwaltung des Kindergartens St. Johannes einem anderen Sachverhalt gegenübergestellt: Nicht besprochen werde der "ordnerdicke Revisionsbericht des Bistums über die jahrelange und teure Schlamperei in Ihrer Pfarrei". Pfarrer Winner lehnte gestern in einem kurzen Telefongespräch mit der NN-Redaktion eine Stellungnahme zu den Vorwürfen der Eltern ab. Er äußerte lediglich seine Zweifel, ob alle Unterzeichner gewusst haben, was sie da unterschreiben.

Briefautor Wanninger berichtete dagegen von großer Zustimmung von Eltern und Erzieherinnen. Letztere hätten allerdings aus "Angst um ihren Arbeitsplatz" nicht unterschreiben wollen. Am Freitag hätten noch mehr Eltern den Brief unterzeichnen wollen, doch man habe sich laut Dr. Wanninger nicht mehr getraut, ihn auszulegen. Angeblich sei ein Mitglied der Kirchenverwaltung der Gemeinde St. Johannes im Kindergarten gewesen und habe nach dem Schreiben "gefahndet".

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