EM-Quali bestätigt: Trotzdem spärlicher Lohn für Hörner

11.8.2020, 10:35 Uhr
EM-Quali bestätigt: Trotzdem spärlicher Lohn für Hörner

Es war ein seltsamer Wettkampf, den die beiden Kandidatinnen aus dem Bundeskader im Fernduell absolvierten. Während die am Sportgymnasium in Frankfurt/Oder ansässige Rivalin Annika Pilz (TB Roding) im dortigen Olympiastützpunkt zu den Hanteln griff, trat Amelie Hörner ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit als Solistin vor wenigen Beobachtern im ASV-Sportzentrum ans Gerät. Neben Kampfrichter Georg Bauer und dem Trainerduo Alfred Bechtold/Jens Fischer wohnten allein Vater Reinhard sowie Schwester Helene dem unüblichen Schauspiel bei, bei dem die Trauben für die Gewichtheberin dennoch hoch hingen. Der Verband verlangte bei seiner dezentral abgehaltenen EM-Qualifikation in der Juniorinnen-Klasse bis 71 kg eine Zweikampfleistung von 182 kg.

Unter den speziellen Umständen dieser Tage erschien es in der Theorie als schier unzumutbare Herkulesaufgabe, die eigene Bestleistung um fünf kg zu übertreffen. Schließlich hatten die Folgen des Corona-Virus die bisherige Jahresplanung komplett durcheinandergewirbelt. Nach zwölf Wochen im Heimtraining und sieben Monaten ohne Wettkampfdruck zeigte sich die Allersbergerin mit 68,8 kg jedoch nicht nur auf der Waage punktgenau in Form. Mit sicheren 78 kg begann Hörner im Reißen und steigerte sich im dritten Versuch auf einen neuen bayerischen Rekord von 81 kg. Und auch im Stoßen übertraf sie die von ihr selbst gehaltene Spitzenmarke auf Landesebene.

Doch weil die 98 kg nicht genug waren, schickte sich das bereits international gestählte Kraftsport-Talent an, erstmals ein dreistelligen Gewicht zu bewältigen. Ein sicheres Umsetzen, eine kurze Konzentration danach und Hörner hielt tatsächlich die 101 kg über dem Kopf, ehe das befreiende "ab" des Kampfrichters erklang. "Dazu bedarf es schon einer besonderen Persönlichkeit", staunte Trainer Bechtold über seinen Schützling und sah über den final gescheiterten Durchgang bei 103 kg verständnisvoll hinweg.

Die Luft war raus. Erst kurz vor dem Termin verbreitete sich die Info von der Absage der EM in Finnland. Immerhin untermauerte Amelie Hörner nach drei deutschen Titeln auch in der Juniorinnenklasse ihre Qualitäten und folgte prompt der Einladung ins Erzgebirge zu einem Lehrgang mit dem Nationalkader.

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