Aufräumen nach Flutkatastrophe

Feuerwehrleute aus dem Landkreis Neumarkt helfen im Ahrtal

11.8.2021, 14:54 Uhr
Feuerwehrleute aus dem Landkreis Neumarkt helfen im Ahrtal

Damit müssen Katastrophenhelfer klar kommen: Gestern wateten sie noch im Chaos und sahen um sich herum nur Not und Leid, und morgen sitzen sie schon wieder in der Neumarkter Innenstadt im Café oder schlecken ein Eis.

"Komisch" nennt Daniel Gottschalk das Gefühl.

Und Julia Beer geht es da auch nicht viel anders als dem Sprecher der Feuerwehren im Landkreis Neumarkt. "Das war schon erschreckend, wie wir zum ersten Mal an unseren Einsatzort im Ahrtal angekommen sind", sagt die Feuerwehrfrau aus Neumarkt.

Arbeitsreiche Tage bis zur Ablösung

Sie war am 30. Juli mit dem ersten Hilfskontingent aus der Oberpfalz in das vom Hochwasser so schwer getroffene Flusstal aufgebrochen. Drei arbeitsreiche Tage im "Weinkulturdorf" Dernau warteten dort auf die Studentin. Dann kam die Ablösung, die nächsten sechs Feuerwehrler aus dem Kreis Neumarkt.

Feuerwehrleute aus dem Landkreis Neumarkt helfen im Ahrtal

© Foto: Nicolas Damm

"Die Leute, deren Öltanks wir leergepumpt haben, waren froh, dass wir da waren", erzählt Julia Beer. Deshalb verspürt die 22-Jährige auch Stolz, dabei gewesen zu sein, ihre Mission erfüllt zu haben.

Eigentlich nur kleiner Fluss

Zwei Fahrzeuge, sechs Kräfte und den "Gerätesatz Ölwehr" hatte die Regierung der Oberpfalz vom Landkreis Neumarkt angefordert. Dem war ein Hilfeersuchen an den Freistaat Bayern vorausgegangen. Als sich die Neumarkter mit Schläuchen, Pumpen und Stromaggregaten auf den Wegen gen Westen machten, waren schon zweieinhalb Wochen seit der Jahrhundertflut im Ahrtal vergangen.

Hatte die "Ölwehr" doch eine fest umrissene, nachgelagerte Aufgabe zu erfüllen: Von Haus zu Haus zu gehen und in den meistens schon ausgeräumten Kellern noch vorhandenes Heizöl aus beschädigten Tanks zu pumpen. "Und da war eigentlich jeder Tank beschädigt", sagt Daniel Gottschalk, der Teil von Besatzung Nummer zwei war.

Feuerwehrleute aus dem Landkreis Neumarkt helfen im Ahrtal

© Foto: Daniel Gottschalk

Allein die Anfahrt vom Nürburgring, wo die Helfer in einer großen Zeltstadt übernachten, dauert über eine Stunde. Stetig müssen die Einsatzkräfte Umwege nehmen, nachdem die angeschwollene Ahr die Infrastruktur im Tal – Straßen, Gleise, Brücken – völlig zerstört hatte. "Unglaublich", so Gottschalk, "als wir da ankamen, war der Fluss nicht viel größer als die Sulz in Berching."

"Drei Kreuze heißt: Abriss"

Nicht alle Häuser wurden evakuiert, die höher gelegenen hatte die Flut verschont. Statiker des THW prüfen die betroffenen Gebäude. "Bringen sie danach drei Kreuze an, heißt das: Abriss!" Und wenn dann der Kettenbagger kommt, ist das Haus nach drei Stunden weg.

Noch immer werden viele Menschen im Katastrophengebiet vermisst. "Wir wurden darauf vorbereitet, dass wir in den Kellern auch noch Leichen finden könnten", sagt Julia Beer. Zum Glück stieß sie nur auf höchst lebendige Dernauer, die aus den Häusern noch retten wollten, was zu retten war.

Gottschalk traf den Kommandanten einer örtlichen Feuerwehr: "Ihm hatte es die ganze Ausrüstung und sogar das Löschfahrzeug weggschwemmt." Der Neumarkter fotografierte eine Eisenbahnbrücke, von der nur noch die Schienen vorhanden sind, in der Luft hängen. "Der gesamte Stahlbeton darunter – weg."

Oberpfalz hilft mindestens bis 15. August

Noch bis 15. August läuft die Anforderung des Feuerwehrkontingents aus der Oberpfalz. Eine Verlängerung sei angesichts der vielen zerstörten Häuser im Ahrtal aber nicht ausgeschlossen, sagt Daniel Gottschalk. Sicher ist: Freiwillige Helfer werden sich in den Landkreiswehren immer finden.

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