Flugplatz: Stadt verlängert den Pachtvertrag

5.6.2020, 09:09 Uhr
Flugplatz: Stadt verlängert den Pachtvertrag

© Foto: Wolfgang Fellner

Doch nun hat ihn die Stadt um vorerst ein Jahr verlängert. "Weil dort momentan nichts passiert", sagt Stadtsprecher Franz Janka. Mit der Coronakrise habe diese Entscheidung nichts zu tun: Sie sei schon im vergangenen Jahr im nicht-öffentlichen Teil einer Stadtratssitzung gefallen. Davon sollte aber noch nichts nach draußen dringen, ehe die Unterschriften trocken sind.

Anfang des Jahres sei der neue Pachtvertrag dann unterzeichnet worden, sagt Klaus Weiß, Vorsitzender der Flugsportvereinigung Neumarkt. Der neue Vertrag verlängere sich jeweils um ein Jahr, sollte die Stadt nicht von ihrem darin verankerten Kündigungsrecht Gebrauch machen. Bei einer Kündigungsfrist von sechs Monaten. Das freut natürlich die Flieger, die, das möchte Weiß hervorheben, schon immer ein gutes Verhältnis mit der Stadt gehabt hätten.

Das Planungsgebiet "Flugfeld" – 59 Hektar zwischen Bahnlinie und Nürnberger Straße, Woffenbacher Straße und Münchener Ring – ist aber wesentlich größer als der Bereich, den die Flugsportvereinigung gepachtet hat. Der erste Flächennutzungsplan für das Areal stammt aus dem Jahr 2004, acht Jahre später folgte ein integriertes Stadtentwicklungskonzept.

Als sich die Verhandlungen mit den über 100 Grundstückseigentümern schwierig gestalteten, beschloss der Stadtrat 2015 eine "städtebauliche Entwicklungsmaßnahme" in Gang zu setzen. Die "SEM" eröffnet der Stadt die Möglichkeit, ein so großes Entwicklungsgebiet weitgehend nach eigenen Zielvorgaben neu zu gestalten und die hierfür benötigten Grundstücke zu einem relativ günstigen Preis zu erwerben.

Eingefrorene Grundstückswerte

Für Entrüstung unter den Eigentümern sorgten deshalb die anfangs auf den Stichtag 25. Juni 2015 "eingefrorenen" Grundstückswerte. Diese hatte 2016 der Gutachterausschuss des Landkreises ermittelt. Später rang sich der Stadtrat dazu durch, die Werte zum Stichtag 1. Januar 2019 prozentual noch einmal anzuheben.

Die zehn "Wertzonen", in die das Flugfeld unterteilt wurden, blieben jedoch unangetastet: Je nach Eignung für eine künftige Nutzung zahlt die Stadt zwischen 13 und 121 Euro pro Quadratmeter. Der Wert steigt, je näher die Parzellen an der Nürnberger oder Woffenbacher Straße liegen.

Runde von 111 Eigentümern

Ende 2018 waren noch 139 Flurstücke auf dem Areal im Besitz von 111 Eigentümern. Bis zum 1. März 2019 mussten diese auf das Kaufangebot der Stadt verbindlich antworten. Den Eigentümern wurde eingeräumt, ihre Grundstücke in Eigenregie zu entwickeln – wobei sie allerdings an eine Entwicklungssatzung gebunden wären.

Zudem wurde ein Planungsbüro mit dem Rahmenplan beauftragt. Eine erste Kostenübersicht sollte 2020 vorliegen und in einigen Bereichen dann schon mit der Bauleitplanung begonnen werden. Doch nun verzögert sich der geplante Ablauf – und da sind die möglichen Auswirkungen der Coronakrise noch nicht einmal "mit eingerechnet".

Nutznießer ist der Fliegerverein an der Nürnberger Straße. Der musste den Flugplatz auch während des Lockdown betriebsbereit halten. "Für die Waldbrand-Überwachung oder die Luftrettungsstaffel", nennt Klaus Weiß als Beispiele. Derzeit dürfen auch alle aktiven Mitglieder der Flugsportvereinigung abheben. "Nur Gäste können wir leider noch nicht wieder mitnehmen."

Die Verlängerung des Flugbetriebs sei bereits mit dem Flugamt Nordbayern abgeklärt, sagt Weiß. Vorgeschrieben sei, dass die Flugzeuge nur nach Westen starten dürfen. "Aber das mussten wir auch schon in den letzten 20 Jahren."

Über 1000 Starts und Landungen zählte der Betreiber 2019 auf dem Neumarkter Flugplatz: "Und alle unfallfrei." Das große Fest zum 70- jährigen Bestehen der Flugsportvereinigung, das heuer anstand, wird aufs kommende Jahr verschoben.

Hoffnung noch nicht aufgegeben

Noch haben Weiß und seine Mitflieger die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der Verein auch sein 100- Jähriges noch an Ort und Stelle feiern kann.

Sie sammeln eifrig Argumente, warum der Flugplatz auch in einem neuen Stadtteil noch einen Platz finden könnte: als dringend benötigte Frischluftschneise in Zeiten der Klimaerwärmung, als Landepunkt für Geschäftsleute und Firmenkunden, für Rundflüge auch für Gäste der Stadt. Und außerdem würden die Neumarkter ihren Flugplatz auch vermissen, glaubt Klaus Weiß ganz fest.

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