Förderung von Luftreinigungsanlagen in Klassenzimmern: Nur ausnahmsweise

7.10.2020, 08:02 Uhr
Dicke Rohre und eine riesige Lüftungsanlage sorgen im Willibald-Gluck-Gymnasium für ständig frische Luft in allen Klassenzimmern.

© Foto: Christine Anneser Dicke Rohre und eine riesige Lüftungsanlage sorgen im Willibald-Gluck-Gymnasium für ständig frische Luft in allen Klassenzimmern.

Doch der Teufel steckt im Detail. Ob irgendwelche Schulen im Landkreis Neumarkt in den Genuss der Förderung kommen, steht noch nicht fest. In dem entsprechenden Schreiben des bayerischen Kultusministeriums, das Markus Mederer, dem im Landratsamt für den kreiseigenen Hochbau zuständigen Sackgebietsleiter, vorliegt, ist nämlich davon die Rede, dass der Einbau von sogenannten CO2-Ampeln und mobilen Luftreinigungsanlagen mit Filtertechnik nur dort gefördert wird, wo die Räume nicht ausreichend durch gezieltes Fensteröffnen gelüftet werden können. "Wir warten jetzt auf die detaillierten Förderrichtlinien und werden dann natürlich reagieren", sagt Mederer.


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Sachaufwandsträger für die Schulen seien die Gemeinden. An die müssten sich die Schulen also wenden, wenn sie Luftfilter in ihren Klassenräumen für nötig halten, erklärt Schulamtsdirektor Dieter Lang vom Staatlichen Schulamt in Neumarkt. "Ich wüsste aber nicht, dass es im Landkreis eine Schule gibt, an der sich die Fenster nicht öffnen lassen", sagt Lang. Und neuere oder sanierte Schulen im Landkreis sind in der Regel mit zentralen Lüftungsanlagen ausgestattet.

CO2-Wert im grünen Bereich

So zum Beispiel am vor fünf Jahren erbauten Willibald-Gluck-Gymnasium in Neumarkt. Hier versteckt sich unter dem Dach des Hauses eine riesige zentrale Belüftungsanlage. Die Frischluft wird von außen direkt in die Klassenzimmer geleitet und über das Dach der Pausenhalle wieder abgeführt. Hausmeister Richard Lang kann von seinem Computer aus das komplette System überwachen. Er sieht genau, wie hoch in jedem einzelnen Klassenzimmer die CO2-Konzentration und die Raumtemperatur sind. Solange der CO2 -Wert zwischen 800 und 1400 ppm liegt, ist alles in Ordnung. Sobald 1900 ppm erreicht werden, schlägt das System Alarm.

Das könne am WGG eigentlich nur passieren, erklärt Lang, wenn in den Zimmern die Fenster längere Zeit offen bleiben. Dann schaltet sich die automatische Belüftung nämlich ab und der CO2-Wert steigt an. "Die Umwälzung der Luft durch die Lüftungsanlage ist größer, als es durch Lüften je erreicht werden könnte", sagt WGG-Schulleiter Bernhard Schiffer. Dass die Fenster an der Schule zu öffnen sind, sei eigentlich nur aus psychologischen Gründen nötig.

Ähnlich ausgestattet ist das Ostendorfer-Gymnasium im Neubau und im sogenannten A-Bau, der B-Bau wird demnächst saniert und bekommt dann auch eine zentrale Lüftungsanlage. Aber: "Kurzes Stoßlüften ist immer gut", findet Schulleiterin Ulrike Severa. Sowohl Schiffer als auch Severa fühlen ihre Schulen deshalb für den Corona-Winter gut gerüstet. Laut Mederer werden auch das neue Sonderpädagogische Förderzentrum und das Gymnasium Parsberg entsprechend ausgerüstet.


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Alle anderen Schulen müssen per Hand lüften. "Lüften ist ja eine super Sache, aber es kommt im Winter auf die Temperaturen an", findet Albert Semmler, Vorsitzender des BLLV-Kreisverbands Neumarkt und Lehrer an der Mittelschule Parsberg. Bei Plusgraden sei das ja okay, "aber bei Frost haut das nimmer hin, da werden ja die Kinder reihenweise krank". Er hat deswegen große Bedenken angesichts des nahen Winters und fordert die Sachaufwandsträger der Schulen zum Handeln auf. "Mobile Luftfilter wären schon sinnvoll und wenn, dann flächendeckend", findet Semmler.

Das könnte teuer werden. Die Kosten für ein Gerät beginnen bei etwa 2000 Euro. Um die rund 50 000 Klassenzimmer in Bayern damit auszustatten, bräuchte man also mindestens 100 Millionen Euro.

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