Gefährden Wölfe das Weidevieh im Kreis Neumarkt?

23.8.2019, 16:51 Uhr
Gefährden Wölfe das Weidevieh im Kreis Neumarkt?

© Foto: Patrick Pleul/ZB/dpa

Keinen Grund zur Panik sieht Bergs Bürgermeister Helmut Himmler. Seine Gemeinde und Lauterhofen wurden vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) Anfang Juli als Wolfsgebiete ausgewiesen – derzeit die einzigen im Landkreis Neumarkt.

Hintergrund: Von bekannten Wolfs-Standorten – in diesem Fall auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr, wo der Wolf schon länger wieder heimisch ist – wird ein 30-Kilometer-Radius gezogen, innerhalb dessen das Auftreten von Wölfen eine gewisse Wahrscheinlichkeit hat.

"Deshalb besteht aber kein Grund zur Beunruhigung", betont Himmler, der auch stellvertretender Landrat ist. Die vom 30-Kilometer-Radius tangierten Flächen der beiden Gemeinden würden "am äußersten südlichen Rand des Wolfsgebietes ,Veldensteiner Forst und Truppenübungsplatz Grafenwöhr’" liegen. Im betreffenden Gebiet in und um den Grafenbucher Forst sei laut Himmler "noch nie ein Wolf gesichtet worden".

 

Eine Einstellung, die der Landwirt, Schäfer und Neumarkter Stadtrat Johann Gloßner für blauäugig und deshalb auch gefährlich hält: In Deutschland gibt es laut Gloßner derzeit rund 800 Wölfe; Schweden, das ein flächenmäßig deutlich größerer Staat ist, habe die Anzahl der Raubtiere dagegen auf 330 gedeckelt und ihr Vorkommen auf Mittelschweden begrenzt. Der Grund: "Die Schweden sorgen sich um den Fortbestand der Rentierherden, wenn es zu viele Wölfe gibt", erklärt Gloßner und erinnert an das sogenannte Wolfsmassaker, das im Oktober 2018 in der sächsischen Gemeinde Förstgen geschah: Aus einer Herde von rund 135 Moorschnucken rissen Wölfe nachts rund zwei Drittel der Tiere.

"Derzeit leben wir noch auf einer Insel der Seligen, aber so etwas kann auch bei uns passieren", warnt Gloßner. Kunden, die bei ihm Schafe kaufen, empfiehlt er eindringlich, deren Stall wolfssicher zu machen.

Über 40 Kilometer Reichweite

Nach Gloßners Informationen leben auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr mehr als die offiziell gemeldeten zwei Wölfe. Ein hungriger Wolf könne in einer Nacht locker 40 Kilometer und mehr zurücklegen – und nach diesen Ansatz lägen Berg und Lauterhofen dann tatsächlich im Wolfsgebiet.  "Wir müssen Weidetierhaltern und Wölfen Chancen geben, aber auch Grenzen aufzeigen und die Wölfe erziehen. Wenn ein Wolf eine Herde überfällt, dann muss er geschossen werden", sagt Gloßner mit grimmigem Unterton.

Wie sein Kollege Helmut Himmler hat auch Lauterhofens Bürgermeister Ludwig Lang nur über Umwege davon erfahren, dass das Gebiet seiner Gemeinde nun als Wolfsareal gilt. Aus diesem Grund will Lang aktuell auch keine Prognosen abgeben, wie groß die Gefahr für Weidetiere tatsächlich ist. Mit Försterin Katja Deckert soll es zeitnah eine Waldbegehung geben, bei der nach Wolfsspuren Ausschau gehalten wird.

Derzeit gibt es in Lauterhofen gleichwohl ebenso wenig Hinweise auf Wolfs-Aktivitäten wie in Berg. Johann Gloßner weist allerdings eindringlich darauf hin, dass dies nicht so bleiben muss: "In Nord- und Mitteldeutschland gibt es mehr Probleme. Irgendwann kommt das zu uns."

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