Geld, Gold, Prügel: Neumarkter Bauern kidnappen Betrüger im Kofferraum

18.1.2021, 18:58 Uhr
Geld, Gold, Prügel: Neumarkter Bauern kidnappen Betrüger im Kofferraum

© Foto: imago images/UPI Photo

Aber alles der Reihe nach. Ein 33 Jahre alter Landwirt aus dem Landkreis Neumarkt machte die Bekanntschaft eines 24-jährigen Autohändlers aus München. Was der Agrarier aus der Oberpfalz nicht wusste: Der Jung-Kaufmann hatte bereits mehrere Vorstrafen wegen Autobetrügereien auf dem Kerbholz. Er gewann zunächst das Vertrauen des 33-Jährigen, indem er ihm einen Käufer für sein Auto vermittelte.

Der dubiose Händler aus der Isarmetropole kam dann mit einem richtigen Coup: In Rumänien liege ein Goldbestand im Wert von zwei Millionen Euro. Wenn sich der Oberpfälzer an den Transportkosten beteilige, könne er an dem Edelmetall-Deal mitverdienen, lockte der 24-Jährige.

Vom Betrüger Geld zurück gefordert

Der 33-Jährige plünderte seine Rücklagen und pumpte die Verwandtschaft und zwei Bekannte an, um bei dem Deal dabei zu sein. In mehreren Raten überließ der Landwirt seinem Geschäftspartner insgesamt 375 000 Euro. Doch dem Finanzier des Goldhandels kamen Zweifel: Als der Autohändler Anfang Mai 2020 nach Neumarkt kam, um noch mehr Geld abzuholen, forderte der 33-Jährige im Beisein seiner Freundin und der zwei Mit-Investoren das Geld zurück.

Der bedrängte Autohändler schlug eine Fahrt zu seiner Wohnung im Münchner Umland vor, wo er das Geld versteckt habe. Dort angekommen sprang der 24-Jährige aus dem Auto und verbarrikadierte sich in seiner Wohnung. Und so ging es laut BR24 und einer Pressemitteilung des Amtsgerichts München weiter: Die Oberpfälzer traten die Wohnungstür ein und verfrachteten den dubiosen Autohändler in den Kofferraum seines eigenen BMW X 5, um ihn in einem Waldstück mit Gewalt zur Herausgabe des Geldes zu bewegen.

Freundin schwer verletzt

Inzwischen hatten aber der Bruder des 24-Jährigen und weitere Familienmitglieder die Verfolgung aufgenommen. Sie stoppten den Wagen mit dem 24-Jährigen im Kofferraum, indem sie ein Auto auf der Straße quer stellten. Bei einem anschließenden Rangiermanöver wurde die Freundin des 33-Jährigen so schwer verletzt, dass zeitweise die Amputation eines Unterschenkels zu befürchten war. Die beiden Gruppen trugen auf der Straße eine heftige Schlägerei aus, die Polizisten schließlich beendeten. Bei der Geiselnahme, Entführung und Keilerei erlitt der betrügerische Autohändler ein Würgetrauma, diverse Prellungen und Wunden.

Die drei Oberpfälzer wurden nun am Amtsgerichts München wegen gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung zu neun Monaten Gefängnis mit Bewährung verurteilt. Jeder der verhinderten Goldinvestoren muss 3000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung bezahlen.

Betrüger muss in Haft

Auch der Autohändler kam nicht ungeschoren davon: Laut Gerichtsurteil sieht er sich mit einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und drei Monaten wegen Betrugs konfrontiert.

Der Landwirt aus dem Landkreis Neumarkt hat einen Kredit von 50 000 Euro aufgenommen, um seine Freunde zu entschädigen. Vielleicht lassen sich durch den Verkauf der Filmrechte weitere Einnahmen erzielen.

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