Hat das Krankenhaus Parsberg noch eine Chance?

6.4.2020, 23:37 Uhr
Hat  das Krankenhaus Parsberg noch eine Chance?

© Foto: Werner Sturm

Seit Samstag steht das Konzept:Nun geht das bayerische Gesundheitsministerium auf die Suche nach möglichen 26 Hilfskrankenhäusern für Corona-Patienten – eines im Bereich jeder Integrierten Leitstelle.

Schon im Vorfeld wurde hier das erst Ende Januar geschlossene Kreiskrankenhaus in Parsberg ins Spiel gebracht. Vor allem die vielen Kritiker der Schließung fordern nun eine Wiedereröffnung der Klinik als Notfall-Krankenhaus. Mitte März hatte der Krankenpfleger Matthias Hummel dazu aufgerufen, untermauert mit einer Online-Petition.

Ihm pflichtet Dr. Peter Pommer, der ärztliche Direktor des Bezirkskrankenhauses in Parsberg, bei: Die Betreuung schwer Kranker in Hallen und Feldbetten sei undenkbar, schreibt der Internist und Pneumologe auf seiner Facebook-Seite. "Im KKH Parsberg ist wirklich alles vorhanden bis zur Intensivstation mit invasiver Beatmungsmöglichkeit, um Covid-Patienten optimal behandeln zu können."

Auch Parsbergs Bürgermeister Josef Bauer, der vergeblich gehofft hatte, dass die Klinik bis Ende 2021 weiterbetrieben wird, ist sich sicher: "Man könnte das Krankenhaus innerhalb von wenigen Tagen reaktivieren, es stünde also schnell zur Verfügung. Das wäre bei weitem besser, als jetzt irgendwo in der Region eine Turnhalle umzubauen."

Was noch für Parsberg spräche: "Um eine Infektionsgefahr möglichst auszuschließen, müssen Covid-19- positiv Erkrankte, Verdachtsfälle und andere Patienten unbedingt voneinander getrennt sein", erklärte Gesundheitsministerin Melanie Huml. Das gelte auch für die jeweiligen Ärzte und Pflegekräfte. Bei einer Aufstockung der Corona-Station am Klinikum Neumarkt wäre es schon schwieriger, diese Vorgabe zu erfüllen.

Natürlich wäre dadurch die Personalfrage – woher nehmen? – noch nicht geklärt. Das sei eben die Krux, sagt Landkreis-Sprecher Michael Gottschalk. Das Klinikum Neumarkt könne das auf jeden Fall nicht leisten. "Aber grundsätzlich wären die Räumlichkeiten in Parsberg von unserer Seite her geeignet. Das haben das THW und das BRK nach einer Begehung der "Führungsgruppe Katastrophenschutz" mitgeteilt.

Diese "FüGK" tritt seit Beginn der Corona-Krise mehrmals in der Woche am Neumarkter Landratsamt zusammen. Geleitet wird sie von Regierungsrätin Deniz Köse-Andre; dort werden die Maßnahmen des Landratsamts, des Klinikums, von BRK und THW koordiniert.

90 Betten sind das Minimum

Mit der Suche nach einem potenziellen Standort für ein Hilfskrankenhaus befasst sich Dr. Markus Zimmermann. Der Chefarzt am Uniklinikum Regensburg wurde zum Ärztlichen Leiter Führungsgruppe Katastrophenschutz im Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Regensburg ernannt. Diesem Verband gehören neben der Stadt und Land Regensburg auch die Landkreise Neumarkt und Cham an.

Zimmermann, der die Corona-Patienten-Ströme in der südlichen Oberpfalz steuert, war gestern telefonisch nicht zur erreichen. Er versicherte aber noch Ende vergangener Woche, dass in den Krankenhäusern der Region eine ausreichende stationäre Versorgung sichergestellt sei.

Neben der personellen Misere spräche ein weiteres Kriterium gegen Parsberg. Die Kapazität eines Hilfskrankenhauses sollte mindestens 90 Betten haben, betonte Ministerin Huml. In Parsberg waren es zuletzt nur 30 Betten, vor wenigen Jahren, vor der Verlegung der Geriatrie nach Neumarkt sind es noch 50 gewesen. Zu Hochzeiten hatte das Krankenhaus schon mal 90 Betten, damals aber bei ganz anderen Bedingungen.

Jeder hofft indessen, dass das Notfallkonzept in der Schublade verschwindet. Auch Peter Pommer: "In meinen 35 Jahren als Arzt hat sich noch jede Epidemie, die die Atemwege betrifft, im Sommer aufgelöst", schreibt der Parsberger Lungenarzt, der sich nach diversen Disputen vorerst nicht mehr öffentlich äußern möchte. "Ich gehe davon aus, dass es auch diesmal so sein wird."

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