Heinz Buchholz hat alle Baudenkmäler im Kreis Neumarkt dokumentiert

2.7.2015, 18:03 Uhr
Das Haus in Velburg (rechts) hingegen zeigte sich 2005 in einem schlechten baulichen Zustand: Die Fensterhöhlen sind leer, von der Wand löst sich der Putz.

© Fotos: Heinz Buchholz Das Haus in Velburg (rechts) hingegen zeigte sich 2005 in einem schlechten baulichen Zustand: Die Fensterhöhlen sind leer, von der Wand löst sich der Putz.

Mit der Mundart wird es wohl nichts mehr. Auch nach über 40 Jahren in der Oberpfalz ist der Hamburger Schnack unüberhörbar. Denn dort wurde Heinz Buchholz 1939 geboren, ist also gar kein Preuße, sondern ein Hanseat, und die pflegen bekanntlich ihre Eigenheiten. Und verfolgen ihre Vorhaben mit einer gewissen nordischen Hartnäckigkeit.

Mit dieser hat er für die Denkmalpflege im Landkreis Neumarkt ein einzigartiges digitales Bildarchiv geschaffen. Eine immense Fleißarbeit: Immerhin 1664 Objekte stehen auf der Denkmalliste, nach acht Jahren hatte Buchholz jedes einzelne fotografiert.

Alles digital: Heinz Buchholz hat die Bilder auf seinem Rechner archiviert.

Alles digital: Heinz Buchholz hat die Bilder auf seinem Rechner archiviert. © Fotos: Heinz Buchholz

2005 war der erste Durchlauf beendet. Nun beginnt Buchholz von neuem, alle Bau- und Kunstdenkmäler im Landkreis Neumarkt fotografisch zu dokumentieren. Gerade diese Kontinuität macht die Arbeit für die hauptamtlichen Denkmalpfleger so wertvoll, dass Buchholz nun als Anerkennung die Denkmalschutzmedaille erhält.

Vor 20 Jahren war dies nicht abzusehen. Denn zur Heimatpflege ist Buchholz eigentlich durch einen Unfall gekommen: Wegen einer schweren Armverletzung wurde er vorzeitig in den Ruhestand versetzt und suchte ein Aufgabe. „Im Gemeindeblatt las ich zufällig eine Anzeige, dass man sich als Kreisheimatpfleger bewerben könne“, sagt Buchholz. Nach anfänglichen Zweifeln wagte er den Schritt — und zu seiner eigenen Überraschung wählte ihn der Kreistag unter mehreren Bewerbern aus. „Das hat schon für dumme Sprüche gesorgt“, gibt er zu. Doch das war nur der erste Schritt, denn ein Kreisheimatpfleger ist so frei in der Gestaltung seiner Aufgabe, dass er sich sein Arbeitsfeld selbst suchen muss.

„Brauchtum ging als Zugereister gar nicht, Historisches ist bei den Ortsheimatpflegern sehr gut, also erinnerte ich mich an meine alte Leidenschaft für die Fotografie“, sagt Buchholz. Als gelernter Reprofotograf und Berufsschullehrer für Drucktechnik kam er schließlich vom Fach.

Häuser sind Kultur

Zunächst knipste er recht wahllos, was ihm gefiel, und dokumentierte die Besuche der Denkmalpfleger bei Bauherren, die ein altes Haus fachgerecht sanieren wollten — oder abreißen. Um Platz zu schaffen für etwas Neues. „Das ist Wahnsinn“, sagt Buchholz. „Wir müssen diese Häuser schützen, das ist unsere Kultur.“

Dabei stand er der Denkmalpflege zunächst selbst äußerst kritisch gegenüber. „Ich habe einmal provoziert, was passiert, wenn so eine Bruchbude einfach weggerissen wird“, erzählt er. Die Antwort: Vielleicht gibt es eine Geldbuße, aber es ist ein Stück Heimat verloren gegangen. Das leuchtete Buchholz ein. Inzwischen leuchten seine Augen, wenn er von den Denkmalpflegern spricht. „Diese Begeisterung für ihre Sache ist einfach toll.“

Und sie ist ansteckend: Buchholz begann systematisch zu fotografieren, erst mit Diapositiven, inzwischen längst digital. Und sieht sich dabei nur als ein Helfer bei einer großen Sache. Denn die eigentlichen Helden sind für ihn die Bauherren, die ein von vielen längst abgeschriebenes Haus sanieren. „Was viele leisten, ist übermenschlich“, schwärmt Buchholz.

Die Beratung ist unbezahlbar

Um gleich darauf wieder das Hohelied der Denkmalpflege zu singen: „Die kostenlose Beratung ist unbezahlbar.“ Nur das staatliche Zuschusssystem ärgert ihn. „Der denkmalpflegerische Zusatzaufwand sollte nicht bezuschusst werden, sondern ersetzt“, meint Buchholz.

Doch bei aller Leidenschaft weiß der 75-Jährige: „Der Heimatpfleger wird bei Baufragen angehört, aber man hört nicht auf ihn.“ Ist das Resignation? Nein, die Erfahrung aus einem langen Kampf. Der sich lohnt.

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