Hilfsgelder sind am Victoriasee angekommen

4.12.2019, 15:00 Uhr
Hilfsgelder sind am Victoriasee angekommen

© Foto: Soroptimist International

Zusammen mit einer weiteren Neumarkterin, der Schriftführerin Renate Kellermann, und fünf Clubschwestern aus München war Bulheller-Meyer vom 27. Oktober bis zum 9. November nach Kenia gereist, um sich persönlich davon zu überzeugen, dass die von "Soroptimist International Nürnberg" gesammelten Hilfsgelder auch wirklich angekommen sind. "Denn in dem afrikanischen Land gibt es viel Korruption und die Spenden aus Europa verschwinden oft in irgendwelchen Kanälen", sagt Bulheller-Meyer.

5500 Euro gespendet

Die Soroptimistinnen aus Nürnberg und Neumarkt hatten nämlich 5500 Euro gespendet, um Frauen am Victoriasee in Kenia ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. "Sex for fish" (Sex für Fisch) – diese Praxis sollte ein Ende haben. Durch Vermittlung von kenianischen Clubschwestern wurden am Nyandiwa Strand in Kisumu/Kenia zwei Fischerboote angeschafft, die es den Frauen ermöglichen, von den männlichen Fischern unabhängig zu werden.

Kurz nach ihrer Ankunft in Kisumu trafen Bulheller-Meyer und die anderen Frauen die Fischerinnen am Strand, die sie mit Trillern und Gesängen empfingen und ihnen zum Dank für die beiden Boote in einem knapp halbstündigen Ritual geradezu huldigten. Die Boote sind in den Soroptimist-Farben Gelb und Blau gestrichen und tragen die Aufschrift "Soroptimist International Deutschland".

"Später habe ich die Frauen gesehen, wie sie am Markt Fische verkauften. Erst da war ich mir sicher: Das Geld ist angekommen", freut sich Bulheller-Meyer. Damit die Boote lange zu gebrauchen sind, spenden die Nürnberger und Neumarkter Clubschwestern künftig jedes Jahr 500 Euro zu deren Erhalt.

Freilich gäbe es in Kenia noch viel mehr zu tun, "es fehlt an allem, das lässt einen nicht mehr los ", sagt Bulheller-Meyer. Die kenianischen Clubschwestern zeigten den deutschen Frauen andere Hilfsprojekte, etwa ein Waisenhaus mit einem morastigen Hof, verrosteten Spielgeräten, umgeben von Müll, zerstörten Fensterscheiben, Kindern mit Hungerbäuchen, die zur Begrüßung ein Lied sangen, offenbar voller Freude, weil sie danach etwas zu essen bekamen.

"Im Schlafsaal standen Stockbetten mit Lumpen, aber ohne Matratzen oder Moskitonetze", erinnert sich Bulheller-Meyer. Sie besuchten auch eine sogenannte "Smiling School", die von fünf bis zehnjährigen Kindern besucht wird. "Dort herrscht ein extremer Drill, die Religion steht über allem, da hat kein Kind gelacht", sagt Bulheller-Meyer. Auch Wasser- und Solarprojekte wurden besichtigt. Die kenianischen Frauen werden zudem in Gemüseanbau geschult, bekommen Samen für landwirtschaftliche Mini-Betriebe, "aber das ist alles wenig effizient".

Angesichts der verbreiteten Armut war es Bulheller-Meyer peinlich, wie sie jeden Abend aufwändig bewirtet wurden, "da fühlt man sich nicht wohl". Vorsorglich hatten sie und Renate Kellermann sich in einem Hotel und nicht bei Privatleuten einquartiert. "Wir waren die einzigen, die nicht krank wurden", sagt Bulheller-Meyer. Angesichts dieser "überwältigenden, aber auch entsetzenden Eindrücke" war die 69-jährige Neumarkterin froh, als sie wieder in Amsterdam gelandet war. "Seit ich in Kenia war, genieße ich den Luxus, die Sicherheit und das Privileg, hier in Deutschland leben zu dürfen."

"Beste Schwestern"

Soroptimist International (SI) ist eine der weltweit größten Service-Organisationen berufstätiger Frauen mit gesellschaftspolitischem Engagement. Getreu der Bedeutung ihres Namens "Soroptimist", was sich vom lateinischen "sorores optimae" für "beste Schwestern" ableitet, fördert und befähigt SI Frauen und Mädchen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

SI hat weltweit in 132 Ländern rund 80 000 Mitglieder. Zu SI Europa (mit Afrika) gehören rund 1300 Clubs mit rund 35 000 Mitgliedern in 58 Ländern. Alljährlich setzen die Mitglieder weltweit durchschnittlich 4500 Projekte um, die bereits etwa 1,7 Millionen Frauen und Mädchen zugute gekommen sind.

Den SI Club Nürnberg gibt es seit 31 Jahren. Er hat aktuell 27 Mitgliedsfrauen, von vier Vorstandsmitgliedern stammen drei aus Neumarkt.

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