Historischer Moment: Evangelische feiern im Münster in Neumarkt Konfirmation

4.10.2020, 19:16 Uhr
Historischer Moment: Evangelische feiern im Münster in Neumarkt Konfirmation

© Foto: Wolfgang Fellner

"Das ist ein einmaliges Ereignis", sagte Pfarrer Martin Hermann, der mit seinen sechs Konfirmanden vorher vom Kirchsaal neben der Christuskirche durch die Klostergasse ins Münster gezogen war.

In St. Johannes gab es vor, während und nach dem 30-jährigen Krieg immer wieder auch protestantische oder calvinistische Geistliche, die die Gottesdienste zelebrierten. Getreu der Formel: Wes Glauben der Herrscher ist, des Glauben hat das Volk zu sein. Das endete, als die Oberpfalz an Bayern fiel und die Rekatholisierung begann.

Orgel jubelte

Eine Konfirmation habe es in der Stadtpfarrkirche trotzdem noch nie gegeben, sagte Pfarrer Hermann. Denn die Konfirmation etablierte sich im Protestantismus flächendeckend erst im 18. Jahrhundert.

Und so kam es, dass am Tag der Einheit um 11 Uhr sechs Konfirmanden und ihre Familien in der Kirche Platz nahmen. Der Posaunenchor blies von der Empore, die Orgel jubelte, gespielt von Beatrice Höhn. Sie greife nicht zum ersten Mal in die Tasten, verriet sie, und auch der Posaunenchor hatte seine Premiere im Münster schon lange hinter sich: Unter anderem bei einer Hochzeit hatte er aufgespielt.

Gott brauche keine Liturgie, Gott sei da, sagte Pfarrer Hermann mit Blick auf den stark geänderten Ablauf des Gottesdienstes. Immer wieder setzte er seine Maske auf; wenn er hinter dem Altar sprach, konnte er sie wieder abnehmen.

Gerade die Distanz während der Vorbereitung und jetzt bei der Zeremonie widerstrebe den Konfirmanden, sagte Hermann. Jeder hatte einen oder zwei vertraute Personen mitbringen dürfen, die ihm die Hand auf- oder später das Kreuz umlegten. Damit Distanz gewahrt blieb zu den anderen. Das erste Mal am Tisch des Herren gestaltete sich auch anders, es gab für jeden einen eigenen Becher; bevor er sie verteilte, desinfizierte sich Pfarrer Hermann sorgfältig die Hände.

Strahlende Gesichter

Trotzdem: Strahlende Gesichter bei den Konfis und ihren Verwandten, die mit der festlichen Feier im katholischen Herzen der Stadt kein Problem hatten. Eine "wunderschöne Kirche", lobten Großeltern, die das erste Mal im Münster waren. "Zeit ist es geworden", ermunterte eine Gläubige zu mehr Miteinander. Vor 30 Jahren sei er das letzte Mal hier gewesen, sagte ein Dritter: beim Schulgottesdienst der Bräugasse in seiner Kindheit.

Und für Mesner Max Großhauser, der den Gottesdienst begleitete, gab es am Ende einen donnernden Applaus für seinen Einsatz.

Die erste Konfi-Gruppe waren Nele Erler, Samuel Hierl, Selina Hoffmann, Stefan Kleinöder, Zoe Kohlstadt und Emely Rupp, die zweite Isabell Hauschka, Anne Hämmelmann, Rosalie Kerling, Melissa Klein, Mirjam Siemer, Mia Preuß, Valeria Tsurikov und Katharina Virnich. Konfi-Team: Johanna Bayerl, Elea Distler, Christiane Linzmaier, Ehrhard Löwe, Annika Thaben, Vanessa Wild und Pfarrer Martin Hermann.

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